Mario Gomez, der Quoten-Held
Der Stürmer trifft und trifft. Nach Gerd Müller hat er die zweit beste Quote aller Torjäger der Bayern. Bleibt er für immer in München?
München - Dieses gute Gefühl, an Weihnachten auf die Tabelle schauen zu können und den Klubnamen FC Bayern an Position eins zu lesen, haben die Spieler und Verantwortlichen lange nicht gehabt. Verdammt lange nicht. Man mag es kaum glauben: Schon vier Jahre ist es her, dass die Bayern Herbstmeister waren – 2007 unter Trainer Ottmar Hitzfeld, dank der besseren Tordifferenz vor Bremen.
Die Störenfriede aus Bayern-Sicht waren seitdem: 2008 TSG Hoffenheim, 2009 Bayer Leverkusen, 2010 Borussia Dortmund. Nun ist Bayern wieder da, „wo wir von unserem Selbstverständnis hingehören”, wie es Toni Kroos formulierte. Ganz oben. Heißt rein rechnerisch: Zu 87,5 Prozent werden die Bayern 2012 nun Meister, bisher gelang ihnen das 14 Mal nach 16 Hinrundenspitzenreiterschaften.
Mit den größten Anteil am Erreichen des Etappenziels hat Torjäger Mario Gomez. Der 26-Jährige machte mit seinem Doppelpack aus dem 0:1 ein 2:1 beim VfB Stuttgart. Effizienter geht’s kaum: Fünf Torschüsse, zwei Treffer. Unter einem Doppelpack macht er’s kaum. Bereits zum fünften Mal in dieser Saison erzielte Gomez zwei oder mehr Treffer für Bayern. „Das erste Tor machte er überragend”, lobte Mitspieler Thomas Müller, „er hat sich von der Szene zu Beginn nicht beirren lassen.” Bezeichnend für den neuen Gomez. Früher hätte er sich durch einen Fauxpas wie nach fünf Minuten, als er eine perfekte Robben-Vorlage verdaddelte und fünf Meter frei vor dem Tor versagte, aus dem Konzept bringen lassen. Nun antwortet er per Doppelpack.
Den Qualitätsabfall seiner Mannschaft im Überzahlspiel nach Molinaros Gelb-Roter Karte wertete er als „schade und extrem ärgerlich”. Bei einem Fernsehauftritt im „SWR” war Gomez milder gestimmt. „Wir sind auf einem guten Weg, wir haben die Qualität, Meister zu werden. Ich bin überzeugt davon, dass wir es schaffen. Deshalb war der Sieg ganz wichtig.”
Auch für ihn. In den drei Ligaspielen zuvor hatte er nicht getroffen – das macht die Statistiker nervös, ihn schon lange nicht mehr. Mit seinen Saisontoren 14 und 15 (plus ein Treffer im DFB-Pokal und sechs Tore in der Champions League) klettert er in der Rangliste der Bayern-Torjäger auf Platz zwei, was die Torquote betrifft (siehe Tabelle unten).
Nur der legendäre Gerd Müller kommt auf mehr als ein Tor pro Spiel im Durchschnitt, doch Gomez liegt besser als Luca Toni, Roy Makaay und Giovane Elber und weit vor seinen Bossen Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß. Tendenz steigend. In einer Wertung steht Gomez sogar vor Müller, dem Bomber der Nation: Während der 83 Spiele bis zum 50. Bundesliga-Tor brauchte, schaffte es Gomez in nur 71 Partien. Ein Quoten-Held.
Zweieinhalb Jahre hat Gomez erst im Bayern-Trikot hinter sich, sein Vertrag läuft bis 2013. Und momentan kann er sich vorstellen, für immer in München zu bleiben: „Es gehören immer zwei Seiten dazu, aber es gibt für mich keinen Grund, über einen anderen Verein nachzudenken. Solange ich hier gebraucht werde, werde ich auch hier bleiben. Und ich werde alles dafür geben, dass das noch ganz lange so ist.”