Manuel Neuer, der Spielmacher

Mit schnellen, präzisen Abwürfen bereitet Torwart Manuel Neuer in der Nationalelf und beim FC Bayern Tore vor. Das lernte er in der Schule, Tipps holt er sich von den Handballern
Thomas Becker |
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Ausnahme-Torwart: Manuel Neuer
dpa Ausnahme-Torwart: Manuel Neuer

Mit seinen schnellen, präzisen Abwürfen bereitet Torwart Manuel Neuer in der Nationalmannschaft und beim FC Bayern Tore vor. Das lernte er in der Schule, Tipps holt er sich von den Handballern.

Düsseldorf Die Handballer des FC Bayern mühen sich in der Bezirksliga – viel Luft nach oben. Bayerischer Meister war man zuletzt in den 50ern. Höchste Zeit, dass Uli Hoeneß auch noch ein Handball-Herz bei sich entdeckt. Einen Torwart sowie Synergienutzen hätte er schon mal: Manuel Neuer. Chronisch unterfordert in seinem Job als Fußballkeeper bei Bayern und wohl auch wieder am Dienstag in der DFB-Elf gegen Belgien (Düsseldorf, 19 Uhr), zugleich wie gemacht für den Posten zwischen den engen Pfosten: groß, kräftig, prima Reflexe, Meister des präzisen Speed-Passes zum Tempogegenstoß. Die Bayern-Handballer würden ihn mit Kusshand nehmen, diesen Neuer. Erst recht nach seinem Bewerbungsspiel samt zwei Vorlagen zum 3:1 gegen die Türkei. Wie Neuer als Torhüter zum Spielmacher werden konnte:

Sportunterricht: Neuer hatte an der Gelsenkirchener Gesamtschule „Berger Feld” in der Oberstufe Sport als Leistungskurs belegt und dabei vor allem viel Spaß an den Wurfdisziplinen der Leichtathletik. Bei dem punktgenauen Abwurf zu Thomas Müller, der in der 35. Minute zum 1:0 gegen die Türkei führte, ähnelte Neuers Schleuder-Bewegung der eines Diskuswerfers. Zufall war dieser Spielzug nicht: „Ich habe Thomas gesagt, dass der linke Verteidiger sehr hoch steht, und dass die Möglichkeit besteht, dass ich ihn gleich anwerfe. Ich habe ihm ein Zeichen gegeben. Das war schon geplant.” Und wird im Training auch geübt, wie Joachim Löw bestätigte: „Er hat diese langen Bälle ganz bewusst gespielt. Das ist sein Spiel. Das macht ihn so wertvoll, auch für die Offensive.”

Hallenfußball: Das schnelle Abwerfen, die Spieleröffnung aus der Hand hat Neuer schon von klein auf praktiziert: in den Jugendspielen und auch bei Turnieren in der Halle. „Da musste der Ball immer zunächst die Bande berühren, bevor er über die Mittellinie gespielt werden durfte”, erinnert sich Neuer, „so habe ich dann Angriffe mit gezielten Würfen eingeleitet.” Diese Abwürfe gehörten schon lange zum Repertoire, das Spiel schnell zu machen, sei schon immer sein Ziel: „Das ist wie Skifahren oder Tennis: Das verlernt man nicht.”

Training: Die Präzision seiner Abwürfe kommt jedoch nicht von ungefähr, sondern von regelmäßigem Training. Manchmal stellt sich Neuer auf Höhe der Mittellinie auf den Außenpositionen kleine Tore auf und versucht per Abwurf ins Tor zu werfen – wie ein Handballer. „Das schult die Genauigkeit der Abwürfe”, sagt Neuer, „wenn ich das nicht ständig trainieren würde, würde es auch nicht so klappen. So wie David Beckham nach dem Training immer Freistöße geübt hat, übe ich halt Abwürfe.” Vor-Vorgänger Oliver Kahn hatte einst mit Bayern-Stürmer Giovane Elber ebenfalls den schnellen Gegenstoß trainiert – allerdings mit einem Abschlag per Fuß, in möglichst flacher Flugkurve.

Tipps vom Handballer: Anfang September traf Neuer einen Nationalmannschafts-Kollegen: Handball-Keeper Johannes Bitter. Beide entdeckten Parallelen in ihrem Spiel. Neuer gestand, sich bei den Handballkeepern einiges abzuschauen, und Bitter meinte: „Er macht Bewegungen, die die meisten nicht machen. Viele Fußballtorhüter liegen schnell auf der Erde, wenn der Angreifer auf sie zukommt. Er bleibt wie wir Handballer lange stehen und verkürzt den Winkel, wie es im Fußball nicht oft zu sehen ist.”

Bleibt eigentlich nur noch die Frage, wann Neuer in der Handball-Bezirksliga einsteigt. Eine Doppelspielberechtigung dürfte kein Problem sein, Training ist in der Bayern-Zentrale an der Säbener Straße, jeden Montag- und Mittwochabend, halb neun bis halb elf, die Spiele finden meist Samstagabends statt – da funkt der Bundesliga-Spielplan nur selten dazwischen, so wie nächsten Samstag, wenn es gegen den Post SV München geht. Irgendwo muss die Energie von diesem Manuel Neuer schließlich hin. Und Spielmacher plus nationale Nummer eins im Handball- und Fußball-Tor – das hat noch keiner geschafft.

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