Louis van Gaudi

Er galt (und gilt) als kauzig, stur und eigenwillig. Doch van Gaal hat den Bayern nun seine andere Seite gezeigt: Er ist auch (selbst-)ironisch, macht Späße mit und will ein Teil der Mannschaft sein
von  Abendzeitung
Ja, der Mann kann lachen - und wie! Bayern-Trainer Louis van Gaal.
Ja, der Mann kann lachen - und wie! Bayern-Trainer Louis van Gaal. © dpa

Er galt (und gilt) als kauzig, stur und eigenwillig. Doch van Gaal hat den Bayern nun seine andere Seite gezeigt: Er ist auch (selbst-)ironisch, macht Späße mit und will ein Teil der Mannschaft sein

MÜNCHEN Über den Humor von George Clooney ist nicht viel bekannt. Der Mann hat andere Vorzüge. Die haben ihm allerdings auch nicht geholfen, als es im Mai letzten Jahres darum ging, den Trainerposten beim FC Bayern zu besetzen. Clooney bekam einen Korb, das Casting gewann Louis van Gaal. „Wenn wir everybody's darling hätten haben wollen, hätten wir George Clooney verpflichten müssen“, hatte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge damals im Spaß gesagt. Womit er Spieler, Fans und Journalisten auch darauf vorbereitete, wie kauzig, stur und manchmal auch höchst eigenwillig der neue Trainer sein kann.

So lernte München Aloysius Paulus Maria van Gaal kennen. Luca Toni und Franck Ribéry machten auch ihre speziellen Erfahrungen. Weil van Gaal ein Fan ist – von Ordnung, Disziplin und harter Arbeit. Van Gaal räumt auf. Die Kaderreduzierung hat er abgeschlossen, nun fängt er bei sich an. Der Coach beseitigt die Vorurteile, nach und nach. Damit überrascht er die Spieler. Sie haben Mitspracherechte. Essenszeiten wurden geändert, die Trainingseinheiten trotz lediglich eines Spiels pro Woche auf täglich eine beschränkt. „Das kann ich nicht machen“, sagt van Gaal, „das wäre nicht gut für die Stimmung.“ Er will ja nicht kaputt machen, was er aufgebaut hat. Er, Louis van Gaudi.

Bayern wie es siegt und lacht – das war am Samstag beim 3:2 in Bremen zu bestaunen. Die Spieler feiern und lachen mit, ja sogar über ihren Coach, als der sich beim Jubel mit Arjen Robben lang machte – vor Monaten, als sich van Gaal mit Kasernenton und eisernen Regeln Respekt verschaffte, war das undenkbar. Noch im November gestand Philipp Lahm, der Vizekapitän: „Viele haben noch so eine Mischung aus Respekt und Angst.“ Mit dem Zusatz: „Aber er ist bestimmt kein Unmensch.“ Deutlicher kann man Vorbehalte nicht ausdrücken.

Doch der 58-jährige Coach hat sich auf die Mannschaft zubewegt, den Stars mehr Freiheiten eingeräumt. Dass alle aus dem Stab nur nach Absprache, Tisch für Tisch, ans Buffet dürfen – geschenkt. Der Erfolg heiligt die Strenge. „Louis sagt immer, er ist kein Trainer, der dem Spieler nur beibringt, von A nach B zu laufen“, erklärt Sportdirektor Christian Nerlinger, „er ist einer für den Kopf, für Geist und Hirn. Mit dieser Philosophie musst du erst mal ankommen.“

Mit dem Humor auch. Van Gaal hat Humor. Auch der aber musste erstmal ankommen. Denn der Holländer ist in seiner Hybris oft übertrieben selbst-ironisch, das ist sein Spiel. Er sagt Dinge wie: „Bei mir ist normalerweise nie ein Spieler verletzt.“ Er weiß, dass das nicht geht im Fußball. Er behauptet: „Immer wenn van Gaal trainiert, scheint die Sonne.“ Kommentar überflüssig. Letztes Jahr arbeitete er in Alkmaar. „Da regnet es jetzt viel öfter, seit ich weg bin.“ War ja klar.

Er will einer von ihnen sein – mit der Mannschaft fühlen. So macht er auch mal imaginäre Gruppen-Fotos von den Siegern nach einem Trainingsspielchen . Und wenn er lacht, dann so laut, als habe er nie einen derberen Witz gehört. Die Rotwein-Runden auf Champions-League-Banketten unterhält van Gaal von Mal zu Mal mehr. „Er ist wie ein Vater zu den Spielern“, sagt Kapitän Mark van Bommel. Eben. Streng und mit absoluter Autorität. Aber ein guter Vater will ja auch jeden Spaß mitmachen.

Patrick Strasser

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