Lothar Matthäus: „FC Bayern muss höllisch aufpassen“

Lothar Matthäus erklärt im AZ-Interview den Sieg gegen den BVB, warnt vor Pokalgegner Leverkusen und feiert Rückkehrer Thiago.
Patrick Strasser |
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Der bayerische Siegbringer: Stürmer Robert Lewandowski beim 1:0 gegen Borussia Dortmund im Kampf mit seinen Ex-Kollegen. Sky-Experte Lothar Matthäus erklärt den Sieg.
imago/dpa Der bayerische Siegbringer: Stürmer Robert Lewandowski beim 1:0 gegen Borussia Dortmund im Kampf mit seinen Ex-Kollegen. Sky-Experte Lothar Matthäus erklärt den Sieg.

AZ: Herr Matthäus, der FC Bayern hat sich den 1:0-Sieg am Ostersamstag erarbeitet, Thomas Müller sprach davon, dass es „geil“ gewesen sei, mal wieder so zu kämpfen um die drei Punkte.

Lothar Matthäus: Es war ein anderer FC Bayern in Dortmund, als man ihn sonst unterrainer Guardiola kennt. Weil mit Robben und Ribéry die Außenstürmer ausgefallen sind, hat Guardiola etwas defensiver spielen lassen. Er hat aus der Not der vielen Ausfälle und des vorhandenen Kaders eine Tugend gemacht und eben so gespielt, wie die meisten Vereine gegen den FC Bayern agieren: also kompakt hinten stehen, mit acht bis neun Mann in der Defensive und dann nach vorne nur mit Thomas Müller und Robert Lewandowski. Von daher war es eine taktische Meisterleistung, aber eben nicht der FC Bayern, den wir noch von Jupp Heynckes kannten oder von Pep Guardiola gewohnt sind.

Philipp Lahm gab sein Comeback in der Startelf – und das in einem Dreier-Mittelfeld neben Xabi Alonso und Bastian Schweinsteiger. Gerade Lahm hatte behauptet, dass dieses Zusammenspiel nicht funktionieren würde.

Es kommen andere Spieler zurück, wie eben Thiago. Und wenn die Außenstürmer Robben und Ribéry wieder fit sind, kann Müller auch zentral spielen. Daher glaube ich, dass es keine Dauerlösung sein wird.

Vor allem auch, weil Schweinsteiger wegen seiner Sprunggelenkprobleme für das Pokalduell in Leverkusen auszufallen droht. Können die Bayern nun mit dem Erfolgserlebnis aus Dortmund im Kopf die Pokalhürde Leverkusen auswärts leichter nehmen?

Nein, Vorsicht! Leverkusen ist eine Mannschaft, die aktuell in Top-Form ist, da muss der FC Bayern am Mittwoch höllisch aufpassen, das war ein ganz anderes, ein ganz schwieriges Spiel. Die Leverkusener sind in einer ganz anderen Verfassung als Dortmund, das haben ihre letzten Ergebnisse in der Liga gezeigt. Für mich ist die Mannschaft von Roger Schmidt zurzeit neben Wolfsburg und Gladbach einer der Verfolger des FC Bayern. Diese drei Mannschaften sind für mich momentan in Deutschland die einzigen, die den FC Bayern in einem Spiel ärgern können.

Ist die Bayer-Elf also die größte Hürde neben Wolfsburg auf dem Weg ins Pokalfinale?

Absolut ja! Leverkusen hat sich über die letzten Jahre stabilisiert, ist nicht mehr das Kanonenfutter, das sie mal waren.

Wie haben Sie das 20-Minuten-Comeback von Thiago gesehen?

Er hat mich beeindruckt. Sensationell. Da war gleich wieder Spielfreude zu sehen, plus die Geschwindigkeit in seinem Spiel. Er hat sofort den Ball gefordert, wollte sich zeigen, gleich wieder Verantwortung übernehmen.

Und das nach einer Verletzungspause von mehr als einem Jahr.

Das hat man ihm aber nicht angemerkt und das sagt schon etwas aus über die Qualität eines Spielers, wenn man sich beim Comeback so präsentiert. Thiago wird der Spieler sein, der das Mittelfeld des FC Bayern in naher Zukunft mit seiner Spielintelligenz, mit seiner Dynamik und mit seinem feinen Auge prägen wird und den Unterschied ausmachen kann. Dazu kommt, dass er mit seinen 23 Jahren ja noch relativ jung ist.

Fans und Mannschaft haben ihn gefeiert, Thiago hatte Tränen der Rührung in seinen Augen.

Die Mitspieler wissen ja, was in so seiner Situation in einem Spieler vorgeht, weil die meisten solche Leidenszeiten auch schon einmal durchmachen mussten. Thiago hatte drei Operationen in einem Jahr zu verkraften, das ist schon enorm. Er ist ein junger Spieler, der den Fußball über alles liebt. Außerdem ein sehr sympathischer Junge, ich konnte mich vor dem Spiel im Dortmunder Stadion ein paar Minuten mit ihm unterhalten und habe gemerkt, dass er einer ist, der mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Ich glaube auch, dass die ganze Geschichte um seine Verletzung mit dem Streit der Ärzte, mit diesen regelrechten Kämpfen, die da zwischen den einzelnen medizinischen Abteilungen ausgefochten worden sind, nicht spurlos an ihm vorübergegangen ist. Das war überflüssig. Aber er hat alles weggesteckt und das zeigt, dass er stabil ist.

Wie schnell kommt so ein Spieler wieder an seine Top-Form heran, und wie wichtig kann Thiago in den letzten beiden Monaten der Saison werden? Jetzt, da es um die Titel geht.

Ich gehe davon aus, dass er noch das ein oder andere Spiel brauchen wird, um seinen Rhythmus zu finden. Aber Guardiola wird ihm sicher seine Einsätze geben, zumal die Bayern ja jetzt fast nur noch englische Wochen haben. Und wenn die Bayern es schaffen, am Ende der Saison in beiden Berliner Finals zu stehen, also erst im DFB-Pokal und dann in der Champions League, dann könnte Thiago bis dahin in der TopForm sein, wie sie sich Bayern und Guardiola erhoffen.

Sie sprechen vom Finale. Ist der FC Porto kein besonders harter Gegner für die Bayern auf dem Weg nach Berlin?

Aufpassen muss man immer, auch bei dieser Mannschaft. Aber bei allem Respekt vor den Portugiesen: Der FC Bayern hat es bei der Auslosung fürs Viertelfinale ganz gut erwischt.

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