Lucio ist schon weg - ist Luca Toni der Nächste?

Toni, gerade aus dem Urlaub zurück, erwartet einen Stammplatz beim FC Bayern. Louis van Gaal sagt: „Das kann er vergessen.“ Und dazu weist der Trainer auf die Vorzüge eines Klubwechsels hin.
von  Abendzeitung
Dass sich Luca Toni in der Heimat wohl fühlt , sieht man auf jedem seiner Urlaubsfotos. Die Stimmung in München ist jedenfalls gereizter.
Dass sich Luca Toni in der Heimat wohl fühlt , sieht man auf jedem seiner Urlaubsfotos. Die Stimmung in München ist jedenfalls gereizter. © dpa

Toni, gerade aus dem Urlaub zurück, erwartet einen Stammplatz beim FC Bayern. Louis van Gaal sagt: „Das kann er vergessen.“ Und dazu weist der Trainer auf die Vorzüge eines Klubwechsels hin.

MÜNCHEN Nun war auch er dran. Gemeint ist: Luca Toni.

Als der Italiener am Donnerstag aus seinem Confed-Cup-Sonderurlaub zurück kam, begrüßte ihn Trainer Louis van Gaal so, wie er das immer macht. Mit festem Händedruck, dabei schaut er seinem Gegenüber tief in die Augen. „Buon giorno, mi chiamo Luca Toni", mag der amtierende Weltmeister gesagt haben. Alle müssen sich vorstellen bei van Gaal, der viel Wert auf Anstand und Etikette legt. Und auf Gerechtigkeit. Wer nicht fit ist, muss nachsitzen. Egal, was er ist. Egal, wer.

Am Donnerstag hatte der Italiener seinen ersten Trainingstag nach den Ferien an der heimischen Adria. Das Aufwärmprogramm von Fitness-Trainer Marcelo Martins machte er komplett mit, danach musste er sich vom Großteil der Kollegen verabschieden. Während der Rest der Mannschaft auf den Hauptplatz ging, leisteten ihm neben zwei Fitnesstrainern nur noch Reha-Patient Bastian Schweinsteiger und Lucio (es sollte sein Abschiedstraining sein) Gesellschaft. Weit weg von der Musik, von der Mannschaft.

Womöglich wird das so bleiben. „Wir hatten vier Stürmer in der Vorbereitung, nun mit Luca fünf und das für zwei Positionen bei einem 4-4-2-System. Wenn wir einmal mit meiner Wunschformation 4-3-3 spielen, gäbe es nur noch einen Platz in der Sturmmitte", sagte Louis van Gaal.

Er betonte noch einmal, dass er gern mit weniger als den aktuell 27 Spielern arbeiten würde. 22 plus drei Jugendspieler, seine Formel bleibt. „Es ist zu viel, das ist auch für die Spieler nicht gut, weil ich ihnen dann keine Perspektive geben kann zu spielen", ist sich der Holländer sicher und fügte hinzu: „Aber das sind doch alles Nationalspieler, die international spielen wollen, und auch die WM 2010 muss doch eine Motivation sein."

Eine Motivation, den Verein noch vor Beendigung des Transferfensters zu verlassen? Klingt wie van Gaals Aufforderung an Toni: Bitte, geh! Bleibt die Frage: Was heißt Arrivederci eigentlich auf Holländisch? Denn es ist höchst unwahrscheinlich, dass einer der vier übrigen Stürmer eine neue Herausforderung sucht: Gomez und Olic wurden erst verpflichtet, Klose dürfte gesetzt sein, und Thomas Müller ist noch ein Talent.

„Ich schätze meine Teamkollegen. Aber ich werde alles versuchen, in der neuen Saison als Stammspieler auflaufen zu können", hatte der Modeneser Toni aus dem Urlaub verlauten lassen und mit stolzen Worten verkündet: „Ich will einfach nur viele Tore machen und damit meinen Beitrag zu einem wichtigen Titel für Bayern leisten. Ich denke nicht einmal an die Ersatzbank."

Stichwort Anstand, Etikette. Genau solche Kraftparolen sind van Gaal fremd, er schätzt gemäßigte Töne vom Personal. Auf Tonis kecke Sprüche angesprochen, meinte van Gaal: „Das kann er vergessen."

Harte Zeiten für Toni - dolce vita gibt's nur noch in der Erinnerung. Ab sofort muss malocht werden - „in der dritten Gruppe", wie van Gaal sagte und erklärte: „Toni hat konditionelle Rückstände, also muss er aufholen." Und sich womöglich ein Beispiel an Lucio nehmen, der die Zeichen der Zeit erkannt hat.

Patrick Strasser

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