Machtdemonstration der bajuwarischen Stärke

Durch das 5:1 gegen Wolfsburg legen die Münchner den besten Start der Liga-Historie hin – und haben damit die Machtverhältnisse wieder zurechtgerückt. Allofs: „Die Bayern sind noch weit weg!“
von  Patrick Strasser
Bayerische Jubelarie nach einem weiteren Lewandowski-Tor mit Kapitän Philipp Lahm im Zentrum.
Bayerische Jubelarie nach einem weiteren Lewandowski-Tor mit Kapitän Philipp Lahm im Zentrum. © dpa

München - Es ist der beste Start der Liga-Historie. 18 Punkte und eine Tordifferenz von +17 konnte der FC Bayern zuletzt unter Trainer Jupp Heynckes nach sechs Spieltagen 2012/13 vorweisen – es wurde die Triplesaison. Und noch was aus der Datenbank: Unter Pep Guardiola hat man nun in 117 Pflichtspielen 300 Pflichtspieltore erzielt. Sauber!

Das 5:1 des „FC Bayerndowski“ gegen den VfL Wolfsburg war eine beeindruckende Machtdemonstration – die zweite Halbzeit zumindest. Das 1:4 vom Januar sowie die Pleite im Supercup nach Elfmeterschießen im August sind vergessen. Die Wölfe als Angstgegner? Nun ist es umgekehrt. Die VfL-Verteidigung wird vor dem Pokal-Duell am 27. Oktober in der „Volkswagen Arena“ die ein oder andere schlaflose Nacht haben, in der ein gewisser Pole im Strafraum auftaucht.

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5:1 – das erscheint auf den ersten Blick wie eine ordentliche Standpauke für den zuletzt aufmüpfigen Vizemeister und Pokalsieger. Vom neuen Borussia Dortmund aus Niedersachsen war die Rede, von der Nummer 1 der Bayern-Herausforderer auf Jahre. Diese Rolle wäre den Wölfen beinahe geblieben. Denn die dritte Pleite der Pep-Truppe anno 2015 gegen Wolfsburg war nahe, als Torhüter Manuel Neuer bei einem seiner (zu) mutigen Ausflüge sich den Ball an der Mittellinie zu weit vorlegte, wild in Richtung Daniel Caligiuri grätschte und der Weitschuss von Guilavogui aus 55 Metern lediglich an den Pfosten tropfte (39.). Bei einem 0:2 hätte man vielleicht über Neuers Risiko-Spiel gesprochen, nicht über den größten Joker-Coup der Bundesliga-Geschichte von Robert Lewandowski. Der drehte das Spiel – und das ganz große Rad.

„Wir haben es dann nicht im Stile einer Spitzenmannschaft gemacht, haben neun Minuten neben uns gestanden“, kritisierte VfL-Manager Klaus Allofs. Die Reifeprüfung habe sein Team „letztendlich nicht bestanden“. Sieben Punkte beträgt der Rückstand nun schon auf Bayern. „Das Spiel hat gezeigt, dass unsere Einschätzung richtig ist, dass die Bayern noch weit weg sind“, so Allofs. Die Saisonziele hätten sich nicht geändert: „Die Ambitionen bleiben gleich, wir wollen die Leistung aus dem letzten Jahr wiederholen.“

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Also Vizemeister werden? Haben die Wölfe kapituliert? „Der Abstand zwischen Bayern und Wolfsburg ist in den vergangenen Jahren kleiner geworden. Der VfL ist zusammen mit dem BVB der Klub, auf den wir am meisten aufpassen müssen“, hatte Bayerns Markenbotschafter Paul Breitner vor Anpfiff bei „Sky“ gesagt: „Der VfL ist noch nicht auf Augenhöhe, das ist aber nicht arrogant gemeint.“ Was sich als Fakt herausstellte. Die Stimmung im Stadion war – vor allem anfangs – auch irgendwie gemütlich, Wiesn(bier)-selig, wenig Revanche lag in der Luft. Wolfsburg ist eben nicht Dortmund, da fehlt die über Jahre gewachsene Rivalität. Der BVB, neu erfunden von Trainer Thomas Tuchel und makellos gestartet, darf als Nächster versuchen, am Thron der Bayern zu rütteln. Der Termin: 4. Oktober, 17.30 Uhr, Allianz Arena.

 

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