Mach et, Mehmet!

MÜNCHEN - Von wegen nur Familie, Kegeln und hin und wieder ein bisschen laufen: Mehmet Scholl (37) zieht es nun doch zurück auf die Fußballbühne. Er wird Trainer – und fängt dabei ganz unten an.
Am Montag beginnt der im Sommer zurückgetretene Publikumsliebling seine Ausbildung für die B-Trainer-Lizenz. „Mein Leben ist völlig unspektakulär“, hatte Scholl noch im Januar der AZ gesagt, als er von den AZ-Lesern zu Münchens Sportler des Jahres gewählt worden war.
Vielleicht doch zu unspektakulär?
Jedenfalls wird Scholl ab Montag zwei Wochen lang von Reinhard Klante, dem Verbandssportlehrer des Bayerischen Fußballverbandes, in Oberhaching die Grundzüge der Trainerarbeit vermittelt bekommen. „Ich bin überzeugt davon, dass Mehmet mit ein bisschen Erfahrung ein ausgezeichneter Jugendcoach werden wird“, sagt DFB-Chefausbilder Erich Rutemöller, „er hat sich schon als Fußballer immer sehr für Fußball-Ausbildung Jugendlicher interessiert.“ Frei nach Rutemöller: Mach et, Mehmet!
Bisher hat der erfolgreichste Bundesliga-Spieler (8 Meisterschaften) seine Ideen freilich nur mit seinem Sohn Lucas-Julian (11) geteilt. Und da stand der Spaß im Vordergrund. Ob er jetzt bei der Ausbildung genauso viel Spaß haben wird, ist zumindest fraglich. Ausgerechnet Lothar Matthäus wird zumindest ein paar Tage gemeinsam mit Scholl die Schulbank drücken. Jener Matthäus, den Scholl schon als Spieler nicht besonders gut leiden konnte. 1999, nach dem dramatisch verlorenen Champions-League-Finale gegen ManU, ätzte Scholl in Richtung Matthäus, der sich kurz vor Schluss beim Stand von 1:0 für Bayern hatte auswechseln lassen: „Der geht doch immer raus, wenn’s eng wird.“
Quasi verdrücken kann sich Matthäus auch dieses Mal. Während Scholl und seine neuen Kollegen am Ende des Lehrgangs eine Prüfung ablegen müssen, darf Matthäus sich das Ganze genüsslich anschauen. „Lothar und ich sind beim Lehrgang nur Gast“, erklärt Rutemöller, „er soll sich nur ansehen, wie die Ausbildung funktioniert und ein paar praktische Übungen mitmachen. Mehmet dagegen macht das ganze Programm mit.“ Aber immerhin muss Scholl keine Angst haben, dass Matthäus bei ihm abschreibt.
Filippo Cataldo