Leroy Sané: Beim FC Bayern und im DFB-Team wieder mal am Scheideweg
Bremen - Viel die Rede ist dieser Tage beim DFB von der Offensive. Von Niclas Füllkrug, dem – endlich mal – positiv belegten Gesicht des Angriffs der Nationalelf.
Und das trotz der erst sechs Länderspiele, in denen der Mittelstürmer ebensoviele Tore erzielt hat. Bundestrainer Hansi Flick will auf ein 3-4-1-2-System setzen. Mit Dreierkette, zwei Schienenspielern über die Außen, zwei zentralen Mittelfeldspielern, einem Zehner und zwei Spitzen. Für die Rolle neben Knipser Füllkrug (30) bieten sich Kai Havertz (24) vom FC Chelsea und Timo Werner (27) von RB Leipzig an.
Klein Platz für Leroy Sané? Flick setzt auf Musiala und Wirtz auf der Zehner-Position
Werner fehlt jedoch wegen einer Sprunggelenkverletzung aus dem mit RB siegreichen Pokalfinale im ersten DFB-Auftritt beim Juni-Dreierpack gegen die Ukraine. Auf der Zehner-Position will Flick bei den beiden 20 Jahre alten Youngstern Jamal Musiala vom FC Bayern und Florian Wirtz von Bayer Leverkusen Fortschritte sehen.

Weil ziemlich genau ein Jahr vor Beginn der Heim-EM mit dem Eröffnungsspiel der DFB-Elf in München am 14. Juni 2024 der Ergebnisdruck steigt und andererseits die Möglichkeiten, sich einzuspielen Testspiel für Testspiel (bis Ende des Jahres sind es neun) abnehmen, hat die heiße Phase bereits begonnen.
Die reinen Flügelspieler sind abgeschafft
Im März experimentierte Flick noch, nun sucht er seinen Kern, seine Stammkräfte. Was bei Flicks neuem System auffällt: Die reinen Flügelspieler sind abgeschafft.
Erstens wegen der Schienenspieler auf den Außenbahnen (rechts Marius Wolf, Jonas Hofmann oder Lukas Klostermann, links David Raum oder Robin Gosens) und zweitens, weil die Spitzen auf die Flügel ausweichen sollen. Schlechte Karten für Akteure wie Julian Brandt vom BVB und in erster Linie für: Leroy Sané.

Der Bayern-Profi kann zwar auch als Zehner agieren, kommt jedoch als Linksfuß am liebsten über den rechten Flügel. Bei den Tests im März (2:0 gegen Peru, 2:3 gegen Belgien) verzichtete Flick auf Sané und begründetet diese Entscheidung relativ harsch: "Man muss im Leben Entscheidungen treffen, wir haben uns für Serge Gnabry entschieden. Es ist wichtig für uns, dass die Spieler bei uns nicht nur trainieren, sondern auch spielen. Diese Möglichkeit hätten bei uns nicht alle gehabt."
Nach Denkpause im März: Leroy Sané wieder bei der Nationalmannschaft
Klar wollte Flick neue Spieler testen, aber ein gewisser Denkzettel war es – wie nun im Fall von Dortmunds Abwehrspieler Niklas Süle – schon. Sané ist nun wieder dabei. Er kann sich seit dem Trainingsstart am DFB-Campus in Frankfurt vergangenen Donnerstag und in den drei EM-Testspielen zeigen. Muss er auch. Die Beweispflicht für Top-Leistungen liegt allein beim 27-Jährigen.
"Wir haben den Spielern gesagt, dass wir erwarten, dass sie ans Limit gehen", meinte Flick, der andererseits "happy" ist, "dass wir eine große Anzahl von Spielern haben, die uns veranlassen, dass wir immer wieder abwägen müssen."
Ob beim FC Bayern oder im DFB-Team: Jeder ist ersetzbar
Heißt: Kaum einer ist unersetzbar, Sané trotz seiner 50 Länderspiele (mit lediglich elf Treffern) auch nicht. Findet er den Weg zurück in die Stammelf?
Bei der WM in Katar fehlte der Bayern-Profi zum Auftakt gegen Japan (1:2) angeschlagen, kam beim 1:1 gegen Spanien als Joker 21 Minuten zum Einsatz und durfte gegen Costa Rica (4:2, aber zugleich das Aus) über die volle Distanz ran. Zu wenig für sein Können, für seine Ansprüche.

Auch beim FC Bayern: Leroy Sané fehlt Stabilität und Konstanz
Auch beim FC Bayern wird Sanés Einfluss auf die Leistung der Mannschaft nach drei Jahren mit vielen Auf und Abs aktuell hinterfragt. Acht Liga-Tore in 32 Einsätzen bedeutete zwar die beste Ausbeute des gebürtigen Esseners seit dem Wechsel von Manchester City im Sommer 2020 für rund 50 Millionen Euro Ablöse, dennoch brach auch er wie nahezu das gesamte Team in der Rückrunde ein.
Vier Tore in Bayerns 25 Pflichtspielen in 2023 sind zu wenig, Stabilität und Konstanz fehlen in seinen Auftritten. Da derzeit beim Meister alles auf den Prüfstand gestellt wird, scheint ein Verkauf von Sané bei einem entsprechend gut dotierten Ablöseangebot trotz seines Vertrages bis 2025 nicht ausgeschlossen. Sané steht zum wiederholten Male in seiner Karriere am Scheideweg - in der Nationalelf und bei Bayern.