Magath vs. Heynckes: Der Gierige und der Schlaue

Nach Bayerns Auftaktpleite steht Coach Heynckes in Wolfsburg beim Duell mit Kollege Magath bereits unter Druck. Die AZ hat die Trainer in allen Bereichen verglichen.
Thomas Becker |
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Heynckes vs. Magath: Ein AZ-Vergleich
dpa Heynckes vs. Magath: Ein AZ-Vergleich

Nach Bayerns Auftaktpleite steht Coach Heynckes in Wolfsburg beim Duell mit Kollege Magath bereits unter Druck. Zu allem Überfluss ist auch noch der Einsatz von Topstar Robben in Gefahr.

MÜNCHEN - Bis 5. Mai werden noch jede Menge Punkte verteilt, aber dass die Stimmung beim Rekordmeister nach einer Heimniederlage zum Auftakt nicht komplett spannungsfrei ist, muss man Jupp Heynckes nicht erzählen. Der 66-Jährige kennt die Mechanismen und sagt: „Es ist nicht alles schlecht, wenn der FC Bayern verliert.“ Vor der Partie am Samstag beim VfL Wolfsburg (15.30 Uhr) weiß er aber: „Wir müssen eine Reaktion zeigen, konsequenter nach vorn spielen, besser abschließen.“ Und dann wird der so nüchterne Heynckes fast noch pathetisch: „Du musst die Gier haben, zu gewinnen.“

Schon an Spieltag zwei muss der FC Bayern aufpassen, dass ihm die Konkurrenz nicht enteilt. Ein kniffliger Saisonstart für Heynckes, der das 0:1 gegen Gladbach unter der Woche gar nicht mit seinen Mannen analysieren konnte: Länderspielpause. „Nun muss ich einen Spagat machen zwischen Nach- und Vorbereitung“, klagte der Bayern-Coach, „das ist nicht optimal.“

Auch die Personalsituation könnte besser sein: Ivica Olic hat Wadenprobleme, Arjen Robben Rückenschmerzen. Schon am Mittwoch habe Robben das Training abbrechen müssen, auch am Donnerstag hat er nicht voll trainieren können. „Natürlich ist er fraglich“, so Heynckes.

Franck Ribéry habe während der Woche „sehr gut trainiert, auch am freien Tag“, lobte Heynckes. Dass Felix Magath vor dem Wiedersehen mit seinem unter Druck stehenden Ex-Klub Richtung FC Bayern stichelt, „nehme ich zur Kenntnis“, sagte Heynckes, „Felix ist ein schlauer Bursche. Er kennt den FC Bayern noch.“ Es dürfte ein spannendes Duell zweier ungleicher Typen werden: Heynckes gegen Magath – der große AZ-Vergleich.

Jupp Heynckes vs. Magath

Ziele:

Heynckes: Ist seit 32 Jahren Trainer, hatte 2007 mit dem Job abgeschlossen - bis Uli Hoeneß anrief. Im letzten Job will er das Spiel nicht mehr neu erfinden, sondern: Titel holen.

Magath: Hat angekündigt, dass der VfL Wolfsburg seine letzte Station in der Bundesliga sein wird. Als Endfünfziger hätte er jedoch noch ein paar Jahre. Ins Ausland? Nationalcoach? Stratege Magath winkt ab – und schweigt.

Erfolge:

Heynckes: Welt- und Europameister, Uefa-Pokalsieger, vier Mal deutscher Meister, Pokalsieger und zwei Mal Bundesliga-Torschützenkönig als Spieler bei Borussia Mönchengladbach, Champions-League-Sieger mit Real Madrid, zwei Mal deutscher Meister mit dem FC Bayern als Trainer: Viel mehr geht nun wirklich nicht.

Magath: EM- und drei DM-Titel, zwei Europapokalsiege als Kicker, zwei Doubles und ein Meistertitel als Coach: nicht übel.

Auftreten:

Heynckes: Hat seit dem Karriereende auf dem Rasen kein Jota Energie verloren. Wäre da nicht das neue Kniegelenk, würde man ihm 13,0 über 100 Meter zutrauen. Weder Lautsprecher noch Entertainer. Verfechter des Leistungsprinzips, ohne Rücksicht auf Namen. Im Umgang mit der Presse: kontrollierte Defensive.

Magath: Abwarten und Tee trinken: Der Schachfreund lässt sich selten aus der Reserve locken. Im Umgang mit der Presse: überlegene Süffisanz.

Spitznamen:

Heynckes: Rudi Gores und Wolfram Wuttke beanspruchen das Urheberrecht für den beim Coach verhassten Kosenamen „Osram“, den Heynckes Ende der 70er Jahre bekam, weil sein Gesicht bei Erregung „manchmal rot angelaufen ist, wie eine Glühbirne“, so Gores, „ich erinnere mich, dass es da eine Glühbirnen-Reklame gab.“

Magath: In der Pubertät gefiel Magath sein zweiter Vorname besser: statt Wolfgang lieber Felix. Bis zum Quälix war es dann für den passionierten Anhänger ausgiebigen Medizinballtrainings nicht mehr allzu weit.

Bayern-Gen:

Heynckes: Stark ausgeprägt. Frühe Freundschaft mit dem Nationalmannschaftskollegen Uli Hoeneß, die auch den Rausschmiss bei Bayern 1991 überdauerte. Im Gegensatz zu den Vorgängern Klinsmann und van Gaal akzeptiert Heynckes den Fakt, dass es nicht ohne das Amen der Bayern-Bosse geht.

Magath: Mäßig. Trotz zweier Doubles in den Jahren 2005 und 2006 fanden Vorstand und Trainer nie zueinander. Ihm folgte: Vorgänger Hitzfeld, Inbegriff des Bayern-Gens.

Familie:

Heynckes: Gattin Iris, Schäferhund Cando und zwei Katzen ließ Heynckes auf dem Bauernhof nahe Mönchengladbach zurück. Da will er auch seinen Lebensabend verbringen.</CJ> Tochter Kerstin lebt in Hamburg – auch da gefällt es ihm.

Magath: Kinder sind für ihn der Sinn des Lebens. „Ich bin als Einzelkind aufgewachsen. Mir war schon mit 15, 16 klar, dass ich mindestens drei Kinder haben will.“ Nun sind es sogar sechs. Einen Bauernhof besitzt er auch, an der Elbe.

Shopping:

Heynckes: Als Transfer-Weltmeister gilt er nicht gerade, dafür aber als Förderer der Jugend. 1979 lotste er Lothar Matthäus mit 19 von Herzogenaurach nach Gladbach. Auch während seiner Zeit in Leverkusen profitierten Youngsters wie Reinartz, Bender und Kroos von seinem vermittelten Wissen.

Magath: Keiner hat je so viele Spieler geholt wie der Trainermanagergeschäftsführer bei Schalke und Wolfsburg. Vielleicht, weil er einst beim FC Bayern sparen musste.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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