Last Minute ins Viertelfinale! „Was will man mehr?!“

Die Bayern, zunächst in Rückstand liegend, gewinnen am Ende auch in Bochum im DFB-Pokal. Flügelflitzer Arjen Robben trifft in der 91. Minute zum 2:1-Sieg.
von  ps
Die Bilder des DFB-Pokal-Achtelfinals.
Die Bilder des DFB-Pokal-Achtelfinals. © dpa

BOCHUM - Andreas Bergmann war sauer: Schon wieder raus gegen die Bayern, wie mit St. Pauli in den Spielzeiten 2005/06 (0:3) und 2006/07 (1:2 nach Verlängerung). Nun also 1:2 in der 91. Minute. Immerhin blieb dem Trainer des VfL Bochum die Einlösung seiner Wette erspart: als Weihnachtsmann durch Bochum zu laufen. Anders die Bayern, die zum fünften Mal in Folge ins Viertelfinale des DFB-Pokals einzogen. Die freuen sich aufs Christkind. Toni Kroos frohlockte: „Jetzt können wir in Ruhe Weihnachten feiern.“

Viel hat nicht gefehlt und Bergmann hätte tatsächlich zum Ruhrpott-Santa-Claus mutieren müssen. Seine Truppe ging genau mit dem Willen und der Leidenschaft ins letzte Spiel des Jahres, die den Bayern in der ersten Halbzeit in weiten Teilen fehlte. „Natürlich wollten wir das souveräner gestalten“, meinte Kroos, „wir waren die bessere Mannschaft, haben das aber nicht in Chancen ummünzen können. Es kann sich aber keiner beschweren, wenn wir am Ende 2:1 gewinnen.“

Beschwert hat sich auch nur VfL-Coach Bergmann: So nah an der Niederlage hatte er die Bayern wohl noch nie. Kollege Jupp Heynckes musste Thomas Müller wegen einer Oberschenkelverhärtung auf die Bank setzen (Heynckes: „Er konnte nicht trainieren. Das Risiko gehen wir nicht ein.“), verzichtete zunächst auf Torjäger Mario Gomez und brachte Ivica Olic als Spitze. Zum ersten Mal in dieser Saison durfte der Kroate in einem bedeutenden Pflichtspiel von Beginn an ran, auf seiner Lieblingsposition im Sturmzentrum. „Er war im Training unheimlich aktiv“, sagte Heynckes, „ich wollte ihm mal die Gelegenheit geben, dass er von Anfang an spielt.“

Nutzen konnte Olic die Chance nicht: Er fand nie ins Spiel und musste zur Pause Gomez weichen. Da stand es schon 0:1 aus Bayern-Sicht. In der 26. Minute war der Bochumer Stürmer Aydin auf dem rechten Flügel schneller als Daniel van Buyten, seine Hereingabe konnte Giovanni Federico rproblemlos zum 1:0 verarbeiten. Heynckes scherzte später: „Das Spiel ist ja ganz locker gelaufen.“ Im Ernst fügte er an: „In einem Pokalspiel kann man nie relaxed sein. Das kann man erst im Weihnachtsurlaub.“ Nach der Pause erwachte der Riese FC Bayern gegen den in der Liga mediokren Zweitligisten: sechs Torschüsse in den ersten sieben Minuten.

Das 1:1 durch Kroos (52.) nach feinem Doppel-Doppel-Pass mit Gomez war nur eine Frage der Zeit. Doch wer den Gastgeber jetzt schon abschrieb, täuschte sich. Mit Macht stemmte sich Bochum gegen das scheinbar Unvermeidliche, spielte tapfer nach vorn und machte dem Favoriten das Leben schwer. Kapitän Philipp Lahm meinte: „Wir wollten den Sack schon früher zumachen. Ich war sehr froh, dass wir nicht in die Verlängerung mussten.“ Im November 1985 gab es schon mal eine torlose PokalPartie mit Verlängerung, aber ohne Elfmeterschießen, sondern mit Wiederholungsspiel. Aber auf so etwas hätte so kurz vor Weihnachten niemand mehr Lust gehabt. Keeper Manuel Neuer sagte:

„Bochum wollte sich ja in die Verlängerung retten, und es wurde ja auch immer später.“ Wohl wahr. Insofern gilt der Dank der Bayern Christoph Dabrowski, dessen Querpass der offensivstarke Lahm in der letzten Minute abfing, zum ebenfalls starken Ribéry weitergab, der wiederum den zuvor nur durch eine unsäglich peinliche Schwalbe auffällig gewordenen Arjen Robben fand. Mühelos schob der von den Bochumern ausgepfiffene Holländer zum 2:1 ein und meinte nur: „Was will man mehr?!“

 

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