"Lernen Sie schon Holländisch, Herr Gerland?"

Hier erklärt der Bayern-Coach seine Rolle als künftiger Assistent und spricht über seine Liebe zu Pferden. „Van Gaal sucht die Spieler aus, ich die Hengste."
AZ: Herr Gerland, Sie sind befördert worden. Ab Juli sind Sie einer der Assistenten des Bayern-Trainers Louis van Gaal. Lernen Sie schon holländisch?
HERMANN GERLAND: Gewiss nicht. Nur wenn ich in Holland eine Mannschaft übernehmen würde, dann ja. Aber Louis und seine Assistenten sprechen ja deutsch, das ist also nicht nötig.
Sprechen Sie auch dieselbe Fußball-Sprache?
Die Gespräche mit van Gaal waren schwer in Ordnung, das war alles sehr harmonisch. Er hat mir seine Assistenten vorgestellt, wir haben uns mit den Physiotherapeuten besprochen.
Wundern Sie sich nicht manchmal, wie schnell das alles gekommen ist? Vor wenigen Wochen waren Sie noch Chefcoach der Drittliga-Mannschaft auf Lebenszeit.
Und nun Freude ich mich auf eine neue Herausforderung. Aber es ist ja nicht so, dass ich den Co-Trainerjob einer Profimannschaft zum ersten Mal mache, das hab’ ich schon vor 23 Jahren beim VfL Bochum gemacht.
Fällt es Ihnen nach all den Jahren nicht schwer, die Drittliga-Mannschaft zu verlassen und nun mit den Profis zusammen zu arbeiten?
Ich bin ja nach wie vor auf dem Gelände und werde den Nachwuchs beobachten, mit Rat und Tat dem Mehmet (Scholl, seinem Nachfolger als Trainer der zweiten Mannschaft, d.Red.) zur Seite stehen. Meine Hauptaufgabe ist, Co-Trainer zu sein und dem Louis van Gaal zu assistieren. Wenn ich Zeit habe oder trainingsfrei ist, gehe ich zur zweiten Mannschaft rüber. Ich möchte das Bindeglied sein.
Sehen Sie Parallelen zwischen Ihnen und Louis van Gaal?
Ja, er legt sehr viel Wert auf die Ausbildung von jungen Spielern. Der Ruf, der ihm vorauseilt, ist ein wenig wie der, der mich begleitet. Die Geradlinigkeit, die direkte Ansprache, die Offenheit – und dass wir viel von den Spielern verlangen, so sind wir. Wir wollen in der neuen Saison alles gewinnen, was es zu gewinnen gibt – so einfach ist das.
Gewinnen nicht automatisch die Spieler, die Sie früher ausgebildet haben: Also Lahm, Schweinsteiger, Ottl & Co.?
Die Jungs werden sich wohl nicht ärgern, dass sie es jetzt wieder mit mir zu tun haben. Aber hören Sie mal, ich kann die doch nicht bevorzugen, das geht nicht, das wäre doch plump. Jeder Spieler muss gleich behandelt werden.
Machen Sie jetzt Urlaub?
Ja, erst mit meiner Frau zehn Tage am Gardasee – ganz ruhig, spazieren gehen, gut essen, kein Sport. Dann fahre ich zu meinen alten Kumpels nach Bochum und zu meinen Fohlen muss ich auch. Ich habe fünf neue Fohlen bekommen, die ich noch gar nicht gesehen habe.
Wie groß ist Ihr Stall?
Ich habe 15 bis 20 Pferde in Marienfeld, in der Nähe von Bielefeld, die kenn' ich alle beim Namen, sie werden gezüchtet für Dressur und als Springpferde.
Sie lieben Pferde, oder?
Das sind einfach wahnsinnig schöne Tiere, wenn sie so dahin traben oder wenn ich aus dem Fenster sehe, wie eine Stute mit einem Fohlen grast, dann geht mir das Herz auf. Ich bin ein erfolgreicher Züchter im Raum Gütersloh, bin bei den Fohlenschauen immer vorn dabei, zuletzt unter den Top 10 in Deutschland.
Sie haben das Auge dafür. Für Pferde und Fußball-Talente.
Ich sage es mal so: Van Gaal sucht die Spieler aus, ich die Hengste.
Reiten Sie auch selbst?
Nein, nicht mehr, das ist mir zu gefährlich. Früher, als ich meine Banklehre gemacht habe, bin ich jugendlich leichtsinnig auf einer Koppel einfach so drauflos galoppiert. Ich war auch zweimal im Sulky bei Trab-Rennen, heute nicht mehr.
Haben Sie Ihren Vertrag schon unterschrieben?
Nein, ich brauche keinen, habe nie einen gebraucht.
Auch nicht jetzt – als Assistenztrainer?
Ich werde beim FC Bayern seit jeher vorzüglich behandelt, das reicht.
Sie haben ja keinen Berater, der darauf pochen würde.
Doch, ich habe tatsächlich einen Berater.
Ach, wirklich? Wen denn?
Meine Frau. Und ich höre auf meine Frau. Muss ich ja sagen, Sie sitzt gerade neben mir.
Interview: Patrick Strasser