Manuel Neuer: Der Vielgelobte

Nationalkeeper Manuel Neuer ist schon 36 Jahre alt, doch er ist weiter eine Klasse für sich. "Er ist immer noch der beste Torwart der Welt. Dafür, dass es noch eine Zeit lang so weitergeht, sind wir sehr dankbar."
von  Matthias Kerber
Steht am Samstag in der Nations League gegen Ungarn zum 112. Mal im deutschen Tor: Keeper und Kapitän Manuel Neuer.
Steht am Samstag in der Nations League gegen Ungarn zum 112. Mal im deutschen Tor: Keeper und Kapitän Manuel Neuer. © IMAGO/Pressefoto Baumann

München - Wenn die Vorgesetzten eine Laudatio nach der anderen vortragen und das Lied der Lobpreisung plakativ und für alle seh- und hörbar anstimmen, kann das nur zwei Gründe haben: Entweder haben die Amts- und Würdenträger hinter ihrem Rücken bereits eine Säge versteckt, um den Besungenen abzusägen und letztlich weg - ganz weit weg - zu loben.

Oder sie sind wirklich in Ehrfurcht erstarrt.

Von ersterem Vorgang dürfte der damalige Nationaltorwart Oliver Kahn vor der Heim-WM 2006 ein ziemlich misstöniges Lied singen können. Schließlich hatte ihn Bundestrainer Jürgen Klinsmann stets mit Lob überhäuft, aber eine klare Positionierung dabei vermieden, nur um dann Jens Lehmann für das Sommermärchen zu seiner Nummer 1 zu machen.

"So, wie ich ihn wahrnehme, ist er immer noch der beste Torwart der Welt"

Die Alternative ist, dass den Bossen jegliche klinsmannsche Zweigesichtigkeit fremd ist. Bei Bundestrainer Hansi Flick dürfte das sicherlich gegeben sein - und auch DFB-Sportdirektor Oliver Bierhoff darf man es in diesem Falle abnehmen, dass er die "Wahrheit und nichts als die Wahrheit" sagt, wenn beide Torwart und Kapitän Manuel Neuer hochleben lassen.

"So, wie ich ihn wahrnehme, ist er immer noch der beste Torwart der Welt. Das hört morgen nicht auf. Ich sehe bei ihm immer noch viel Elan und Begeisterung, auch körperliche Beweglichkeit, dass dies noch eine Zeit lang so weitergeht, und da sind wir sehr dankbar", sagte Bierhoff vor dem Spiel der Nationalmannschaft in der Nations League in Ungarn.

Wer Neuer beim 1:1 gegen England durch die Gegend hechten, die Bälle abwehren und die gegnerischen Stürmer zur Verzweiflung bringen sah, der würde nie glauben, dass sich der Bayern-Keeper mit seinen 36 Jahren bereits im Herbst seiner Karriere befindet. "Das war wirklich mehr als beeindruckend", attestierte Bierhoff dem fast unüberwindlichen Wächter des deutschen Tores. In Ungarn nimmt er diese Rolle bereits zum 112. Mal ein.

Ein fast unüberwindliches Hindernis: Nationalkeeper Manuel Neuer beim 1:1 gegen England.
Ein fast unüberwindliches Hindernis: Nationalkeeper Manuel Neuer beim 1:1 gegen England. © GES/Helge Prang

"Manuel vereint natürlich alles"

Und auch Flick hatte Neuers Einzigartigkeit nach dem England-Spiel besonders betont. "Er ist und bleibt ein Weltklasse-Torhüter, für mich der beste Torhüter auf der Welt. Wir hatten mit Manu einen Keeper, der die Chancen Englands vereitelt hat."

Und dabei hat Deutschland mit Kevin Trapp von Eintracht Frankfurt und Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) zwei weitere Torhüter, die in fast jedem anderem Land die Nummer 1 wären. Einen Vergleich zur Situation mit Lehmann und Kahn 2006 will Bierhoff lieber gar nicht aufkommen lassen. "Manuel vereint natürlich alles, weil er stark im Stellungsspiel ist, viel antizipiert, aber auch in dem Alter sch

nell, reaktiv und geschmeidig ist. Das sieht man auch daran, dass er fähig ist, alle Sportarten zu machen, er radelt, spielt Tennis und und und."

Und natürlich Fußball, auf einen weiter fast unfassbaren Niveau. Da kann man nur Loblieder singen - ohne Hintergedanken.

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