Magie und Blues: Musiala und Goretzka die Hauptakteure beim Titelgewinn des FC Bayern

München - Die Ein- und Auswechslungen von Bayerns Cheftrainer Thomas Tuchel in Köln: Sie wären – und man mag sich diesen weiteren Brandherd gar nicht vorstellen – bei einem Scheitern, einem 1:1 gegen die Rheinländer trotz Dortmunder Sieg-Unfähigkeit in alle Einzelheiten zerlegt worden. Und der dafür Verantwortliche – sprichwörtlich – in alle Einzelteile.
FC Bayern in Köln: Thomas Müller in der Startelf – und mit unglücklicher Leistung
Okay, Urgestein und Ur-Bayer Thomas Müller spielte wieder von Anfang an. Dies aber mehr schlecht als recht – und ziemlich unglücklich. Es war nicht sein Tag – auf dem Platz. Erst danach als Feierbiest.
Nach dem 1:0 durch den Sonntagsschuss von Kingsley Coman am Pfingstsamstag nahm Tuchel in der 62. Minute den offensiven Freigeist und Meister des Zufalls vom Platz, er brachte den Portugiesen João Cancelo als Linksverteidiger, stellte somit auf eine Dreierkette um, die gegen den Ball dann zur Fünferkette wurde.
Gnabry verursacht mit Handspiel den Ausgleich für den 1. FC Köln
Ein Signal an die Mannschaft, doch bitte diesmal einen 1:0-Vorsprung über die Zeit zu bringen, zumal die Mainzer ja parallel die Dortmunder Knieschwammerl (im Ruhrpott-Slang: Blockade inne Birne) zur eigenen 2:0-Führung umwandelten.
Aber: Es ging wieder einmal nach hinten los. Die Bayern zogen sich zurück, warteten auf den Ausgleich, den Serge Gnabry unglücklich, aber fahrlässig in der 81. Minute per Handspiel prompt verursachte. Zehn Minuten zuvor hatte Tuchel zur Stabilisierung des eigenen Spiels Leon Goretzka und den lange verletzten Eric Maxim Choupo-Moting gebracht.
Raus nach nur 14 Minuten: Demütigung für FC-Bayern-Star Leon Goretzka
Es war Joshua Kimmich, der verlängerte Ehrgeiz-Arm des Trainers, der noch vor Ausführung des Strafstoßes zur Seitenlinie stürmte, um mit Tuchel die Köpfe zusammenzustecken. Vier Minuten später sah Goretzka wieder seine Nummer acht aufleuchten – diesmal in Rot, also zur Auswechslung.
Runter nach 14 Minuten – eine Demütigung für den 28-Jährigen, der 179 Pflichtspiele für die Bayern bestritten hat und mit genau 50 DFB-Einsätzen ein gestandener Nationalspieler ist.
FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel: "Es tut mir leid für Leon"
Für Goretzka war der Tag gelaufen, konsterniert saß er auf der Bank, er konnte beim Jubel über den Titel nur milde lächeln. Erst im Laufe des Samstagabends und der Party am Sonntag am Marienplatz fand er sein Lachen wieder.
"Es tut mir leid für Leon. Aber es ging darum, die deutsche Meisterschaft zu gewinnen", sagte Tuchel und verteidigte seine knallharte Entscheidung: "Da darfst du als Trainer in diesem Moment keine Rücksicht nehmen, wie er sich fühlt. Auch wenn ich natürlich mit ihm mitfühle und mich auch entschuldigt habe bei ihm. Aber in dem Moment haben wir versucht, am Ende fünf offensive Spieler auf dem Platz zu haben. Da hat es ihn getroffen."
Musiala wird zum Last-Minute-Held des FC Bayern
Getroffen hat der für Goretzka eingewechselte Jamal Musiala mit einem sehenswerten Schuss von der Strafraumgrenze ins lange Eck (89.) – ein meisterhafter Meisterschuss.
Während Goretzkas sehr durchwachsene Saison passend endete, wurde Magic Musiala mit seinem zwölften Saisontor zum Last-Minute-Helden. Es war nach längerer Torflaute der erste Treffer des 20-Jährigen unter Tuchel. Ein wahrlich ganz guter Zeitpunkt.