Louis – früher ein Felix
Vor dem Osterduell lobt Bayern-Coach van Gaal seinen auf Schalke allmächtigen Rivalen Magath. Allerdings stellt er umgehend klar: „Bei Ajax,bei Barcelona und in Holland war ich der Boss.“
MÜNCHEN Drei Bayern-Niederlagen in der Bundesliga hintereinander? Zwölf Jahre ist das her. Und das kam so: ein 1:2 bei Hertha BSC, ein 0:2 gegen den 1. FC Köln und schließlich ein 0:1 in – ja, tatsächlich, auf Schalke.
Man muss den Spielern dankbar sein für diese Pleitenserie, kein Witz. Denn mit einem Sieg seinerzeit auf Schalke hätte es niemals die phantastische, den deutschen Sprachgebrauch bereichernde Wut-Rede „Flasche leer“ von Giovanni Trapattoni an jenem 10. März 1998 gegeben.
Zu den Fakten: ein 1:2 in Frankfurt, ein 1:2 gegen Stuttgart – und nun? Am Samstag auf Schalke (15.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de)? „Es ist das Schlüsselspiel der Saison – und da möchten wir bestehen“, sagte Bayerns Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge.
Es ist ein Trainer-Duell, dieses dritte Aufeinandertreffen von Königsblauen und Roten in dieser Saison. Felix Magath und Louis van Gaal steht der komplette Kader zur Verfügung. Der Bayern-Coach kann den gegen Manchester (2:1) gesperrten Schweinsteiger wieder bringen, den geschonten Robben, den zuletzt angeschlagenen Olic. Die zuletzt verletzten Demichelis und Gomez sind seit letzter Woche wieder im Kader, nie hatte van Gaal mehr Auswahl als in diesen Tagen.
Doch am Samstag geht es um mehr als die richtige Wahl des Personals, sondern auch darum, welche Spielphilosophie man verfolgt. Die zurückhaltende, defensive Schalker Variante? Dazu meinte Bayerns Kapitän Mark van Bommel nur: „Schalke kann das nicht. Die stellen sich nur hinten rein. Wir spielen auf Sieg. Schalke kann das Spiel gar nicht machen.“ Zur Tabellenführung hat’s für Magath und sein Team gelangt.
Wie so oft auch beim FC Bayern. Von Juli 2004 bis Ende Januar 2007 war Magath Trainer. Ein Doppel-Double holte er, bevor er nach holprigen Rückrundenstart entlassen wurde. Im ersten Genugtuungsfeldzug gewann er mit Wolfsburg 2009 den Titel. Und nun, im zweiten Streich, gar mit Schalke?
Weil Magath ein Modell geschaffen hat, das den Erfolg bringt? Der 56-Jährige ist wie in Wolfsburg nun auch wieder Trainermanager, sprich Coach und Sportdirektor in einem. Van Gaal hält viel von seinem Widersacher: „Als Trainer ist er ein Top-Mann, der seine Linie konsequent verfolgt. Solche Leute haben immer Erfolg.“ Und Magaths „All-in-one-Modell“, beim dem er nicht nur die Trainingspläne, die Aufstellung, sondern die gesamte Einkaufspolitik verantwortet und selbst die Transfergespräche führt? Ein System, das ihn beinahe allmächtig macht. Van Gaal: „Ich denke, dass das immer das Beste ist. Magath kann das. Diese Leute sind nicht einfach zu finden.“
Sogleich erinnerte der Bayern-Coach wer einer derjenigen ist, die das Copyright auf die Idee des Allesmachers haben. „Ich war das früher auch“, sagte der 58-Jährige, „nur nicht bei AZ Alkmaar und hier bei Bayern. Das ist nicht so schlimm für mich. Ich habe gesagt, ich bin 58 und muss nicht mehr so viel arbeiten. Doch bei Ajax Amsterdam, beim FC Barcelona und beim holländischen Verband war ich der Boss.“ Nichts Neues im Westen oder: Louis - ein früher Felix.
Patrick Strasser