"Lasst Michael in Ruhe, der packt das!"

Torwart-Legende Sepp Maier schützt Bayern-Keeper Michael Rensing, vergleicht ihn mit Oliver Kahn in dessen erstem Bayern-Jahr und rät: "Nur keine Selbstzweifel!“
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Immerhin - von seinem ehemaligen Torwarttrainer bekommt er Rückendeckung: Michael Rensing.
firo/Augenklick 2 Immerhin - von seinem ehemaligen Torwarttrainer bekommt er Rückendeckung: Michael Rensing.
Torwartlegende Sepp Maier im Interview.
dpa 2 Torwartlegende Sepp Maier im Interview.

Torwart-Legende Sepp Maier schützt Bayern-Keeper Michael Rensing, vergleicht ihn mit Oliver Kahn in dessen erstem Bayern-Jahr und rät: "Nur keine Selbstzweifel!“

AZ: Herr Maier, jetzt hat’s Michael Rensing erwischt. Im 28. Bundesliga-Spiel seiner Karriere kassierte der 24-Jährige beim 2:5 gegen Bremen seine erste Niederlage. Ex-Nationaltorwart Uli Stein sprach ihn in der AZ schuldig an vier Gegentreffern.

SEPP MAIER: Ach wo. Der fünfte, das ist seiner, klar. Wenn er bei einer Flanke oder einer Ecke rausläuft, muss er den Ball haben – aber das ist bei jedem Torwart so. Dass er gleich fünf Stück kassiert hat, war natürlich schon happig.

Viele Experten meinen, Rensing hätte Schwächen im Rauslaufen, bei der Strafraumbeherrschung. Stimmt das? Sie haben ihn ja von Juli 2000 bis zum Mai als Bayerns Torwarttrainer betreut.

Freilich ist er da zögerlich gewesen. Aber ein Stellungsspiel kannst du trainieren. Du brauchst ein gewisses Gespür für den Moment, für die Situation. Das ist alles eine Frage des Selbstvertrauens. Du musst dir sicher sein, was du tust. Zweifel lähmen dich.

Genau da lauert Gefahr: Was passiert, wenn Rensing nun ins Grübeln gerät?

Natürlich muss er da aufpassen. Aber ich kann ihm nur den Rat geben: Das Spiel gegen Werder und seine Szenen aufarbeiten und dann abhaken – nur keine Selbstzweifel! Fehler wird er immer wieder machen. Auch Oliver Kahn war nicht fehlerfrei.

Richtig – vor allem nicht in seiner ersten Saison im Bayern-Trikot. Zum Vergleich: Nach dem fünften Spieltag der Saison 1994/95 war Bayern mit Kahn Tabellenfünfter mit sieben Gegentreffern – im zweiten Spiel hatte es ein 1:5 in Freiburg gegeben.

Sehen Sie. Im ersten Bayern-Jahr war Kahn auch nicht so stark. Er war damals auch erst 25 Jahre alt, Rensing ist jetzt 24. Man muss ihm die Zeit geben. Michael hat das Talent. Aber ihm fehlt selbstverständlich noch Erfahrung.

Damals wurde Bayern am Ende der Saison Sechster mit 41 Gegentreffern – und Kahn blieb. Undenkbar, dass die Verantwortlichen bei solch einer Bilanz an Rensing festhalten würden, oder?

Ich kann alle nur auffordern: Lasst Michael in Ruhe – der packt das! Natürlich entscheidet wohl diese Saison über seine Bayern-Zukunft. Aber ich kenne ihn schon so lange, mache mir da gar keine Sorgen. Er hat ja nichts verlernt. Man kann ihn mit Kahn in seinem ersten Bayern-Jahr vergleichen, aber nicht mit dem Kahn, der später alle Titel abgeräumt hat.

Also, bitte: Vergleichen Sie den Kahn von 1994 mit Rensing anno 2008.

Oliver war damals auch eher zurückhaltend, nicht der dominante Typ, der er später geworden ist. Er kam neu vom Karlsruher SC, musste sich den Respekt der Mitspieler erst erarbeiten, durch Leistung überzeugen.

Hat Rensing wirklich schon genügend Lobby bei Lucio, Demichelis & Co.?

Ja, klar. Die kennen sich aus dem Training. Er muss auch den Mund aufmachen. Klartext reden, wenn ihm etwas nicht passt. Zuletzt ist er im Stich gelassen worden.

Sie sprechen die Abwehrleistung gegen Werder an.

Jeder Torwart ist von seinen Verteidigern abhängig. Jeder Torwart schaut schlecht aus, wenn die Abwehr vor ihm wie ein Hühnerhaufen umeinander lauft.

Und wenn es dramatisch schlecht laufen sollte. Könnte man Oliver Kahn zu einem Kurz-Comeback als Retter der Saisonziele, etwa der Qualifikation für die Champions League, verpflichten?

Nein. Der Oliver hat aufgehört, er kehrt nie wieder zurück. Er ist ja nicht verrückt.

Interview: Patrick Strasser

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