Machtkampf beim FC Bayern? Schwere Vorwürfe gegen Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen

München - Dieser Bericht schlägt wie eine Bombe an der Säbener Straße ein. Im Zentrum dabei Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen. Das "manager magazin" berichtet über einen internen Machtkampf. Konkret wird Dreesen vorgeworfen, dass vor gut drei Jahren ein Disput mit einer Mitarbeiterin eskaliert sein soll. Dreesen soll die Frau beschimpft und mit einer Zeitschrift beworfen haben. Der Vorfall wurde intern untersucht, die Frau arbeitet mittlerweile nicht mehr im Klub.
Dreesen soll wohl auf Vertragsverlängerung verzichten
Dreesen selbst wollte sich dazu nicht äußern. Zumindest hat der Klub laut "manager magazin" nicht auf eine Anfrage reagiert. Fahrt nimmt der Vorfall deshalb auf, weil die Zukunft des Norddeutschen beim FC Bayern durchaus auf dem Spiel steht. Dreesen stehe nach eineinhalb Jahren an der Klubspitze vor dem Aus. Eine Entscheidung über seine Zukunft soll voraussichtlich auf der Aufsichtsratssitzung am 11. November fallen.
Laut dem "manager magazin" ist ein neuer, über mehrere Jahre laufender Vertrag derzeit unwahrscheinlich. Dreesen soll beim FC Bayern nur die Wahl haben, freiwillig auf eine Vertragsverlängerung zu verzichten, oder auf kurz oder lang rausgeworfen zu werden. Wer dann den Posten als Vorstandsboss einnimmt? Karl-Heinz Rummenigge soll als Übergangslösung agieren, um dann mehr Zeit für die Suche nach einem neuen Klub-Boss zu haben.
Aufsichtsrat schrieb Brief an DFL nach Blamage-Auktion
Weiterer pikanter Hintergrund, von dem das Magazin schreibt: In den vergangenen Monaten sei Dreesen bei zahlreichen Aufsichtsratsmitgliedern in Ungnade gefallen. Ein Grund: Dreesen war als DFL-Präsidumsmitglied am Deal der Versteigerung der Fernsehrechte beteiligt. Bekanntermaßen bekam Pay-TV-Sender "Sky" den Zuschlag, obwohl das Gebot von Streamingdienst "DAZN" höher war. Letztlich endete der Fall vor dem Schiedsgericht, die Versteigerung muss nun wiederholt werden.
Der Aufsichtsrat des Rekordmeisters, in dem unter anderem auch Ehrenpräsident Uli Hoeneß und Rummenigge sitzen, forderte im Sommer in einem Brief an die Liga mit unzähligen Fragen Erklärungen dafür, warum die Auktion so schiefgehen konnte. Seinen Servus setzte Finanz-Boss Michael Diederich unter den Brief. Laut dem "manager magazin" interpretieren Insider dieses Vorgehen als Frontalangriff auf Dreesen. Immerhin stände dieser als DFL-Präsidiumsmitglied einerseits mit in der Verantwortung für die Auktion, hätte andererseits die Hintergründe des Deals jederzeit dem Aufsichtsrat erklären können.
FC Bayern: Dreesen sollte wohl Posten bei der DFL räumen
Damit nicht genug: Der FC Bayern soll Dreesen in den vergangenen Wochen deshalb unmissverständlich gebeten haben, seinen Job bei der DFL aufzugeben, Diederich sollte übernehmen. Der Vorstandsvorsitzende des Rekordmeisters habe sich darauf aber nicht eingelassen, wollte wohl weiter im Präsidium der DFL sitzen.
Nach der Partie gegen Vize-Meister VfB Stuttgart wurde Bayerns Sportvorstand mit dem Bericht konfrontiert. "Ich habe damit nicht gerechnet, ich kenne die Vorfälle nicht. Die liegen weit zurück. Wir, Michael Diederich und Jan Dreesen, arbeiten im Vorstand sehr intensiv jeden Tag, um für Bayern München erfolgreich zu sein. Das ist das, was ich dazu sagen kann. Mehr interessiert mich auch nicht wirklich", sagte Eberl.
Eberl: "Wir bei Bayern wollen eine Wagenburg sein"
Auf Nachfrage, ob er mit Dreesen über den Vorfall gesprochen habe, antwortete Eberl: "Wir haben darüber gesprochen. Die Herren haben darüber gesprochen. Dann ist die Sache für mich aus der Welt. Wir haben die Aufgabe Stuttgart und Barcelona. Wir bei Bayern wollen eine Wagenburg sein."
Vor dem Südschlager wurde Rekordnationalspieler auch Lothar Matthäus zu der Geschichte befragt. Er vermutet hinter der Veröffentlichung des brisanten Berichts Kalkül. "Die Zeitung ist vor drei Jahren geschmissen worden. Das weiß man und das wurde auch geschrieben. Dass das Thema jetzt hochkommt, wo man weiß, dass der Vertrag von Dreesen ausläuft – dann sind das vielleicht auch Geschichten, die man platziert", sagte Matthäus bei Sky.
Matthäus: Bayern hat noch immer keinen geeigneten Rummenigge-Nachfolger
Der ehemalige Bayern-Kapitän findet es "schade, dass gerade in einem Moment, in dem es beim FC Bayern sportlich so läuft, solche Geschichten reinkommen. Ich hoffe, dass sich die Mannschaft davon nicht ablenken lässt".
Laut Matthäus gibt es auf der Position des Vorstandsvorsitzenden seit dem Abgang von Karl-Heinz Rummenigge noch immer ein Vakuum. "Die großen Fußstapfen, die er hinterlassen hat, sind wahnsinnig schwierig auszufüllen. Das ist für Dreesen schwierig und war auch für Oliver Kahn schwierig. Wir bräuchten eigentlich ein Spiegelbild von Karl-Heinz Rummenigge. Jemanden, der den FC Bayern repräsentiert, der etwas vorzuweisen hat", so der Rekordnationalspieler.
Wer dem Amt gewachsen ist? "In Zukunft wird das vielleicht ein Thomas Müller sein", meint Matthäus.