Löw: Lukas, bleib bei Bayern

"Luca Toni und Miroslav Klose brauchen einen, der Druck macht" - und deshalb soll sich Lukas Podolski beim FC Bayern durchbeißen, sagt Joachim Löw. Der Bundestrainer im AZ-Interview über Bankdrücker und EM-Garantien.
von  Abendzeitung
Soll sich durchsetzen beim FC Bayern: Lukas Podolski
Soll sich durchsetzen beim FC Bayern: Lukas Podolski © az

"Luca Toni und Miroslav Klose brauchen einen, der Druck macht" - und deshalb soll sich Lukas Podolski beim FC Bayern durchbeißen, sagt Joachim Löw. Der Bundestrainer im AZ-Interview über Bankdrücker und EM-Garantien.

AZ: Herr Löw, Lukas Podolski ist verunsichert - Trainer Ottmar Hitzfeld will den Bayern-Stürmer, der hinter Luca Toni und Miroslav Klose nur Bankdrücker ist, für die Rückrunde behalten. Derweil überlegt Manager Uli Hoeness, ihn auszuleihen. Was sagen Sie als Bundestrainer mit Blick auf die EM dazu?

JOACHIM LÖW: Podolskis Situation hat sich beim FC Bayern gegenüber der Vorrunde ja nicht verändert - da ist er kaum zum Einsatz gekommen. Er soll versuchen, sich durchzusetzen. Das will er auch. Ich habe mit ihm erst kürzlich während der Vorbereitung ein Gespräch geführt. Da hat er mir versichert, dass er alles dafür tun wird, dass er eine gute Form erreicht.

Ein schöner Vorsatz. Aber wie soll Podolski bei Bayern an den Weltstars Luca Toni und Miroslav Klose vorbeikommen?

Dass die beiden auch jetzt zum Beginn der Rückrunde gesetzt sind, das war ja klar - weil sie in der Vorrunde hervorragend gespielt und konstant getroffen haben. Aber Bayern hat hohe Ziele, ist noch in drei Wettbewerben vertreten und sie wollen alle drei Titel gewinnen - also ist Lukas für sie ein wichtiger Spieler. Mit nur elf Spielern kann man keine Ziele erreichen. Es war immer unsere Meinung beim DFB: Lukas wird und soll bleiben! Er soll sich durchsetzen.

Also sollte Podolski nicht auf Nummer sicher gehen und vorzeitig die Flucht ergreifen?

Die Bayern können ja jetzt Lukas nicht abgeben, plötzlich verletzt sich einer - und dann ist der Lukas nicht mehr da. Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass Podolski als dritter Stürmer abgegeben werden soll. Es muss im Sinne der Bayern sein, ihn zu behalten. Außerdem ist es doch auch gut, dass die Spieler einem gesunden Konkurrenzkampf ausgesetzt sind. Und selbst ein Toni oder ein Klose brauchen einen Mann wie Podolski, der ihnen Druck macht.

Finden Sie es in Ordnung, dass Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld sagte, es sei "nicht mein Problem, wenn Lukas die EM verpasst"?

Es hört sich vielleicht komisch an, aber selbstverständlich hat Ottmar Hitzfeld seine eigenen Interessen zu vertreten. Er arbeitet nur noch ein halbes Jahr beim FC Bayern und da möchte er natürlich alles gewinnen, den maximalen Erfolg - dazu braucht er jeden Spieler. Also habe ich zu 100 Prozent Verständnis für seine Aussage.

Aber Sie plädieren ja stets für ein harmonisches Miteinander mit den Bundesliga-Trainern?

Das eine schließt das andere nicht aus. Wir haben ein hervorragendes Verhältnis. Aber während eines Turniers wie der EM sage ich als Bundestrainer ja auch, dass das Abschneiden von Verein XY in der kommenden Saison zu diesem Zeitpunkt gleichgültig ist. Mir geht es dann darum, dass unser Team einen guten Fussball spielt. Da denke ich auch nicht an Bielefeld oder Bayern.

Wenn Poldi bleibt und auch Bankdrücker bleibt - bekommt er dennoch von Ihnen eine EM-Garantie?

Lukas weiß, was wir von ihm halten und dass wir Vertrauen in ihn haben. Er hat in der Nationalelf in den letzten Jahren gute Spiele gemacht und viele Tore erzielt. Aber es ist zu früh, Garantien zu vergeben. Lukas weiß, dass wir auf ihn zählen, wenn seine Einstellung weiter stimmt und er Teileinsätze hat.
Interview: Patrick Strasser

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