Lewy, Auba, Modeste: Kampf der Kanoniere

Bayerns Lewandowski, Dortmunds Aubameyang und der Kölner Modeste ballern um den Titel des Torschützenkönigs. Die AZ macht den Check: Wer trifft zuverlässiger? Wer jubelt schöner?
von  Maximilian Koch
Modeste, Lewandowsky und Aubameyang kämpfen um die Torjägerkanone.
Modeste, Lewandowsky und Aubameyang kämpfen um die Torjägerkanone. © dpa/AZ

München - Drei herausragende Stürmer, drei unterschiedliche Jubel-Ideen – ein Ziel: Bayerns Robert Lewandowski (24 Treffer), der Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang (25) und Anthony Modeste (22) vom 1. FC Köln ballern in dieser Saison um die Torjägerkanone in der Bundesliga. Vor den letzten sieben Saisonspielen macht die AZ mit den früheren Top-Stürmern Stefan Kuntz und Dieter Hoeneß den Check: Wer jubelt am schönsten? Und wer holt am Ende die Kanone?

Der Jubel-Faktor: Moderne Mittelstürmer definieren sich nicht mehr nur über Tore – das Zelebrieren ist mindestens genauso wichtig geworden. Kölns Modeste etwa formt nach jedem Treffer eine imaginäre Brille über seinem Gesicht. Der Franzose will damit den entsprechenden Whatsapp-Smiley symbolisieren, der ihm besonders gut gefällt. "Das ist individuell, das finde ich gut", sagt Stefan Kuntz, Trainer der deutschen U21 und ein wahrer Könner auf dem Gebiet des Torjubels, im Gespräch mit der AZ.

Wir erinnern uns: In den 90er-Jahren kannte man Kuntz als "Mann mit der Säge". Unzählige Baumstämme wurden vom früheren Lautern-Stürmer malträtiert, zumindest sah es am Fernsehbildschirm so aus. "Ich habe den Jubel damals aus Kanada mitgebracht", erzählt Kuntz. Eishockey, Stanley Cup, Kuntz war als Zuschauer dabei. "Und dann rutschte nach einem Tor plötzlich ein Spieler übers Eis und holte die Säge raus. Das hat mir gut gefallen."

Jubel hat keine Bedeutung

Bayerns Robert Lewandowski ist der X-Man unter den Torjublern, kommt aber im Gegensatz zu Kuntz ganz ohne schweres Gerät aus. Der Pole kreuzt nach jedem Treffer seine Arme, streckt die Zeigefinger nach oben und lässt die Zunge aus dem Mundwinkel luken. Was es damit auf sich hat? Bis heute ungeklärt. Die AZ hakte kürzlich bei Lewandowski nach. "Hat keine Bedeutung", sagte der Knipser und lächelte. War wohl nur die halbe Wahrheit. Lewy will das Geheimnis noch hüten.

Die größten Diskussionen gibt es freilich um Aubameyang. Im Derby gegen Schalke zog der BVB-Stürmer eine schwarz-rote Maske über, eine geplante Werbeaktion für Aubas privaten Ausrüster, die Dortmund laut "Sport Bild" mit einer 100 000-Euro-Geldstrafe sanktionierte. Völlig berechtigt – sagen die Stürmer-Experten. "Eine persönliche Werbebotschaft ist egoistisch", meint Kuntz. Dieter Hoeneß sagt: "Den Jubel fand ich nicht gut, das geht zu weit. Spieler müssen verstehen, dass ihre hohen Gehälter nur möglich sind, wenn es hohe Sponsoreneinnahmen gibt. Das kannst du als Verein deinem Ausrüster nicht erklären."

"Ich vermisse das Toreschießen"

Der frühere Bayern-Stürmer Hoeneß verzichtete in seiner aktiven Zeit auf besondere Jubel-Ideen. "Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht", sagt er und lacht. "Das war eine andere Zeit." Als Kuntz für den FCK spielte, kam die kreative Party nach dem Treffer so langsam in Mode. "Die Säge war für die damalige Zeit trotzdem ein Ausbruch an Emotionalität", sagt Kuntz. Ob er die Säge, die kaum noch Anwendung findet, bei den Stürmern heute vermisse? "Nein, diese Rolle ist eben durch mich besetzt", scherzt der Europameister von 1996. "Ich vermisse nicht die Säge, sondern das Toreschießen an sich."

Der Tor-Faktor: Dafür ist heute das Top-Trio der Bundesliga zuständig: Lewy, Auba und Tony aus Köln, der beste seit Toni Polster. "Modeste wird auf jeden Fall mehr als 25 Tore schießen", sagt Hoeneß. "Er läuft bei Flanken und Pässen perfekt ein, das ist seine große Qualität." Kuntz sieht den Wohlfühlfaktor in Köln als Erfolgsgeheimnis. "Er ist jetzt schon lange im Verein, das Spiel ist auf ihn zugeschnitten."

Für Dortmunds Aubameyang gilt das genauso. Ein Vorteil für den Gabuner im Kanonen-Kampf: Er war wie Modeste und im Gegensatz zu Lewandowski noch nie Torschützenkönig, das spornt ihn extra an. "Lewandowski hat ihm die Kanone letztes Jahr weggeschnappt, diesmal brennt er darauf, sie mit nach Hause zu nehmen", sagt BVB-Kollege Gonzalo Castro. "Er wird sicher heiß sein", glaubt auch Hoeneß.

"Das Duell mach Lewy besser"

Aubameyang hat die beste Torquote der drei Stürmer-Stars (25 Treffer in 25 Spielen), Lewandowski (24 Tore in 27 Partien) legt dafür die meisten Treffer für seine Mitspieler auf (5, Auba 2, Modeste 3). Der Kölner benötigte für seine 22 Tore 27 Spiele. "Das Duell mit Aubameyang macht Lewy noch besser", sagt David Alaba. Hoeneß glaubt, dass Lewandowski die Kanone holen wird, "weil die Bayern ganz einfach stärker sind als der BVB".

Eine Einschränkung macht er: "Falls die Bayern frühzeitig als Meister feststehen, könnte es sein, dass Carlo Ancelotti seine Stars in der Liga schont. Das wäre ein Nachteil für Lewy." Kuntz tippt auch auf den Bayern-Star: "Er braucht weniger Chancen als Aubameyang." Am Donnerstag brach Lewandowski das Training vorzeitig ab, ein Schreckmoment. Die Bayern gaben schnell Entwarnung: Lewy habe sich nicht verletzt, er könne am Samstag spielen. Der Kampf der drei Kanonen um die Torjägerkanone geht weiter!

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