"Lasst uns den Schmerz wegsaufen"

Dortmunds Trainer Jürgen Klopp tobt nach dem Tor-Klau von Berlin. Im Kraftwerk feiert der BVB nach dem Pokalfinale dennoch eine Party.
Marco Fenske |
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Dortmunds Trainer Jürgen Klopp tobt nach dem Tor-Klau von Berlin: „Überall in Sibirien werden Torrichter eingesetzt...“ Im Berliner Kraftwerk feiert der BVB nach dem Pokalfinale dennoch mit 1800 Gästen: „Wir kommen wieder“.

Berlin - Es ist 3.44 Uhr, als Hans-Joachim Watzke auf Marco Reus zugeht, ihn in den Arm nimmt und ihm über den Rücken streichelt. Nein, dies hier sind nicht Vater und Sohn, die sich gegenseitig trösten. Es sind ein Klub-Boss und sein Angestellter. Und: Es ist eine Szene, die belegt, wie tief Frust und Schmerz wirklich sitzen nach der Pokalpleite gegen den FC Bayern.

„Wer mir heute Abend kommt mit ’Schade’ – dem haue ich stumpf das Glas aus der Hand“, hatte Trainer Jürgen Klopp in seiner Eröffnungsrede bei der Verlierer-Feier im Berliner Kraftwerk noch gesagt, „wie doof wären wir denn, wenn wir zehn Monate unseres Lebens alles, aber auch wirklich alles gegeben haben, was uns der liebe Gott zur Verfügung gestellt hat, und wegen einem Spiel, das wir noch nicht einmal komplett alleine verbockt haben, alles über den Haufen werfen würden?“ So, so.

„Das wir noch nicht einmal komplett alleine verbockt haben.“ Ein Einschub, der tief blicken lässt. Dortmunds Trainer meint natürlich Schiedsrichter Florian Meyer. Der hatte in der 64. Minute ein reguläres Tor von Mats Hummels nicht gegeben (es wäre das 1:0 für Dortmund gewesen) und später gesagt: „Im realen Ablauf war es sowohl für meinen Assistenten als auch für mich nicht zweifelsfrei erkennbar, ob der Ball die Torlinie vollständig überschritten hat – oder nicht.“

Für Dortmund ein schwacher Trost. Oder besser gesagt: gar keiner. „Der Fall war so eindeutig. Aber wo waren denn die Torrichter? Überall in Sibirien werden Torrichter eingesetzt, nur nicht bei einem Finale der größten Verbände der Welt“, motzt Klopp, „und ich muss zugeben, dass es mich ein bisschen aus der Fassung gebracht hat, als ich erfahren habe, dass der Linienrichter das Tor offenbar angezeigt und der Schiedsrichter ihn überstimmt hat. Das ist der Hammer.“

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Dortmund tobt wegen Tor-Klau! „Wir sind zum wiederholten Male nicht bevorteilt worden“, meint auch Watzke, der damit auf das Champions-League-Finale 2013 anspielt, „aber keine Sorge. Wir kommen wieder, Bayern wird uns nicht los.“

Die Party im Kraftwerk? Königsklassenreif, 1800 Gäste sind da. Bei getrüffelten Orechiette mit Spinat und Ochsenbacke mit Bohnen-Cassoulet spülen die BVB-Stars an diesem Abend ihren Frust runter. Klopp selbst ist es, der um kurz vor zwei Uhr via Mikrofon fordert: „Lasst uns den Schmerz wegsaufen.“ Wie immer ganz vorn dabei: Kevin Großkreutz mit Papa Martin – ein Allesfahrer, der seinen Jungen selbst zu europäischen Auswärtsreisen begleitet. Drei Stunden und circa fünf Cuba Libre dauert es, bis die beiden wieder lachen können.
Klopp steht den ganzen Abend an der Bar in der Nähe der Tanzfläche, zwischendurch tanzt er mit Frau Ulla zu den Songs, die eine Band schmettert, die extra aus Düsseldorf angereist ist. Klopps Berater Marc Kosicke ist ebenso da wie 1860-Sportdirektor Gerhard Poschner und Investoren-Statthalter Noor Basha, Weltretter Tim Bendzko oder die BVB-Helden, die 1989 den DFB-Pokal gewonnen haben.

Für Stürmer Robert Lewandowski und Frau Anna ist es die letzte schwarz-gelbe Party, in der kommenden Saison spielt der Pole beim FC Bayern. „Ich bin dankbar für die tolle Zeit, die ich hatte“, sagt er der AZ. Und verabschiedet sich in den Urlaub.

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