Magische Nacht: Großes, fleißiges Müller
Zwei Tore, eine Vorlage, ein Bodycheck: Gegen Barça spielt sich Thomas Müller in einen Rausch. „Er hat fantastisch gespielt”, sagt Boss Rummenigge.
München - Diese weit aufgerissenen Augen! Dieser noch weiter aufgerissene breite Mund! Dazu diese tiefrote Gesichtsfarbe unter der dunkelblonden Müller-Matte. Es hat schon einmal unzählige Bilder gegeben von Thomas Müller nach einem seiner eher seltenen Kopfballtreffern. Am 19. Mai 2012 war das, als Müller die Bayern in der Schlussphase mit 1:0 in Front brachte gegen Chelsea. Kurz danach musste er runter, danach nahm die Tragödie ihren Lauf.
Am Dienstag durfte Müller auf dem Platz bleiben nach seinem ersten Kopfballtreffer seit dem verlorenen Champions-League-Finale. Und das war gut so. Denn Müller spielte sich erst nach diesem erlösenden ersten Treffer gegen Barça in einen richtigen Rausch. Erst er machte dieses so oder so wunderbare Spiel in Fröttmaning zu einem magischen Erlebnis für jeden, der dabei sein durfte. Und das lag gar nicht mal nur daran, dass dieser Fährtensucher der Fußballplätze Bayern in der 24. Minute nach der Kopfballvorlage Dantes ebenfalls mit Köpfchen in Führung brachte. Auch nicht daran, dass er in der 49. Minute Gomez’ Treffer wieder mit seinem Schädel vorbereitete, so dass man sich fragte, wieso dieser Müller, der ja rhetorisch und fußballerisch eher unkonventionell daherkommt, seinen oberbayerischen Querschädel nicht öfter einsetzt. Oder daran, dass er Barça-Verteidiger Jordi Alba einfach mal auflaufen ließ, um Robben den Weg freizublocken auf dessen Weg zum 3:0. Und auch nicht nur daran, dass Müller schließlich auch noch das 4:0 erzielte, obwohl er da eigentlich schon nach einem Zusammenprall seine eigene Auswechslung angeordnet hatte – und den Treffer schließlich mit Krämpfen in den dünnen Waden erzielte.
Müller schrieb in dieser magischen Nacht vor allem an seiner Heldensaga, weil er unermüdlich rackerte; weil er, wie auch Franck Ribéry, überall auf dem Platz zu finden war; weil er eben nicht nur jede Position in der Offensive spielen kann – sondern es auch tat. Und das in einer Art und Weise wie man es eigentlich nur von kommenden Weltfußballer erwartet. „Müller hat fantastisch gespielt”, lobte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.
In den letzten Wochen hatte Müller immer wieder mal etwas indisponiert gewirkt. Doch gestern war er wieder da. Sieben Treffer hat er diese Saison in der Königsklasse erzielt, die meisten in seiner Mannschaft. Vor allem waren einige eminent wichtig: So traf er beim glanzlosen 1:0 in Lille, mit seinem Tor beim 1:3 bei Arsenal bewahrte er Bayern gar vor dem Aus im Achtelfinale. Und gestern ballerte er Bayern wohl schon ins Finale.