"Mandzukic ist der Knaller, Pizza ein Fuchs"
AZ: Herr Elber, was halten Sie von Javi Martínez?
GIOVANE ELBER: Geld hin, Geld her – Erfolg kann man damit nicht kaufen. Ob er 40 Millionen Euro wert ist? Ich weiß es nicht. In erster Linie ist doch wichtig, dass Martínez ein guter Junge ist und zum FC Bayern passt. Sie wollten ihn unbedingt, jetzt haben sie ihn.
Ein weiterer Neuzugang war Claudio Pizarro, mit dem Sie vor zehn Jahren das Sturmduo bei Bayern bildeten.
Ich finde es super, dass er jetzt wieder da ist! Und wie gut er spielt: Wenn er eingewechselt wird, macht er immer Betrieb. Der Junge ist in Topform, fast wie ein Jugendspieler!
Er hat Ihnen aber auch den Bundesliga-Torrekord für ausländische Spieler entrissen.
Ach, deswegen bin ich doch nicht böse! Im Gegenteil: Ich drücke ganz fest die Daumen, dass er noch viele Tore schießt – gerade jetzt, für Bayern. Claudio hat's verdient. Er ist ein echter Fuchs, geht immer dahin, wo’s weh tut. Hochachtung, was er alles erreicht hat.
Was hat Sie mehr überrascht: Der Wechsel von Mario Mandzukic zu Bayern oder dessen guter Einstand jetzt?
Dass er so gut ist. Ich weiß, wie schwer es ist, beim FC Bayern Fuß zu fassen. Der Junge ist ein Knaller, er hat voll eingeschlagen.
Schwierig ist die Situation für den verletzten Mario Gomez.
Er muss ruhig bleiben, nicht zu viel nachdenken. Wichtig ist, dass er schnell auf die Beine kommt. Er hat letzte Saison viele Tore geschossen und wird sicher nicht von heute auf morgen abgeschoben. Er wird seine Chance kriegen.
Sie waren in Ihrer Karriere öfter schwerer verletzt – Knöchelbruch, Kreuzbandriss, Schultereckgelenkssprengung. Was denkt man da?
Ich hatte große Angst davor, dass ich nicht mehr richtig gesund werde. Ich wusste aber, dass ich wieder spielen werde, wenn ich fit bin. Ottmar Hitzfeld hat immer gesagt: Schau nur, dass du im Training wieder voll angreifen kannst – das andere kommt von alleine. So ist das jetzt auch bei Gomez. Ihn darf man noch lange nicht abschreiben.
Pizarro, Carsten Jancker, Paulo Sergio, Alexander Zickler, Roque Santa Cruz – Sie hatten auch immer viel Konkurrenz im Bayern-Sturm.
Gott sei Dank war ich oft gesetzt, aber das ein oder andere Mal bin ich dank Hitzfelds Rotationsprinzip auch auf der Bank gesessen. Das ist aber nicht das Ende der Welt. Man muss sich fragen: Was mache ich falsch, was kann ich ändern? Dann wird das schon. Im Fußball ist es doch so: Am Samstag ist man schlecht, aber am Mittwoch plötzlich wieder ein Weltklassespieler.
Uli Hoeneß hat Gomez zuletzt nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst.
So ist der Uli eben! (lacht) Er will Gomez reizen. Mich hat er früher auch oft unter Druck gesetzt, im Bus oder in der Kabine, vor der ganzen Mannschaft. ’Giovane, das ist viel zu wenig, mein Freund! Was spielst Du da für eine Sch…?’, solche Sachen. Aber das ist auch gut so, weil man dann nie zufrieden ist. Man weiß, da ist immer einer, der ganz genau hinsieht und mehr, mehr, mehr will. Außerdem ist es viel besser, Hoeneß spricht mit dir, als wenn er gar nichts mehr sagt. Dann weißt du nämlich, dass es eng wird.
Wie Hoeneß haben auch Sie sich für Breno eingesetzt.
Das stimmt, auch wenn der Kontakt zu ihm abgebrochen ist, seit er im Gefängnis sitzt. Aber bald komme ich nach Deutschland, dann will ich ihn besuchen. Es ist eine schwere Situation für ihn, für die ganze Familie. Seiner Frau geht es soweit ganz gut, mit ihr stehe ich in Kontakt. Sie kann sich immer bei mir melden, wenn sie was braucht. Man darf die Familie jetzt nicht einfach im Stich lassen.
Der FC Bayern bekommt es am Sonntag mit dem VfB Stuttgart zu tun. Wie gut ist Ihr Kontakt zu Ihrem alten Kumpel Fredi Bobic?
Sehr gut, er hat mich auch schon mal hier in Brasilien besucht. Ich habe ihm sogar ein paar Spieler gezeigt, die er hätte verpflichten können! Ich finde, er liefert in Stuttgart zusammen mit Bruno Labbadia sehr gute Arbeit ab. Ich drücke Fredi ganz fest die Daumen, dass er Erfolg hat – aber nicht gerade am Sonntag gegen Bayern.