Manuel Neuer: Endlich dahoam!

Spätestens nach dem Triumph in Gladbach ist der Elfmeterheld beim FC Bayern angekommen. Heynckes dankt dem „Matchwinner“, der Keeper flachst: „Dantes Schuss habe ich drüber geguckt“
Mönchengladbach - Nein, diesmal war kein Schnick-Schnack-Schnuck nötig. Dabei ging es ums Elfmeterschießen zum Einzug ins Pokalfinale, nicht um einen Freistoß beim stand von 3:0 wie letzten Samstag in Berlin. „Es gab ja mehrere Schützen“, meinte Toni Kroos und lachte, „also mehrere Gewinner. Außerdem haben sich alle sofort freiwillig gemeldet.“
David Alaba, Franck Ribéry („Der Trainer hatte Angst, als er sah, dass ich einen Elfmeter schießen will“), Philipp Lahm, Toni Kroos, und „unsere Bank“ (Präsident Uli Hoeneß) Arjen Robben, dem die Tour vermasselt wurde. Er kam gar nicht mehr dran, weil alle vier Bayern-Schützen souverän verwandelten und Manuel Neuer den vierten Elfer von Gladbachs Nordtveit artistisch parierte – 2:4. Die Bayern waren angekommen. Der gesamte Verein in Berlin und Manuel Neuer in München. Neuer – endlich dahoam.
Der Keeper breitete die Arme aus und empfing die anstürmenden Mitspieler. Welch’ Moment, welch Urkraft. Die Sekunde der Erleichterung, der Bestätigung. Neuer kann Kahn. Denn der legendäre Vorvorgänger war es, der das letzte Elfmeterschießen für den FC Bayern gewonnen hatte: Am 6. August 2007 bei Wacker Burghausen, in der ersten Runde. Bayern siegte 4:3 und holte im Mai 2008 den Pokal. Gegen? Zufälle gibt’s nicht: Borussia Dortmund.
„Manuel Neuer ist der Matchwinner, weil er kurz vor Schluss gegen Marco Reus gerettet und einen Elfmeter gehalten hat“, lobte Bayern-Chefcoach Jupp Heynckes den Nationaltorhüter. „Da hat er gezeigt, dass er sich von all dem nicht beirren ließ. Eine Super-Leistung!“ Der Gefeierte blieb bescheiden, wollte seinen spektakulärsten Auftritt seit seinem Wechsel im Juli 2011 vom FC Schalke nach München nicht prahlend auskosten. Im Gegenteil. Er punktete mit Späßen und Ehrlichkeit. „Den Schuss von Dante habe ich drüber geguckt. Den Nordtveit hatten wir nicht auf dem Zettel“, meinte Neuer, „ich habe zum Torwarttrainer geschaut. Er hat angezeigt, dass er es nicht weiß und ich es mir aussuchen soll. Deshalb habe ich mich auf mein Gefühl verlassen und er hat in die Mitte geschossen." Bingo.
Ausgerechnet an diesem Ort, an dem er zum Rückrundenauftakt mit einem schweren Patzer das 1:0 bei Gladbachs 3:1-Sieg verursachte hatte. „Gerade hier, wo ihm das Malheur passiert ist, hat er so souverän gespielt und uns in den wichtigen Phasen im Spiel gehalten. Das Elfmeterschießen hat er gut gemeistert“, sagte Präsident Uli Hoeneß, „das freut mich für ihn. Allerdings wäre es lächerlich gewesen, wenn wir verloren hätten. Gladbach hatte zwei Torchancen und wir sechs.“ Und ter Stegen im Tor, nicht Manuel Neuer.
Mit Sprechchören feierten die Bayern-Fans im Borussia-Park ihren Torhüter schon vor den entscheidenden Schüssen. Noch im Sommer hatten Teile der Fans gegen den Gelsenkirchener („Koan Neuer!) heftig protestiert. Hoeneß Freude sich über den Zuspruch: „Das ist ein wichtiges Signal, weil wir nach wie vor Probleme mit der Südkurve haben. Da sollte sich der eine oder andere überlegen, ob er das aufrechterhalten will.“
Ob er denn nun endgültig in München angekommen sei, wurde Uli Hoeneß gefragt. Die Antwort: „Bei mir schon lange.“