Marcel Reif: "Richtig lieb haben tut Guardiola keiner"

München - Im Gespräch mit Sportradio 360.de hat der scheidende Sky-Kommentator Marcel Reif kritisiert, dass unter Pep Guardiola die Bayern-DNA verschüttet worden sei. Es fehle ihm die Wärme und die Herzlichkeit, die den Verein auszeichnen, so Reif.
Als Trainer sei Guardiola über alle Zweifel erhaben, er habe gute Spieler zu sehr guten gemacht und sehr gute Spieler zu Weltfußballern, meinte Reif. Der TV-Kommentator schwärmte regelrecht: "Das ist ein Niveau, das ich noch nicht gesehen habe." Besonders die erste Halbzeit in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen Wolfsburg habe ihn beeindruckt.
Trennung von Trainer und Mensch Guardiola
Dennoch würden die Spieler froh sein wenn Carlo Ancelotti das Zepter übernimmt, prognostizierte Reif. "Richtig lieb haben tut Guardiola keiner.", sagte er und meinte, dass, im Gegensatz dazu Ancelotti, ein Mensch zum Lieb haben sei. Unter den kühleren Typen Rummenigge und Guardiola sei das "Menscheln" im Verein viel zu kurz gekommen.
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Die Spieler seien sicher froh, mal durchatmen zu können, nachdem sie 20 Systeme gelernt hätten und aus dem simplen Fußballspiel ein Schachspiel mit Nummern geworden sei. Außerdem sei es Guardiola nicht gelungen eine "Nestwärme" innerhalb seines Teams zu erschaffen.
Journalisten verärgert über Guardiola
Daher verwundert es Reif auch nicht, dass viele Gerüchte aus der Bayern-Kabine an die Öffentlichkeit geraten. Denn besonders bei den Journalisten habe Guardiola viele unbezahlte Rechnungen hinterlassen. Durch seinen inflationären Gebrauch des Superlativs und die "schroffe Art" habe er den Journalisten "regelmäßig einen vor den Latz geknallt". In England müsse sich Guardiola auf raueren Wind in der Presselandschaft einstellen, so Reif.
In der verbleibenden Zeit in München müsse Guardiola zeigen, dass er auch die Konflikte innerhalb einer Mannschaft moderieren kann, wie es Jupp Heynckes getan habe.