MÜNCHEN Noch 113: Die Tage des Bayern-Trainers Louis van Gaal sind gezählt, die Suche nach einem Nachfolger ist in Gang. Als Favorit gilt Jupp Heynckes, Freund der Familie. Ab Juli 2012 wird ein Anderer gehandelt: Joachim Löw. Heuert der Bundestrainer nach der EM 2012 an? Er müsste mit einigen Gegebenheiten umgehen können. Schafft er das? Ein Ausblick:
Der Verein FC Bayern:
Abgesehen davon, dass der FCB nicht irgendein Klub ist, ist er in erster Linie ein Klub - und keine Nationalmannschaft. Natürlich hat Löw Erfahrung als Übungsleiter bei Vereinsmannschaften, seit er 1994 die D-Jugend des FC Winterthur übernahm, danach zum FC Frauenfeld und auf den Co-Trainer-Posten des VfB Stuttgart wechselte. Es folgten Engagements in Istanbul, Karlsruhe, Adanaspor, Innsbruck und Wien. Das ist sieben Jahre her. Danach wurde ihm im Riesen-Apparat DFB vieles abgenommen, was er bei Bayern wieder selbst in die Hand nehmen müsste. Und die Trennung von Oliver Bierhoff wird auch schwer.
Jogi schafft’s zu
70 Prozent
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Die Bayern-Profis:
Dass der FC Bayern die meisten Kicker für die Nationalelf abstellt, hat Tradition. Im Bayern-Kader der Spielzeit 2012/13 wird Löw alte Bekannte treffen: Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller, Holger Badstuber, Toni Kroos, Mario Gomez, vielleicht die Torhüter Manuel Neuer und/oder Thomas Kraft sowie Miroslav Klose, den Joker der Herzen. Viele verdanken Löw eine feine Ausbildung im DFB-Dress und werden seine Worte aufsaugen.
Jogi schafft’s zu
95 Prozent
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Die Alphatiere:
Der Knackpunkt für jeden Bayern-Trainer ist das Verhältnis zu den Bossen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge. Louis van Gaal scheiterte daran, Jupp Heynckes wäre ohne sie gar nicht mehr ins Bundesliga-Geschäft eingestiegen. Vom DFB war Löw es bis auf eine Phase der Unsicherheit im Winter 2009/2010 gewöhnt, die volle Unterstützung der Führungsmannschaft zu haben. Bei Bayern muss er seine Maxime durchsetzen, andererseits schadet ein Diplomatenpass auch nicht.
Jogi schafft’s zu
50 Prozent
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Die Presse:
Dass Otto Rehhagels Gastspiel in der Spielzeit 1995/96 zum Intermezzo wurde, lag vor allem am Umgang mit der Presse. Karl-Heinz Rummenigge beschrieb das so: „Die Münchner Medien sind anspruchsvoller und wollen jeden Tag eine Pressekonferenz. Otto Rehhagel war dies immer ein Alptraum.” Löw ist ein anderes Kaliber. Er weiß, mit den modernen Erfordernissen der Medien umzugehen und ist smart genug, diese zu bedienen und bei Bedarf auch zu nutzen.
Jogi schafft’s zu
85 Prozent
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Der Weltstadt mit Herz:
So richtig kann man sich nicht vorstellen, wie Löw seine schicken Anzüge südlich von Freiburg spazieren trägt. Der Mann gehört auf die Maximilianstraße, wenn nicht gleich auf einen der Laufstege der Stadt! Die Strenesse-Shops in der Theatinerstraße und am Gärtnerplatz werden anbauen müssen.
Jogi schafft’s zu
90 Prozent
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