Lisa Müller:"Ausmisten würde er nicht"
AZ: Frau Müller, am Wochenende treten Sie auf der Pferd International im Dressurviereck an, vor tausenden Menschen auf der Olympia-Reitanlage in Riem. Und die wissen vermutlich genau, wer Sie sind, oder Frau Müller?
Lisa Müller: Ich bin erst ein einziges Mal vor so vielen Leuten geritten, dieses Jahr bei der deutschen Meisterschaft in Balve, das ist ziemlich neu für mich. Ich muss sagen, ich bin in solchen Situationen noch ziemlich aufgeregt.
Erst im vergangenen November haben Sie die prestigeträchtige Serie „Stars von morgen“ gewonnen. Ihre Leidenschaft für Pferde ist bekannt – aber war denn zu erwarten, dass die Karriere im Sattel derart Fahrt aufnimmt?
Speziell im letzten Jahr ist es extrem schnell gegangen. Das hat mich selbst überrascht, ja.
Und nun treffen Sie in Riem auf die deutsche Dressur-Elite um Isabell Werth und Ulla Salzgeber. Schaut man da mal in die Box nebenan?
Isabell Werth habe ich schon kennengelernt, sie ist eine wahnsinnig liebe Person. Sie nimmt einem jegliche Angst vor großen Turnieren und geht immer offen auf einen zu. Wenn ich ihr zuschaue, staune ich dann immer, wie sie auch die schwierigsten Pferde in den Griff kriegt. Mir fehlt da einfach noch Routine, klar.
In Riem haben Sie zwei Pferde dabei – den elfjährigen Wallach Dave und die neunjährige Stute Ann Beth. Was sind das für Charaktere?
Total unterschiedlich! Dave, mit dem ich bei „Stars von morgen“ gewonnen habe, nimmt einem nichts krumm, ist sehr gelassen. Manchmal zu gelassen. Da muss man schon manchmal hinterher sein, dass er fleißig ist. Ann Beth besitze ich erst seit sechs Wochen. Sie ist sehr engagiert, aber neigt ein bisschen zur Nervosität. Sie verzeiht fast keinen Fehler. Mir ist das besonders wichtig, die Pferde kennenzulernen, eine richtige Partnerschaft zu entwickeln.'
Wie merkt man, dass ein Pferd einen mag?
Schon alleine beim Reiten. Dave zum Beispiel kämpft im Viereck richtig für mich. Und mir ist wichtig, etwas zurückzugeben, den Pferden ein so angenehmes Leben wie möglich zu gestatten. Sie sollen es gut haben bei mir.
Das Klischee der Spielerfrau, deren einzige Sorge die Marke der neuen Schuhe ist, hält sich hartnäckig. Aber Sie sind ganz gut ausgelastet, oder?
Ich stehe jeden Tag um halb acht im Stall, das geht bis in den Nachmittag. Und wenn Turniere sind, bin ich von Donnerstag bis Sonntag unterwegs. Ich glaube, ich könnte es mir als Fußballerfrau auch einfacher machen! (lacht)
Für Ihren Mann ist die Pferdezüchtung ein großes Thema. Taugt das als Geschäftsmodell, nach der Fußballkarriere?
Natürlich wäre das toll, wenn wir mal ein hervorragendes Pferd züchten, das man am Ende sogar verkaufen kann. Aber noch steht das nicht im Vordergrund. Thomas macht es einfach Spaß, die Hengste auszusuchen, die genau auf seine Stuten passen könnten. Er ist da recht ehrgeizig und möchte das bestmögliche Sportpferd züchten.
Bei Pferd International wird Ihr Mann aufgrund des Terminplans der Nationalmannschaft nicht dabei sein können. Das dürfte Ihnen eine Menge Rummel ersparen.
Also ich finde es einfacher, wenn er dabei ist! Dann schauen die Menschen nicht mir zu, sondern ihm! Ob er zittert, ob er sich freut. Er geht da sehr mit, weil er sich auch sehr mit dem Sport identifiziert. Ich glaube, es gäbe nichts Schlimmeres, als wenn es jedes Mal, wenn ich in den Stall gehe hieße: Mensch, schon wieder Pferde? Dass Thomas so viel Spaß an Pferden hat, ist ein echter Glücksfall.
Im letzten Interview mit der AZ haben Sie allerdings erzählt, Thomas würde sich vor der Stallarbeit drücken. Wie ist das heute?
Also, er würde wohl keine Box ausmisten, denke ich. Aber auf dem Turnier ist er mir immer eine große Hilfe: Er bringt die Bandagen an, hält die Zügel, holt mir alles, was ich brauche. Die ganzen kleinen Dinge, die aber eben doch sehr wichtig sind!
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