Lewy und Co.: Der FC Bayern stellt die beste Offensive in Europa

München - Auf dem Weg zur Kabine stoppte Robert Lewandowski und drehte noch einmal um. Er hatte etwas Wichtiges vergessen. Kurzer Blickkontakt mit Peter Renner, dem Bayern-Urgestein aus der Presseabteilung, ein präziser Wurf - und schon hatte Lewandowski den Spielball, den er nach seinem Dreierpack unbedingt mit nach Hause nehmen wollte, in seinen Händen.
"Die Rote Karte hat uns aufgeweckt"
Der 32-jährige Weltfußballer sah aus wie ein kleiner Junge, der von seinen Eltern zum ersten Mal einen hochwertigen Lederball geschenkt bekommt. Mit einem Lächeln im Gesicht flitzte Lewandowski in die Katakomben. Was für ein Nachmittag - für den Torjäger und den FC Bayern! "Ich freue mich, wie wir in der ersten Halbzeit gespielt haben. Die Rote Karte hat uns aufgeweckt", sagte Lewandowski und erzählte damit die Geschichte dieser Partie. Nach dem frühen Platzverweis für Alphonso Davies (12. Minute/siehe Seite 18) zeigte Bayern eine famose Reaktion und stellte das Ergebnis durch Tore von Lewandowski (17./23./39.) und Serge Gnabry (22.) noch vor der Halbzeitpause auf 4:0.
Flick verteilt Riesenkomplimente
Trainer Hansi Flick sprach seinem Team nach dem 40. Sieg in seinem 50. Bundesligaspiel "ein Riesenkompliment" aus: "Die Tore, wie sie herausgespielt wurden - das war einfach herausragend. Wir haben den Gegner trotz Unterzahl noch ausgespielt." Es war fast so, als würden die Münchner Stars die Rote Karte als persönliche Herausforderung ansehen. Stuttgart hingegen war mit dem Überzahlspiel überfordert. "Bayern ist in der Lage, dich in ein paar Minuten mit drei Toren zu bestrafen", sagte VfB-Coach Pellegrino Matarazzo. Seine Mannschaft habe "Lehrgeld gezahlt".
Lewy über Müllers Bestmarke: "Ich denke nur von Spiel zu Spiel"
Gegen Bayerns Überfallkommando - die europaweit aktuell stärkste Offensive um Lewandowski, Gnabry, Thomas Müller und Leroy Sané, die im Südschlager allesamt brillierten. Herausragender Mann war einmal mehr Lewandowski, der nun bei 35 Treffern in dieser Spielzeit liegt und Gerd Müllers Rekord von 40 Toren (1971/72) fest im Blick hat. Acht Partien bleiben ihm noch.
Auf der Tribüne wurde kurzzeitig über Wetten nachgedacht, ob der Pole die Bestmarke schon in der zweiten Halbzeit gegen den VfB schaffen würde. "Ich denke weiter nur von Spiel zu Spiel und nicht daran, wie viele Tore ich noch schießen muss", sagte Lewandowski, der seinen persönlichen Rekord aus dem Vorjahr (34) schon jetzt übertroffen hat.
"Das macht mich sehr stolz. Es ist auch für den Kopf eine Herausforderung, immer bereit zu sein, immer hungrig." Und das ist der Bayern-Stürmer - Woche für Woche. Stuttgarts Vorstandschef Thomas Hitzlsperger meinte sogar, Lewandowski sei "irgendwas über Weltklasse".
Eine Leberkassemmel zur Belohnung
Nur einmal hatte die Tormaschine einen menschlichen Moment: Nach einem Pass von Benjamin Pavard schoss Lewandowski freistehend über das Tor (63.). Kurz danach wechselte Flick den Dreierpacker aus, Schonung war angesagt. Nach der Länderspielpause brauchen die Münchner schließlich einen Lewandowski in Bestform. Am Ostersamstag (3. April) steht das womöglich vorentscheidende Spiel um die Meisterschaft bei RB Leipzig an, Bayern hat vier Punkte Vorsprung.
"Jetzt haben wir ein bisschen Zeit und werden uns dann intensiv auf Leipzig vorbereiten", sagte Flick, der am Samstagabend nicht mehr ins Detail gehen wollte. "Das muss man mir mal zugestehen." Nach den Siegen gegen Lazio (2:1) und den VfB in dieser Woche hatten sich Flick und seine Spieler den entspannten Abend mehr als verdient. Thomas Müller gönnte sich zur Feier des Tages eine Leberkassemmel, wie er seine Fans über Instagram wissen ließ - inklusive des Kommentars: "Belohnung."