Louis van Gaal: Friede, Freude, Kroketjes

Louis van Gaal zeigt sich nach dem Länderspiel von seiner seltenen, weil netten Seite. Die frühe Robben-Auswechlung begründet er sogar so: „Ich wollte meinem FC Bayern helfen”
Patrick Strasser |
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Zufrieden mit dem 0:0 und seiner Spielweise: Louis van Gaal.
Zufrieden mit dem 0:0 und seiner Spielweise: Louis van Gaal.

AMSTERDAM Die Masche hat Methode. An erster Stelle steht bei einem Frage- und Antwortspiel immer die direkte Konfrontation im Repertoire des Louis van Gaal. Mit einem Blick, der den stärksten Manne zum Schweigen bringen solle. So auch das Szenario am späten Mittwochabend im Pressekonferenzraum der „Amsterdam Arena”.

Als ein deutscher Reporter fragte, ob der Trainer der niederländischen Nationalelf mit diesem 0:0 und seinem Spielstil zufrieden sei, folgte eine Belehrung über die Absagen sowie über die Qualität der jeweiligen Kader. Oberlehrerhaft, rechthaberisch. Louis van Gaal eben. Nach Ende der Befragungsrunde ging der 61-Jährige an jenem Reporter vorbei, lachte und klopfte ihm auf die Schulter. Vom Buffet griff er sich ein leckeres Kroketjes. Alles wieder gut. Auch das ist typisch van Gaal.

Womöglich muss man sich das Telefonat zwischen Bayerns Sportdirektor Matthias Sammer und van Gaal zuletzt ähnlich vorstellen. Sammer bat van Gaal, im April 2011 vom Säbener Hof gejagt, doch glatt, Arjen Robben nicht über die gesamte Spielzeit einzusetzen. Ein übliches Telefonat, Kategorie Interessenskonflikt. „Das habe ich als Trainer einer Klubmannschaft auch immer gemacht”, erzählte van Gaal, „das ist völlig normal. Nun ist es eben umgekehrt.” Gut möglich, dass van Gaal erstmal ins Handy brüllte: Was? Eine Bitte des FC Bayern? Unglaublich! Das können Sie vergessen! Ich bin ich! Beendet haben wird er das Telefonat mit: Geht klar, logisch.

Daher grinste van Gaal schelmisch und sagte zur tatsächlichen Auswechslung von Robben in der Pause des öden 0:0 im Testkick: „Ich wollte meinem FC Bayern helfen.” Es war sein kleiner Triumph fürs Ego nach dem Zoff der vergangenen Wochen mit Präsident Uli Hoeneß. Die Bayern-Verantwortlichen werden die Faust in der Tasche geballt haben: Jetzt feiert er sich auch noch dafür, dass er uns einen Gefallen getan hat.

Robben ist nun fit für das bayerische Derby am Samstag in Nürnberg (15.30 Uhr). Er war nicht unzufrieden mit seinen Holländern, die von van Gaal arg defensiv eingestellt waren. „Das Spiel war ganz wichtig für die Mannschaft, denn wir sind in einer Phase der Entwicklung”, meinte Robben. Für ihn war es ein Teil seines Aufbauprozesses, bei 100 Prozent ist er noch nicht ganz angelangt.

Mit Joachim Löw machte van Gaal auch wieder reinen Tisch. Über die Medien hatte man wenig Nettes ausgetauscht, es ging um Eitelkeiten in der Trainer-Vita. Van Gaal: „Löw hat noch nicht viel gewonnen. Ich denke, dass ein Trainer viel gewinnen muss, um ein legendärer Trainer zu sein.” Der Löw-Konter: „Für Nationaltrainer ist es auch mal wichtig, dass man sich für ein Turnier qualifiziert. Das hat er letztmals nicht geschafft.”
Vor Anpfiff in Amsterdam unterhielt man sich prächtig gelaunt, tauschte friedlich-freundlich Komplimente aus. Unterm Strich: Friede, Freude, Kroketjes. 

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