Liebe oder Hiebe für Bayern-Trainer Van Gaal?
MÜNCHEN - Klettertour und Mitglieder- versammlung: Für Bayerns Trainer Louis van Gaal werden die nächsten Wochen richtungsweisend.
Freie Tage? Undenkbar derzeit beim FC Bayern. Gleich nach der Rückkehr aus Rom Mittwochnachmittag hatte Coach Louis van Gaal ein Training angesetzt, auch am Donnerstag und am Freitag das gleiche Spiel. Eine Disziplinierungsmaßnahme nach dem symptomatischen 2:3 in Rom ist das freilich nicht. Eher eine Notwendigkeit, es stehen harte Adventswochen bevor. Für die Mannschaft, die bis zur Winterpause in der Bundesliga, jetzt, da die Achtelfinal-Champions-League-Qualifikation als Gruppenerster geschafft ist, auf ihrer immer wieder verschobenen Klettertour auf den Gipfel endlich mal das Basislager verlassen muss.
Für Trainer und Bosse dürfte die Adventszeit nicht nur hart, sondern zusätzlich vor allem auch spannend werden. Mittlerweile scheint es nicht unwahrscheinlich, dass sich bis Weihnachten schon die Zukunft von Louis van Gaal beim FC Bayern zumindest vorentscheiden könnte. Was nicht heißt, dass der Coach, der erst im September einen Vertrag bis 2012 unterschrieb, nun schon akut um seinen Job bangen müsste. Aber die Bosse werden in den nächsten Wochen genau hinsehen, wie sich der stolze Mijnher van Gaal aus der Affäre zieht. Gibt es Liebe oder Hiebe für den Coach?
Sportlich:
Das Ziel ist klar: 30 Punkte wollen die Bayern bis zur Winterpause noch erreichen. In den letzten vier Spielen müssen also zehn Punkte her. Das Ziel hat van Gaal vor einer Woche selbst ausgegeben, am Dienstag erinnerte Rummenigge ihn und die Mannschaft während des Mitternachtsbanketts daran. Am Samstag gegen Frankfurt (15.30 Uhr, Liveticker auf abendzeitung.de) darf das Team den Anfang machen.
Umgang mit der Mannschaft:
Van Gaals größter Trumpf war stets sein gutes Verhältnis zu den Spielern. Auch von den Reservisten hörte man nie ein schlechtes Wort über den Trainer. Ribérys Ausbruch vor dem Rom-Spiel („Er zieht mich runter“) war in dieser Saison der erste dieser Art. Van Gaal reagierte schnell, sprach sich mit dem sensiblen Franzosen aus und meinte es handle sich wieder um „Liebe auf den ersten Blick“. Ob die von Dauer ist?
Die Basis:
Am Dienstag steht die alljährliche Mitgliederversammlung in der Olympiahalle an. Diese nutzen die Bosse seit jeher auch als Stimmungsbarometer, als Forum, um die allgemeine Gemengelage auszuloten. Es waren auch die überraschenden Pfiffe der Basis letztes Jahr, die Bastian Schweinsteigers Entwicklung zum Chefsteiger beförderten. „Er hat sich danach die Flausen abgewöhnt“, sagte Franz Beckenbauer kürzlich. Van Gaal wurde dagegen, obwohl es sportlich noch nicht lief, freundlich empfangen. Als Bayern danach auch noch in Turin gewann, verstummte die Diskussion.
Und heuer? „Eigentlich ist van Gaal ja beliebt bei den Fans und ich denke nicht, dass die großen Erfolge aus der Vorsaison schon vergessen sind“, sagt Hans Gehrlein vom Fanclub „13 Höslwanger“. Aber: „Interessant wird die Mitgliederversammlung bestimmt. Man weiß ja nie, was so passieren kann.“ Eben.
Filippo Cataldo