Machtwechsel: Plant der FC Bayern München noch mit Joshua Kimmich und Leon Goretzka?

München - In der Sommerpause vor der gerade beendeten Saison gab es beim FC Bayern neben dem Rekordtransfer von Harry Kane vor allem ein Thema: Die "holding six", die Thomas Tuchel in den deutschen Sprachgebrauch einführte, der dringende Wunsch des Trainers, einen defensiven Mittelfeldspieler zu verpflichten, den er im Münchner Kader vermisste.
Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Konrad Laimer seien "ähnliche Sechser, eher Achter", betonte Tuchel immer wieder: "Deshalb spielen wir auch mit einer Doppelsechs. Wir müssen mal schauen, wir haben noch ein paar Tage Zeit, vielleicht tun wir noch was." Doch es tat sich nichts.
Der FC Bayern wollte Rice und Palhinha fürs Mittelfeld, bekam aber beide nicht
Zunächst entschied sich Tuchels absoluter Wunschspieler Declan Rice lieber für einen Wechsel von West Ham United zum FC Arsenal, dann scheiterte am letzten Tag der Transferperiode auch der Transfer von Fulhams João Palhinha. Und so bekam im Saisonverlauf schließlich Aleksandar Pavlovic seine Chance, es war der Beginn einer Entwicklung, die in Pavlovics EM-Nominierung mündete. Eine tolle Geschichte!
Tuchel aber verspielte mit seinem Vorgehen Rückhalt bei Kimmich und Goretzka, auch Uli Hoeneß gefiel das öffentliche Vorpreschen des Trainers nicht. Ob nun nach Tuchels Abschied trotzdem ein neuer Sechser verpflichtet wird?
Im dritten Teil der AZ-Saisonzeugnisse ist das Bayern-Mittelfeld dran.
Joshua Kimmich: Note 3
Bis in den Februar hinein kam der 29-Jährige im zentralen Mittelfeld zum Einsatz, ehe Tuchel umstellte und Kimmich zum Rechtsverteidiger machte. Dort agierte der Bayern-Leader gewohnt solide und souverän, das galt zuvor auch schon für seine Auftritte im Mittelfeld. Kimmich, dessen Vertrag 2025 ausläuft, würde grundsätzlich gern bei Bayern bleiben. Es kommt für ihn aber auch darauf an, wer neuer Trainer wird und wie der Coach mit ihm plant.
Leon Goretzka: Note 3
Bei Goretzka ist die Situation ähnlich wie bei Kimmich, auch wenn sein Vertrag bis 2026 läuft. Er fühlt sich wohl in München und bei Bayern. Unter Tuchel hatte der 29-Jährige lange einen ganz schweren Stand, ehe er in der zweiten Hälfte der Rückrunde wieder deutlich wichtiger wurde. Im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen Real Madrid saß er dann aber 90 Minuten auf der Bank – ein ganz bitterer Abend. Dabei zeigte Goretzka im Saisonverlauf seinen Wert immer wieder, sechs Tore und elf Vorlagen sind eine ordentliche Bilanz. Für eine EM-Teilnahme reichte es trotzdem nicht.
Konrad Laimer: Note 3
Ablösefrei von RB Leipzig gekommen und sofort ein wertvoller Teil der Bayern-Mannschaft. Uneitel, laufstark, kompromisslos – Laimer überzeugte in seiner ersten Saison. Auch in der Champions League gegen Arsenal und Real mit starken Leistungen. Wichtige Alternative im Zentrum, gelegentlich mit technischen Mängeln.
Aleksandar Pavlovic: Note 2
Die große Entdeckung der Bayern-Saison. Im Herbst noch bei den Amateuren in der Regionalliga eingesetzt, dann mit einem ganz steilen Aufstieg: 22 Mal für die Profis auf dem Platz, zwei Tore, zwei Vorlagen. Tuchel schenkte ihm das Vertrauen – und der Sechser zahlte es mit Spitzenleistungen zurück. Nervosität kennt Pavlovic offenbar überhaupt nicht. Verdienter Lohn: die EM-Nominierung. Pavlovic könnte das neue Herz im Zentrum werden, der Machtwechsel ist eingeleitet. Ballsicher, extrem selbstbewusst. Ihm gehört die Zukunft.

Jamal Musiala: Note 2
Knieprobleme bremsten den Edeltechniker in den vergangenen Wochen aus, zum Glück ist die EM-Teilnahme für Musiala nicht in Gefahr. Mit vielen genialen Auftritten in der Bundesliga und Champions League, Musialas Dribblings sind unwiderstehlich. Zwölf Tore und acht Assists in 38 Partien. Wird Musiala zum Mega-Star der Heim-EM? Er bringt alles dafür mit.
Thomas Müller: Note 3
Nicht mehr mit der sportlichen überragenden Rolle wie in den vielen Jahren zuvor, unter Tuchel eher Edeljoker – vor allem in den großen Spielen. Müllers Bilanz kann sich mit sieben Toren und zwölf Vorlagen trotzdem sehen lassen. Als Anführer und Kommunikator weiter unverzichtbar. Sein Vertrag läuft bis 2025. Danach könnte er ins Bayern-Management rücken.
Lovro Zvonarek: Note 3
Mit fünf Einsätzen für die Profis und sogar mit einem Tor beim 2:0 gegen Wolfsburg. Der 19-jährige Kroate hat sich empfohlen. In der neuen Saison möchte Zvonarek seine positive Entwicklung fortsetzen.