Liebling Kroos

Die Karriere des Nationalspielers steht am Scheideweg: In Leverkusen förderte Trainer Jupp Heynckes den21-Jährigen, jetzt fordert er: „Es ist seine große Chance in diesem Jahr, er muss sich weiter verbessern.“
Patrick Strasser |
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München Toni Kroos hatte seinen schwarzen Kulturbeutel nach dem Spiel unter den Arm geklemmt, darunter schaute etwas Durchsichtiges hervor. Etwas für die Vitrine. Es war die Trophäe für den Spieler des Tages, gestiftet von Turniersponsor „Audi“.
Der Bayern-Torschütze zum 1:1 gegen den AC Mailand hatte sich nicht nur durch seinen listigen Linksschuss diese Auszeichnung verdient, er war der auffälligste Akteur in der Kreativ-Abteilung. „Eine schöne Wertschätzung“ nannte Kroos die Auszeichnung. Mehr wird ihn das Lob seines Trainers im Anschluss ans Halbfinale gefreut haben. „Toni Kroos hat eine sehr gute Vorbereitung gespielt, war immer einer der Besten und hat sich voll reingekniet“, sagte Jupp Heynckes und meinte: „Es ist seine große Chance in diesem Jahr, aber er muss sich im physischen Bereich weiter verbessern.“ Kein Lob ohne freundliche, sachdienliche Hinweise – so eine Heynckes-Maxime.
Es wird wohl tatsächlich die Saison, in der sich viel entscheiden wird im Karriereweg des Toni Kroos. Vor einem Jahr war er nach seiner eineinhalbjährigen Lehrzeit bei Bayer Leverkusen an die Säbener Straße zurückgekehrt, doch Louis van Gaal ging nicht als sein größer Fan und Förderer in die Geschichte ein. Kroos, ein Stimmungsspieler, der das Vertrauen des Trainers spüren muss, konnte sich kaum abheben vom Rest des Personals. Die meisten Aktionen wirkten zu zaghaft, zu zögerlich. Als Zuschauer wusste und spürte man immer: Mensch, der Junge kann viel mehr. Warum zeigt er das nicht?
Nur ein Tor gelang ihm, damals Ende Oktober gegen Freiburg (4:2), in der vergangenen Saison bei 27 Liga-Einsätzen, dazu eins im DFB-Pokal (drei Partien) und keines in der Champions-League (sieben Spiele) – eine sehr dünne Ausbeute. „Ich hoffe, dass diese Saison ein, zwei Tore mehr für mich herauskommen“, sagte Kroos am Dienstagabend. Der Schlüssel dazu dürfte Jupp Heynckes sein. Allein die Bilanz von Kroos unter Heynckes in seiner Leverkusener Zeit spricht Bände: zehn Treffer in 43 Bundesliga-Einsätzen. Damals durfte Kroos spielen, wo Kroos am liebsten spielt: als Zehner hinter den Spitzen. Diese Rolle hatte van Gaal felsenfest mit Thomas Müller („Müller spielt immer“) verankert. Kroos blieb die hoffnungsvolle Zugabe – und unter den Erwartungen.
Nun lässt ihn Heynckes wieder auf seiner Schokoladen-Position ran, verbannte Müller gegen Milan auf die linke Außenbahn. Da beim Erstrundenspiel im DFB-Pokal am Montag in Braunschweig (20.30 Uhr/ARD live) die verletzten Flügelartisten Arjen Robben und Franck Ribéry fehlen werden, dürfte Kroos wieder hinter Mario Gomez ins Spiel gehen. Sein Selbstvertrauen ist wieder auf altem Niveau. „Ich habe mich angeboten in den Freundschaftsspielen und den Trainingseinheiten. Ich bin gut drauf und kann die Zehner-Position sehr gut spielen“, sagte der 21-Jährige und fügte hinzu: „Der Trainer weiß das.“ Und schätzt das. Liebling Kroos.
Der Vertrag wurde bis 2015 verlängert, er ist einer von acht DFB-Nationalspielern. Bundestrainer Joachim Löw sieht ihn jedoch defensiver, an der Seite von Bastian Schweinsteiger vor der Abwehr. Denn in der Nationalelf hat Kroos Real-Star Mesut Özil vor sich.
Es muss übrigens nicht unbedingt ein gutes Omen sein, diese Wahl zum „MVP“ nach US-Vorbild, zum „Most Valuable Player“. Beim Audi-Cup 2009 wurde es im ersten Spiel Thomas Müller, in der zweiten Partie Michael Rensing.

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