Lothar Matthäus: Rüffel für Ribéry

Der Rekordnationalspieler spricht in der AZ über seine Zeit in New York und die Reise der Bayern in die USA. Er lobt Trainer Ancelotti und findet deutliche Worte für Ribéry: "Nachtreten finde ich schlecht", so Matthäus im Interview.
von  Maximilian Koch
Die Kritik von Franck Ribéry an Ex-Trainer Pep Guardiola kommt bei Rekordnationalspieler Lothar Matthäus gar nicht gut an.
Die Kritik von Franck Ribéry an Ex-Trainer Pep Guardiola kommt bei Rekordnationalspieler Lothar Matthäus gar nicht gut an. © dpa/az

Lothar Matthäus ist mit 150 Einsätzen deutscher Rekordnationalspieler. Der 55-Jährige Weltmeister von 1990 arbeitet als Experte beim Fernsehsender Sky.

AZ: Herr Matthäus, der FC Bayern ist am Montag in die USA aufgebrochen. Sie kennen sich dort gut aus, haben zum Ende Ihrer Karriere in New York gespielt. Welche Begeisterung für den Fußball haben Sie damals erfahren?
Lothar Matthäus: Es war damals schon so, dass im Central Park Fußball gespielt wurde. Das hat mich doch etwas überrascht, man weiß ja, dass es drei oder vier andere Sportarten gibt, die populärer sind in den USA. Fußball ist nicht die Nummer eins wie hier in Deutschland.

Die Amerikaner schauen sich eher Football, Baseball, Eishockey oder Basketball an. Ist der Fußball den amerikanischen Volkssportarten denn inzwischen näher gekommen?
Definitiv, der Fußball hat aufgeholt, immer mehr Menschen in den USA begeistern sich dafür, das stelle ich auf meinen Reisen immer wieder fest. Das liegt am Niveau der Liga, die immer besser wird, und natürlich auch daran, dass viele europäische Klubs ihre Trainingslager dort absolvieren wie jetzt der FC Bayern.

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Die Premier League hat das Potenzial in den USA schon vor längerer Zeit erkannt. Warum zieht die Bundesliga erst jetzt nach?
Die Engländer sind der Bundesliga auf dem Weltmarkt einige Schritte voraus, nicht nur in den USA. Die Premier League ist wirtschaftlich überlegen. Da haben wir in Deutschland Nachholbedarf, ganz klar. Der FC Bayern ist aus deutscher Sicht mal wieder Vorreiter, weil er schon seit Jahren nach Asien oder Amerika reist. Aber die DFL würde es sich wünschen, wenn noch mehr Klubs, am besten alle, diesen Weg gehen.

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Bayern-Trainer Carlo Ancelotti hat seinen EM-Fahrern wie Thomas Müller oder Manuel Neuer einen längeren Urlaub gegönnt, sie fehlen auf dem US-Trip und damit auch als wichtige Gesichter des Klubs. Eine nachvollziehbare Entscheidung?
Die Vermarktung sollte nie über den sportlichen Dingen stehen, insofern verstehe ich das. Zumal Spieler wie Müller hoch belastet waren in der letzten Saison, der Urlaub steht ihnen zu. Andererseits muss man sich dann auch fragen, welchen Wert Testspiele in der Vorbereitung überhaupt haben, wenn die Stars nicht dabei sind. Beim Spiel der Bayern gegen Manchester City haben in der zweiten Halbzeit ja nur noch A-Jugendliche gegeneinander gespielt. Das finde ich schwierig, wenn so viele Zuschauer im Stadion sind.

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Ancelotti, mit dem Sie sich als Spieler viele Duelle geliefert haben, hat sich bei den Bayern prima eingefunden, die Spieler schwärmen von ihm. War das für Sie so zu erwarten, dass es zwischen Ancelotti und Bayern passt?
Ja, das wundert mich nicht. Ancelotti ist ein junger Jupp Heynckes, der auf die Spieler zugeht und viel mit ihnen spricht. Er passt sehr gut zum FC Bayern.

Besonders Franck Ribéry hat sich lobend über den neuen Trainer geäußert – und damit auch Kritik an Ex-Coach Pep Guardiola durchblicken lassen...
Nachtreten finde ich immer schlecht. Jetzt, wenn man nichts mehr zu verlieren hat, äußert man sich öffentlich zum ehemaligen Trainer. Da frage ich mich: Warum hat er es nicht in den drei Jahren gesagt, in denen Guardiola da war? Das kann man immer wieder bei Spielern beobachten, nicht nur bei Ribéry. Gerade bei ihm kann ich es aber nicht verstehen, Guardiola war ja nicht nur schlecht zu ihm. Vielleicht ist er der Meinung, dass er nicht ge gespielt hat unter Guardiola. Aber das liegt auch immer am Spieler selbst.
 

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