Lob für Heynckes: Jupp, Jupp, Hurra!
Weil Bayern von Sieg zu Sieg zieht, nehmen auch die Lobeshymnen auf den Trainer zu. Die Rufe nach Vertragsverlängerung werden lauter - Heynckes lässt das aber kalt.
München - Das 3:0 gegen den HSV hatte Jupp Heynckes total kalt gelassen. Das 6:1 gegen Lille nun ebenso. "Sicher, die erste Halbzeit war außergewöhnlich gut", meinte der Bayern-Trainer vor dem Spiel gegen Frankfurt (Sa., 15.30 Uhr/Sky und Liga total!).
"Der Gegner hatte aber auch nicht die ganz große Qualität. Deswegen kommt bei uns keine Euphorie auf", sagte Heynckes – mit einem beherztem Tritt auf die Spaßbremse.
Geht es um ihn selbst, dann sind alle Beteiligten dieser Tage jedoch weitaus euphorischer. Kein kritisches Wort. Eher: Jupp, Jupp, Hurra! Franz Beckenbauer könnte sich jedenfalls vorstellen, den Coach auch weiter an Bayerns Seitenlinie zu sehen ("Es läuft doch alles bestens").
Arjen Robben meinte nach dem Lille-Spiel, ihm fiele kein besserer Trainer ein. Und Franck Ribéry stellte ihn in seiner Gunst gar auf eine Stufe mit Ottmar Hitzfeld, hätte nichts gegen eine Vertragsverlängerung: "Warum nicht? Er macht das gut."
In erster Linie ist Heynckes dieser Tage vor allem aber ein erfolgreicher Trainer, auch wenn er betont, das sei nur eine Momentaufnahme. "Die Arbeit ist noch nicht getan", sagte er am Freitag. Und: "Die Zuschauer können das viel mehr genießen als wir selbst." Dennoch könnte diese Saison tatsächlich zur Heynckes-Saison werden. Die AZ nennt fünf Gründe dafür:
Mehr Erfahrung: Mit 67 Jahren gehen andere in Pension. Nicht so der Bayern-Coach, der vital wie eh und je an der Seitenlinie rumhopst und titelhungriger ist denn je. Heynckes trainiert seit 1979 – Van Buyten, Tymoshchuk und Pizarro waren damals gerade im Pampers-Alter, der Rest des aktuellen Kaders noch nicht mal geplant. Die Ansprache des erfahrenen Trainers passt, alle ziehen mit. Robben sagt: "Er macht einen super Job, die Chemie ist zu hundert Prozent da. Wenn er noch fit ist, dann kann er auch weitermachen."
Mehr Reibung: Dank Matthias Sammers nerviger, aber fruchtbarer Hinterfragungssucht bleibt Heynckes stets fokussiert, tauscht sich mit dem Sport-Vorstand intensiv aus, gewinnt dadurch. Auch wenn man nicht immer einer Meinung ist – Reibung erzeugt hier ohne Zweifel Energie.
Mehr Ribéry: Der Franzose wird immer mehr zum Schlüsselspieler, weil er Heynckes vertraut ("ein sehr netter Trainer, der viel mit den Spielern spricht") und nun sogar Führungsaufgaben auf und abseits des Platzes übernimmt. "Ich weiß jetzt, dass ich in jedem Spiel 90 Minuten Gas geben muss und mir keine Auszeiten mehr nehmen darf", sagte er dem "Bayern-Magazin". Braver Ribéry.
Mehr Hunger: Wie beim 99er-Effekt, als 1999 alle das verlorene Champions-League-Finale wettmachen wollten, ordnen seit dem "Fie dahoam" alle Bayern-Spieler alles dem Erfolg unter. Heynckes kann so problemlos rotieren lassen – keiner ist ihm böse, wenn er mal auf der Bank sitzt. Im Gegenteil: es gibt Lob. "Er hat viel Erfahrung und weiß ganz genau, wie er das ansprechen muss. Für mich macht er das wirklich super", sagt Robben. Heynckes freut das: "Das Lob der Spieler bedeutet mir etwas." Die Spieler würden "zurzeit fast Fußball zelebrieren", gab er am Freitag zurück: "Das ist nicht nur mein Verdienst, sondern der ganzen Crew."
Weniger Druck: Beweisen muss Heynckes niemandem mehr etwas. Sein Vertrag läuft aus, er selbst kann wohl entscheiden, wie es weitergeht. "Der Jupp hat keine Eile, wir haben keine Eile", sagt Rummenigge. Gespräche gibt’s im Frühjahr. Und wenn’s Jupp dann nicht mehr jucken sollte, geht er einfach nach Hause. Zu seinem Hund Cando.