Louis fällt nach oben

Van Gaal legt sich hin, Spieler schmeißen sich weg: Bayern triumphiert 3:2 in Bremen, und die Art, wie der Trainer mit seinem Team mitgeht (und mitstürzt) zeigt, wie sehr sie längst harmonieren
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Da legst di nieda: Trainer Louis van Gaal ist gestrauchelt als er Arjen Robben nach dessen Tor zum 3:2 in Bremen ausweichen wollte.
AP Da legst di nieda: Trainer Louis van Gaal ist gestrauchelt als er Arjen Robben nach dessen Tor zum 3:2 in Bremen ausweichen wollte.

Van Gaal legt sich hin, Spieler schmeißen sich weg: Bayern triumphiert 3:2 in Bremen, und die Art, wie der Trainer mit seinem Team mitgeht (und mitstürzt) zeigt, wie sehr sie längst harmonieren

BREMEN Und dann lachten sie. Lauthals, herzhaft, lausbubenhaft. Gerade angekommen nach Abpfiff in der Gästekabine des Weser-Stadions sahen die Bayern-Profis auf den Bildschirmen nochmal die Szene des Tages: Louis van Gaal legt sich hin, die Spieler schmeißen sich weg. Humor kommt eben nach dem Fall.

Es war die 78. Minute eines Spiels, das die Bayern schon längst hätten entschieden haben müssen. „Chancen für drei Spiele“ (Bastian Schweinsteiger) hatten sie gehabt gegen Werder Bremen, „vielleicht zehn Tore machen können“, meinte Arjen Robben. Er selbst mindestens drei. Er machte dann den Schwierigsten. Einen Freistoß aus unmöglicher Distanz zauberte Robben ins lange Eck, der Ball donnerte unter die Latte, als hätte der Holländer ihn auf dem Weg Richtung Tor noch per Joystick manipuliert.

Drin das Ding und dann sprintete Robben los. Keiner konnte ihn halten. Er zeigte Richtung Trainerbank, Richtung Louis van Gaal, weil der ihn in der Pause anstelle von Holger Badstuber zum Freistoßschützen ernannt hatte. Und dessen Landsmann hatte offenbar kein Vertrauen in seine Muskelkraft, nein, nicht noch einmal einen springenden Spieler auffangen wie im September Franck Ribéry nach dessen Freistoßtor in Dortmund. Der Coach flüchtete, strauchelte – und legte sich nieder. Der liegende Holländer. Robben warf sich drauf, Schweinsteiger klopfte drauf, die Bankdrücker grinsten und zeichneten sich durch unterlassene Hilfeleistung aus. „Ich habe mir einen blutigen Finger geholt. Das macht aber nichts, wenn man 3:2 gewinnt“, meinte van Gaal später. Robben droht keine Geldstrafe. Man kann für den Trainer nur froh sein, dass der bullige Luca Toni wahrlich kein Freistoßspezialist war.

Van Gaal wurde verarztet. Ein Pflaster drauf, fertig. Obendrein musste er den Hohn seiner Spieler ertragen – doch die hatten in Bremen freie Fahrt für die Trainerlästerung. Auch mal schön. Und ein Beweis für die gewachsene Harmonie. Trainer und Mannschaft sind zu einer Einheit geworden, intern wird ohnehin viel mehr gelacht. Nicht nur Stammspieler loben die mal väterliche, mal kumpelhafte Art des Coaches. Seine Härte und zuweilen Kompromisslosigkeit ist die andere Seite. „Das sah sehr komisch aus“, meinte Robben. „Ich weiß nicht, ob es ein Foul war“, sagte Schweinsteiger, „vielleicht hatte er auch die falschen Schuhe an.“ Edle Lederschuhe mit glatter Sohle bei eisigen Minusgraden in Bremen waren die falsche Wahl.

Egal. Van Gaal fiel hart, aber nach oben. An die Tabellenspitze. Und diesmal länger als für 19 Stunden wie nach dem 2:0 zuletzt gegen Hoffenheim. Da Schalke beim 2:2 in Bochum in letzter Minute den Ausgleich kassierte und Leverkusen erst am Sonntag (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet) in Hoffenheim ran musste, sollten es mindestens 26 Stunden sein.

Bayern dominierte die Bremer, erdrückte sie mit der Offensiv-Power, zu der nun auch der wieder genesene Franck Ribéry beitragen kann. Gomez, Olic, Müller, Robben und Ribéry (ach ja, Klose gibt’s auch noch) – diese Wucht nach vorne soll nun die Liga peu à peu umhauen.

„Wir wollen Woche für Woche drei Punkte einfahren, das gelingt uns momentan“, sagte Müller. Seit sechs Partien. Nun geht’s gegen Mainz. Van Gaal sollte seine Schuhwahl überdenken. Und Vorsicht! Das Dach der Ersatzbank in Fröttmaning ist verdammt niedrig.

Patrick Strasser

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