Leon Goretzkas komplizierte Rückkehr: Beim FC Bayern und bei Hansi Flick wird es schwer

München - Leon Goretzka hatte beim Mannschaftstraining des FC Bayern am Mittwochvormittag den besten Zuschauerplatz. Während sich seine Kollegen auf dem Rasen bei heißen Temperaturen und intensiven Spielformen verausgabten, sah Goretzka vom Balkon der Geschäftsstelle aus zu.
Goretzkas Konkurrenz schläft nicht
Aber der 27-Jährige war nicht untätig: Goretzka strampelte fleißig auf dem Ergometer, schuftete für sein Comeback. Mitte September - so die Hoffnung - will Goretzka wieder spielen. Es ist ein langer, harter, komplizierter Weg für den Mittelfeldstar. Denn: Die Konkurrenz im Zentrum sammelt derweil Pluspunkte.
"Ich mache mir keine Sorgen um ihn", sagt der einstige Weltklasse-Mittelfeldspieler Lothar Matthäus der AZ: "Goretzka hat die Erfahrung, wie man nach einer Verletzung und langen Pause zurückkommt. Er ist sehr wichtig für Bayern und die Nationalmannschaft."
Schon im letzten Winter machte Goretzkas Knie Probleme
Mitte Juli hatte sich Goretzka in Innsbruck einer Knie-Operation unterzogen. Der Grund: Es sei "eine Auffälligkeit im linken Knie festgestellt" worden, "die arthroskopisch beseitigt wurde", wie die Münchner damals mitteilten. Der Eingriff sei "planmäßig und erfolgreich" verlaufen.

Doch es war nicht das erste Problem an Goretzkas linkem Knie. Bereits von Dezember 2021 bis April 2022 war er verletzt ausgefallen, zu dieser Zeit entschied man sich gegen eine OP. Nun ließ sie sich nicht mehr vermeiden.
Die Frage ist: Kann sich Goretzka seinen einstigen Stammplatz im Bayern-Zentrum zurückerobern? In seiner Abwesenheit hat vor allem Marcel Sabitzer für sich Werbung betrieben. Der 28-jährige Österreicher stand in jedem Pflichtspiel dieser Saison in der Startelf - und gefiel an der Seite von Joshua Kimmich als cleverer Balldieb und Stratege. Ein Wechsel in diesem Sommer ist längst kein Thema mehr, die unglückliche erste Bayern-Saison vergessen.
Matthäus über Goretzka: "Ein überragender Box-to-Box-Spieler"
"Sabitzer hat sich bislang sehr gut in die Mannschaft eingebracht und zeigt überzeugende Leistungen", sagt Matthäus: "Der Bayern-Kader ist nun endlich mit 17, 18 Topspielern besetzt, genauso muss es auch sein." Laut des Sky-Experten werde Trainer Julian Nagelsmann alle Mittelfeldspieler im Laufe der Saison brauchen - auch Ryan Gravenberch, den talentierten Neuzugang von Ajax Amsterdam.
"Es sind verschiedenen Spielertypen, das ist gut für Nagelsmann", erklärt Matthäus, der gleichzeitig seine Bewunderung für Goretzka ausdrückt: "Er ist ein überragender Box-to-Box-Spieler, torgefährlicher als Sabitzer. Ich glaube, dass Goretzka ein sehr starkes Comeback geben wird."
Druck auf Leon Goretzka steigt, denn: Jamal Musiala glänzt
Und im Nationalteam? Dort hat speziell Jamal Musiala, der nach seiner Zerrung wieder mit der Mannschaft trainierte, in den vergangenen Monaten brilliert - und zwar im Zentrum neben Kimmich. Bei der WM soll Musiala in der Startelf stehen, das ist der fixe Plan von Bundestrainer Hansi Flick.
Und das erhöht den Druck auf Goretzka, der bislang unantastbar war. "Der Konkurrenzkampf wird nun auch in der Nationalmannschaft größer", sagt Matthäus: "Musiala nimmt eine herausragende Entwicklung. Er und Goretzka können aber auch gut zusammen spielen - Musiala mag es einen Tick offensiver."