Leipzig vergibt Chance: Bayern kann Meistertitel klarmachen
Während der SV Darmstadt keine Lust auf den Abstieg hat, vergibt Leipzig die Chance, den FC Bayern vom Titel abzuhalten. Die Roten Bullen kommen in Ingolstadt nicht über ein torloses Unentschieden hinaus - nun kann der FC Bayern im Spitzenspiel alles klarmachen.
Leipzig - RB Leipzig hat dem FC Bayern München mit einem Patzer die Chance auf den vorzeitigen Gewinn der 27. Fußball-Meisterschaft am Samstagabend eröffnet. Die Sachsen kamen gegen den Vorletzten FC Ingolstadt nicht über ein 0:0 hinaus. Damit können die Bayern mit einem Sieg beim VfL Wolfsburg (18.30 Uhr im AZ-Liveticker) den Titel perfekt machen.
Auch der Dritte Borussia Dortmund ließ beim 0:0 gegen den 1. FC Köln Punkte liegen und könnte damit am Sonntag wieder auf Platz vier abrutschen. Im Kampf um die Europa-League-Qualifikation ist Werder Bremen mit einem 2:0 (2:0) gegen Hertha BSC auf Platz sechs vorgerückt und steht damit nur noch einen Zähler hinter den Berlinern. Der SC Freiburg patzte indes mit dem 0:3 (0:2) beim SV Darmstadt 98, wodurch die Lilien den Abstieg um eine weitere Woche vertagten. Zittern muss weiter der FSV Mainz 05, der daheim gegen Borussia Mönchengladbach 1:2 (0:1) verlor.
Beste Darmstädter Saisonleistung
Der SV Darmstadt 98 hat den vorzeitigen Abstieg zum dritten Mal abgewendet: Der Tabellenletzte siegte gegen Freiburg hochverdient mit 3:0 (2:0). Felix Platte in der 22. Minute, Jerome Gondorf in der 45. und Sven Schipplock in der 64. veredelten mit ihren Toren die beste Saisonleistung der "Lilien".
Die Mannschaft stürmte gegen Freiburg völlig unbeschwert drauflos: Und die Anhänger sangen dazu ironisch: "Niemals Zweite Liga!" 17 400 Zuschauer sahen Kombinationen, wie sie sich die Darmstädter Fußball-Handwerker in den vergangenen anderthalb Bundesliga-Jahren nur selten getraut hatten. Bevor Platte nach Vorarbeit von Marcel Heller zum längst fälligen 1:0 traf, hatte allein Mario Vrancic schon drei gute Möglichkeiten vergeben (2./19./21.).
reiburg spielte ungewohnt lethargisch und ohne Durchschlagskraft. Im Spielaufbau misslangen selbst einfachste Pässe. Und in der Offensive war abgesehen von einem Fernschuss von Nils Petersen (14.) nichts von dem Aufsteiger zu sehen. Als Reaktion darauf wechselte SC-Trainer Christian Streich während und kurz nach der Halbzeitpause drei neue Spieler ein.
Freiburg schaffte es aber auch jetzt nicht, so etwas wie Druck aufzubauen geschweige denn sich brauchbare Möglichkeiten herauszuspielen. Darmstadt war selbst aus einer Konterhaltung heraus die deutlich gefährlichere Mannschaft. Kurz nachdem Heller und Gondorf in der 64. Minute fahrlässig eine große Konterchance verschleudert hatten, traf sogar der eingewechselte Schipplock. Für den Stürmer war es das erste Bundesliga-Tor seit mehr als zwei Jahren.
Müdes Dortmund vergibt zahlreiche Chancen
Borussia Dortmund hat nach dem Pokal-Coup von München Federn gelassen: Drei Tage nach dem 3:2 bei den Bayern kam der BVB gegen den 1. FC Köln nicht über ein 0:0 hinaus und kassierte im Kampf um die direkte Champions-League-Qualifikation einen Dämpfer. Dortmund setzte die Kölner Abwehr mit BVB-Leihgabe Neven Subotic in der Zentrale direkt unter Druck, ging aber überaus fahrlässig mit seinen Chancen um.
Zu Abseitstoren von Pierre-Emerick Aubameyang (14.) und Marco Reus (34.), der durch seine Ballberührung quasi einen Kopfballtreffer von Gonzalo Castro "verhinderte", gesellten sich zahlreiche weitere hochkarätige Möglichkeiten. Sie alle wurden mehr oder weniger leichtfertig vergeben, unter anderem von Reus (27.).
Die Ex-Borussen Milos Jojic (28.) und Leonardo Bittencourt (32.) zeigten im Abschluss frei vor BVB-Torwart Roman Bürki aber Nerven. Ousmane Dembélé saß zunächst auf der Bank, seine Überraschungsaktionen fehlten dem BVB-Angriff auch in der Anfangsphase nach der Pause, in der Dortmund weiter drückend überlegen war.
Doch Schüsse von Reus (46.) und Marcel Schmelzer (50.), die Kölns Keeper Timo Horn parierte, waren zunächst alles, was heraussprang. Der FC verteidigte geschickt, zumeist mit Fünferkette und Subotic als Turm in der Schlacht. Guerreiro hatte dann in der Nachspielzeit das 1:0 auf dem Fuß.
Kampf um Europa: Bremen rückt an Berlin ran
Werder Bremen ist im Kampf um die Europa-League-Plätze dank eines erneut starken Max Kruse dicht an Hertha BSC herangerückt. Die Hanseaten besiegten die auswärts meist erfolglosen Berliner souverän mit 2:0 (2:0). Die Angreifer Fin Bartels (9. Minute) und Kruse (15.) sorgten schnell für eine Führung.
Vor 42 100 Zuschauern übernahmen die Hanseaten sofort die Kontrolle, wobei die stark ersatzgeschwächten Gäste um Offensivaktionen bemüht waren. Doch die Berliner Hoffnungen auf ein Ende ihrer Auswärtspleiten verflogen mit der ersten Werder-Chance: Kruse spielte bei einem Konter mit einem perfekten Steilpass Bartels frei, der auf Hertha-Keeper Rune Jarstein zulief, ruhig blieb und den Ball einschob.
Der sonst so sichere Norweger im Tor der Berliner war beim zweiten Treffer der Bremer nicht ganz schuldlos: Jarstein klärte den Ball in die Füße von Bartels. Der Stürmer lief schon wieder auf das Tor zu, passte dieses Mal quer auf Kruse, der locker erhöhte. Hertha ging in der zweiten Halbzeit deutlich konsequenter in die Zweikämpfe. Dabei kam aber bis auf eine Gelegenheit für Salomon Kalou aus spitzem Winkel wenig heraus (52.).
Theodor Gebre Selassie verpasste die endgültige Entscheidung: Nach einem präzisen Zuspiel von Delaney schoss der tschechische Nationalspieler den Ball über das Tor (71.). Obwohl auch nach der Gnabry-Einwechslung (77.) von Bremen fast nichts mehr kam, rächte sich das nicht: Die Berliner zeigten auch in der Schlussphase zu wenige überraschende Ansätze und verloren verdient.
Gladbach beweist Moral
Gladbach hat nach dem Halbfinal-K.o. im DFB-Pokal mit einem 2:1 (1:0) beim FSV Mainz 05 Moral bewiesen und die Chance auf einen Europacupplatz gewahrt. Vor 34 000 Zuschauern in der ausverkauften Opel-Arena erzielten Lars Stindl (31. Minute) und Nico Schulz (46.) die Tore für die zuletzt dreimal sieglosen Gladbache. Das zu späte Mainzer Anschlusstor gelang Yoshinori Muto (89.).
Die unter Druck stehenden Mainzer hatten sich durch den Heimsieg gegen Hertha BSC (1:0) und dem Achtungserfolg beim FC Bayern (2:2) Auftrieb im Kampf um den Klassenverbleib erhofft. Gegen die früh und konsequent störenden Gäste fanden sie kein Spielkonzept.
Nach einem Pass von Nico Elvedi in den Strafraum spielte Patrick Herrmann von der Torauslinie zurück auf Stindl, der freistehend den Ball jedoch nicht unter Kontrolle brachte. Eine Minute später hatte der Borussia-Kapitän weniger Mühe. Nach einem Sprint über den halben Platz passte Schulz präzise auf Stindl, der nur noch den Fuß hinhalten musste, um den Ball zum 1:0 über die Torlinie zu drücken.
Der nach einer Stunde für Quaison eingewechselt bullige Jhon Cordoba brachte mehr Schwung in den Mainzer Angriff. In der 76. Minute wäre dem Kolumbianer fast das Anschlusstor gelungen, doch ein Gladbacher Bein blockte seinen Schuss aus Nahdistanz ab. Am Ende gelang Muto noch aus Nahdistanz das zu späte 1:2 nach Vorarbeit von Pablo de Blasis.