Louis, der Lästerer
Bayern-Coach van Gaal spottet über die Freundschaft seines Nachfolgers Heynckes zu Präsident Hoeneß – und er fragt sich, wie lange er noch im Amt sein wird.
München - Louis van Gaal hat Humor, keine Frage. Er ist ihm nicht vergangen. Als der gewohnte Cappuccino zu Beginn der Presserunde nicht rührfertig auf dem Tisch steht, scherzt er: „Wir können nicht anfangen, der Kaffee fehlt.” Zugegeben: Es war schon mal lustiger mit ihm, aber der Noch-Coach lässt wenig Gelegenheiten aus, ironische Spitzen gegen den Vorstand zu setzen. Die Partie am Samstag gegen den Tabellenletzten Mönchengladbach (15.30 Uhr, Liveticker auf abendzeitung.de) war da eher ein Rand-Thema.
Natürlich kann sich ein Super-Ego wie van Gaal nur unter Aufbietung aller Kräfte mit dem Zustand des Trainers auf Abruf arrangieren. Seine Zielsetzung ist klar: die Champions-League-Qualifikation und damit ein guter Abgang. Dass er beim Rekordmeister bis dahin noch einige Fragen beantworten muss, ist ihm bewusst – und er tut es gerne.
Herr van Gaal, was halten Sie von Jupp Heynckes? „Er hat ausreichend Erfahrung. Und – was ich im ersten Satz gelesen habe – er ist ein Freund von Vorstand und Präsident. Da hat er einen Vorsprung vor mir." Dass der Klub nun hohe Millionenbeträge für neue Spieler ausgeben will? „Das ist die Philosophie des Vorstands. Sie haben in den letzten zwei Jahren etwas anderes gesehen.” Ob er beim Benefiz-Spiel nach dem Saisonende Mitte Mai in Japan noch auf der Bank sitzen wird? „Das müssen wir immer abwarten in diesem Verein, nicht wahr?” Zu Hoeneß' Kritik an den seiner Ansicht nach unnötigen Freundschaftsspielen der Nationalmannschaft: „Ich denke, dass er in diesem Fall Recht hat.”
Es dürften nicht die letzten Sottisen gegen die Bayern-Bosse gewesen sein, denn van Gaal ist durch den Rausschmiss auf Raten verletzt bis ins Mark. Wie es für ihn weiter geht, steht fest: „Ich bin in Portugal und Holland, schaue Fußball, spiele Golf und Tennis, lese Psychologie-Bücher. Das Sabbatical habe ich meiner Frau versprochen. Ich wollte ja schon mit 55 aufhören, jetzt werde ich 60." Von Altersmilde ist aber nichts zu spüren. Wahrscheinlich existiert sie in seinem Weltbild gar nicht. Man wird noch hören von Louis van Gaal. Egal, wie lange er noch Bayern-Trainer bleibt.