Marin, der Mini-Ribéry
Gladbachs Talent, ein Kandidat für den FC Bayern. Am Samstag spielt er bei Klinsmann vor, am Mittwoch im Länderspiel der deutschen Nationalelf dann gegen England – und auch die WM 2010 hat er schon fest eingeplant.
MÜNCHEN Dem klebt der Ball am Fuß. Eine schöne Fußball-Floskel, zugleich aber auch ein Lob. Wer Marko Marin zuschaut, erkennt: Auf den Gladbacher Flügelspieler trifft das zu. Der Ball ist eben – um in der Floskelwelt zu bleiben – sein Freund. Da hatten Markenstrategen eine clevere Idee: Der Düsseldorfer Konzern Henkel vertreibt die Marke „Pattex“ und schloss mit dem 19-Jährigen einen Vertrag. Und prompt sagte er: „Nur Pattex klebt besser als der Ball an meinem Fuß“. Wie schön.
Um die Qualität des Produktes, die Stärke seiner Sekundenkleber, zu beweisen, werden sie den Mann, na ja, das Männchen mit 1,69m Körpergröße, an Decken hängen – an den Schuhsohlen. Längst schon sind die Bayern am „Hanging Man“ dran, so ein Deal fällt ja nicht vom Himmel. Am Samstag (15.30 Uhr, liveticker bei abendzeitung.de) könnte Marin wieder direkte Argumente liefern, er spielt vor im Duell der Gladbacher gegen den FC Bayern.
16 Regionalligaspiele, 31 Einsätze in der Zweiten Liga, 16 Bundesligapartien und drei Einwechslungen in der Nationalelf – schon ist Dribbelirrwisch Marin zu einem der begehrtesten Jungkicker der Nation geworden.
Bundestrainer Joachim Löw war es, der den Marktwert des im damaligen Bosnien-Herzegowina geborenen Marin in die Höhe trieb. Er berief den Gladbacher als Erstliga-Aufsteiger in den erweiterten Kader für die EM in Österreich/Schweiz (strich ihn später aber wieder). Marin war geadelt, feierte in einem Test sein Nationalelf-Debüt. „Der Kleine ist wahnsinnig positiv. Er kann der Mannschaft etwas Besonderes geben“, lobte Löw, „er macht nicht vier Übersteiger aus Selbstgefälligkeit, sondern weil er am Gegner vorbei will.“ Ein Typ wie annodazumal Wiggerl Kögl, heute die deutsche Variante eines Franck Ribéry (25).
Am 13. Juni 2007 unterschrieb Marin einen Profivertrag bei der Borussia, der bis zum 30. Juni 2010 datiert ist. Eine vorzeitige Vertragsverlängerung schlossen Marin und sein Berater Miroslav Stevic, der Ex-Löwe aus, sie sind ja nicht naiv. Bei Bayern beschäftigt man sich schon länger mit Marin, schließlich soll eines der besten deutschen Talente nicht nach zu Arsenal London, zum AC Florenz oder zum FC Valencia – all diese Klubs haben Marin schon beobachten lassen. Und dass man beim FC Bayern es nicht zulassen möchte, dass ein solch begnadeter Spieler ins Ausland und nicht nach München wechselt, hat Manager Uli Hoeneß in anderen Fällen oft genug betont.
Mehmet Scholl sei sein Vorbild, sagte Marin („Seine Spielweise hat mir gefallen“). einmal. Seine Spielweise ist der von Franck Ribéry ähnlich. Auge in Auge auf den Gegner zu und mit Tempo und Mut hinein ins Dribbling. Geht es schief, nächster Versuch. Immer wieder. Ein Zweikampf-Zocker. Selbstbewusst ist er. „Natürlich möchte ich irgendwann Champions League spielen. Wann es soweit ist, kann ich jetzt noch nicht sagen. Das wird sich ergeben“, meinte Marin, der im Kader für das Länderspiel am Mittwoch gegen England steht. Südafrika 2010 hat er fest eingeplant. Marin: „Das ist nicht nur ein Traum, sondern auch ein Ziel. Wenn man wie ich schon so jung in der Quali dabei ist und noch zwei Jahre Zeit hat sich zu entwickeln, ist das auch realistisch. Ich will unbedingt dabei sein.“
Bis dahin muss er an sich arbeiten, was Glamour und Chic betrifft. Franck Ribéry und seine Frau Wahiba wissen mittlerweile, dass ganz München ein Laufsteg ist, wie am Mittwoch bei der Shoperöffnung von Louis Vuitton in der Neuhauserstraße. Da hat Pattex-Marin Nachholbedarf.
Patrick Strasser