Manuel Neuer und Thomas Müller: DFB-Abschied auf Raten?

Steht mit dem WM-Aus auch das Ende einer Ära an? Thomas Müller redet über einen möglichen Rücktritt, Ilkay Gündogan schweigt vielsagend. Und Kapitän Manuel Neuer schließt einen Abschied kategorisch aus.
von  Patrick Strasser
Machen Manuel Neuer und Thomas Müller in der Nationalmannschaft weiter?
Machen Manuel Neuer und Thomas Müller in der Nationalmannschaft weiter? © IMAGO/ULMER (www.imago-images.de)

Mit seinem 19. WM-Spiel hat Manuel Neuer Geschichte geschrieben. Er ist im ewigen Ranking nun Rekordtorhüter aller Weltmeisterschaften. Diese Bestmarke, mit der er Brasiliens Claudio Taffarel sowie Sepp Maier (je 18 WM-Spiele) abgelöst hat, wird ihn, den so ehrgeizigen Kapitän der deutschen Nationalelf, nicht glücklich machen.

Wieder zwei Gegentore, fünf insgesamt. Wieder hielt Neuer seine Mannschaft mit einer Weltklasse-Parade im Spiel, und erneut sah er dann schlecht aus, als Costa Rica auf 1:1 und 2:1 stellte.

Rücktritt kommt für Neuer nicht infrage

Mit diesem nutzlosen 4:2-Erfolg und dem damit verbundenen Vorrunden-Aus will der 36-Jährige seine Nationalelf-Karriere nicht beenden. Ein Rücktritt kommt für ihn nicht infrage.

"Solange ich eingeladen werde und meine Leistung zeige, kann ich das ausschließen", sagte Neuer in Al Khor. Alles keine Überraschung. Neuer sieht sich nicht im Körper eines 36-Jährigen, will all die verlorene Zeit aufgrund seiner diversen Verletzungen jetzt noch dranhängen, den Herbst seiner Karriere strecken. Im Oktober hatte der Bayern-Kapitän wegen einer Schultereckgelenk-Prellung von Mitte Oktober an sieben Pflichtspiele der Münchner verpasst, erst Anfang November - und damit rechtzeitig zur WM - sein Comeback feiern können. Laut "transfermarkt.de" kommt Neuer auf schon 25 (!) Verletzungen und musste so 105 Spiele und knapp zwei Jahre verletzungsbedingt aussetzen.

Sein Vertrag bei Bayern wurde bis 2024 verlängert - wohl deshalb hat er auch die Heim-EM als letzten Höhepunkt im DFB-Trikot im Visier. Fragt sich nur, was Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona, seit Jahren als Nummer zwei Neuers Stellvertreter, aber auch mit 30 Jahren nicht mehr der Jüngste, dann macht, falls Neuer die Nummer eins bleibt.

Unter einem Bundestrainer Hansi Flick wäre dies weiter der Fall. Würde ter Stegen (30 Länderspieleinsätze) noch bis nach der EM 2024 warten, um Neuer erst danach zu beerben?

Müller deutet Rücktritt an

Auch Thomas Müller (33) machte in Al Khor sein 19. WM-Spiel, damit liegt er wie Neuer nur ein Spiel hinter Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm, die alle gemeinsam 2014 in Rio Weltmeister wurden. Anders als der Torhüter äußerte sich Müller nicht so klar, was seine Zukunftsgedanken betrifft. Unmittelbar nach Abpfiff des Spiels hatte er in der ARD seinen Abschied mit einer Rede an die Fans angedeutet: "Ich habe in jedem Spiel versucht, mein Herz auf dem Platz zu lassen, allen Einsatz geliefert. Ich habe es mit Liebe getan. Es war ein enormer Genuss. Liebe Leute, vielen Dank. Wir haben unglaubliche Momente miteinander gehabt."

Später, nach dem Duschen, klang Müller nach seinem 121. Länderspiel (44 Tore) etwas zurückhaltender: "Was die Zukunft betrifft, werde ich mir die nötige Zeit geben und ein paar Tage nachdenken." Er werde sich mit seiner Frau Lisa und Flick besprechen, "dann dazu konkret äußern".

Jamal Musiala würde Müllers Abschied aus dem DFB-Team bedauern, weil der ihm als Mentor und Ratgeber so viel geholfen habe. Es wäre "traurig für uns alle, für ganz Deutschland", sagte der 19-Jährige. Für Joshua Kimmich ist Müller (sein Vertrag bei Bayern läuft bis 2024) immer noch "auf allerhöchstem Niveau unterwegs". Dennoch ist die Tendenz klar: Müller nimmt sich bald mehr Zeit für seine geliebten Pferde und Hunde.

Ilkay Gündogan (32), dessen Vertrag bei Manchester City im kommenden Sommer ausläuft, schwieg am Abend des kollektiven Scheiterns. Seine DFB-Karriere wird er nach 66 Länderspielen (17 Tore) davon abhängig machen, ob Flick bleibt und falls nicht, wer der Nachfolger wird. Nach dem Aus bei der EM 2021 wollte Gündogan bereits zurücktreten, Flick überzeugte ihn vom Gegenteil.

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