Löw glaubt an FC Bayern: "Siegertypen!"

Bundestrainer Joachim Löw traut den Bayern den Gewinn der Champions League zu. Warum das auch für den deutschen Fußball wichtig wäre und wie er das Duell gegen Madrid sieht...
von  Interview: Patrick Strasser

Bundestrainer Joachim Löw traut den Bayern den Gewinn der Champions League zu. Warum das auch für den deutschen Fußball und wichtig wäre und wie er das Duell gegen Madrid sieht, erklärt er hier

AZ: Herr Löw, hier im Restaurant „Kounge” in Haidhausen wurde am Mittwoch die offizielle Uhr der Nationalmannschaft für die EM 2012 von IWC präsentiert. Sind Sie ein pünktlicher Mensch?

JOACHIM LÖW: Trainer sind immer pünktlich (grinst). Aber im Ernst: Das hat ja mit Respekt gegenüber dem anderen zu tun. Wenn ich einen Termin vereinbare, dann achte ich schon sehr darauf, dass ich rechtzeitig da bin. Da geht es um Höflichkeit. Auch die Spieler sind pünktlich, wenn es um Sitzungen, Abfahrten oder Essen geht. Wenn einer zwei Mal zu spät kommt zu einem verabredeten Zeitpunkt, dann ist es einmal zu viel.


Blicken wir auf Ihre Mannschaft und die EM. Rechnen Sie denn überhaupt noch mit einer pünktlichen Teilnahme Ihrer Nationalspieler an den verschiedenen Trainingslagern ab dem 11. bzw. 18. Mai in Sardinien und Südfrankreich vor der EM im Sommer?

Ich weiß es nicht. Da hängt ja viel vom Halbfinale der Champions League zwischen dem FC Bayern und Real Madrid ab. Generell würde ich mir natürlich wünschen, mit allen Spielern in die Vorbereitung zu gehen und die Spieler möglichst lange zusammen zu haben. Das hat der Nationalmannschaft vor einem Turnier immer gut getan.


Glauben Sie, dass Sie am Wochenende um den 19. Mai, dem Tag des Finals in München, eher auf die Real-Stars Özil und Khedira verzichten oder auf die acht Bayern-Nationalspieler?

Das ist ein völlig offenes Duell. Da spielen zwei Spitzenmannschaften gegeneinander mit überragenden Einzelspielern, da entscheidet wohl auch die Tagesform.

Also fifty-fifty?

Die Bayern haben eine gute Bilanz gegen Real und eben in den besonderen Spielen diese Gewinner-Mentalität mit ihren Siegertypen. Real ist allerdings mit ihrem Trainer José Mourinho nicht mehr nur allein auf Spektakel aus, die Mannschaft hat sich gegenüber dem letzten Jahr verbessert. Bayern kann es packen. Sie sind immer in der Lage, solche wichtigen Spiele für sich zu entscheiden. Ich würde mich sehr freuen darüber.


Sie drücken den Bayern also die Daumen?

Natürlich. Für den deutschen Fußball wäre es aber extrem wichtig, dass eine Mannschaft dabei ist, wenn das Finale im eigenen Land stattfindet. Das wäre super. Auch für unsere Spieler wäre das ein Klasse-Erlebnis, da in den Vereinen das ganze Jahr über auf so ein Ziel hingearbeitet wird. Für das Selbstbewusstsein wäre das toll. Und es gibt noch einen anderen Aspekt.


Ja, bitte?

Es geht um die Dominanz der Spanier. Es sieht wohl so aus, dass Spanien mit fünf Mannschaften unter den letzten Acht in den beiden Halbfinals vertreten wären. Mit Barcelona und Real Madrid, in der Europa League mit Athletico Madrid, Valencia und Bilbao. Es könnte ein rein spanisches Finale in der Europa League und in der Champions League geben, das wäre aus deutscher Sicht nicht so toll.


2010 waren die Bayern auch im Finale, kehrten aber mit einer 0:2-Pleite gegen Inter Mailand aus Madrid zurück. Kann das Finale mit solch einer Enttäuschung auch einen negativen Effekt haben?

Nein, das glaube ich nicht. 2010 war zwei, drei Tage später der Fokus wieder auf die Nationalmannschaft gerichtet. Es gibt schnell andere Themen. Es bleibt das gute Gefühl bei den Spielern, dass man etwas erreichen kann.


Wären Sie denn froh, wenn sich die Titel etwas verteilen zwischen den Bayern und den Dortmundern, die ja auch das Pokalfinale am 12. Mai gegeneinander bestreiten?

Nein, der bessere soll die Titel gewinnen. Nächste Woche entscheidet sich die Meisterschaft, wenn die Bayern in Dortmund spielen und der BVB danach beim FC Schalke antreten wird. Da werden die Weichen gestellt.


Mario Gomez hat bei Bayern bis 2016 verlängert.

Das freut mich sehr für ihn, dass er sich jetzt so wohl fühlt. Der Mario ist ein Teamplayer. Man hat beim 2:0 gegen Marseille sehen können, wie sehr er sich freut, obwohl er nur auf der Bank saß, wie sehr er Olic applaudiert, als der ausgewechselt wurde. Er ist frei von Egoismen.


Stehen Sie in Kontakt mit Bastian Schweinsteiger?


Ja, er kann noch eingreifen, es gibt ja noch ein paar Spiele, da mache ich mir keine Sorgen. Er fühlt sich wieder frei von allen Wehwehchen.

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