„Lasst Magath machen – er kriegt das hin“
Hasan Salihamidzic ist einer der wenigen Profis, die regelrecht schwärmen vom Ex-Bayern-Trainer und seinen umstrittenen Methoden. Am Samstag kehren beide mit Wolfsburg nach München zurück.
AZ: Herr Salihamidzic, mit dem VfL Wolfsburg gastieren Sie am Samstag zum ersten Mal wieder in München.
HASAN SALIHAMIDZIC: Für mich ein besonderer Moment. Ich habe neun Jahre in München gespielt und alles Mögliche gewonnen. Aber ich fahre nicht nach München, um Geschenke zu verteilen.
Sondern?
Wir wollen in der Allianz Arena punkten. Wenn ich nicht an einen Sieg glaube, kann ich gleich zu Hause bleiben. Der Trainer hat uns vorbereitet und eingestellt. Den Rest müssen wir besorgen.
Sie sprechen Ihren Ziehvater Magath an, der Sie einst beim HSV entdeckte und förderte. Er steht in Wolfsburg massiv in der Kritik, weil er Spieler ohne Ende kauft, ohne dass ein Erfolg sichtbar wäre.
Über Felix Magath lasse ich absolut nichts kommen. Ich kenne ihn lange und habe ihm sehr viel zu verdanken. Er macht in Wolfsburg einen guten Job. Man muss ihn einfach machen lassen.
Viel kam dabei noch nicht heraus.
Der Erfolg kommt. Da habe ich keine Zweifel. Lasst ihn einfach machen, er kriegt das hin.
Sie kennen Magath seit 17 Jahren. Hat er sich verändert?
Natürlich. Viele Dinge sind auch gleich geblieben. Er fordert gute und harte Arbeit. Das zahlt sich auch aus. Die Mannschaft ist topfit und gut aufgestellt. Wir Spieler sind jetzt gefragt.
Welche Veränderung meinen Sie konkret bei Felix Magath?
Er spricht heute sehr viel mit den Spielern. Auf die Kommunikation mit der Mannschaft legt er sehr viel Wert. Der Austausch untereinander ist immer da und das ist wichtig. Ich finde, er hat sich in den Jahren sehr gut weiterentwickelt.
Es heißt aber doch, Magath arbeite nur mit Druck und kommuniziert überhaupt nicht mit seinen Spielern.
Das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Der Trainer hat sich in dieser Richtung absolut weiterentwickelt. Ich kann natürlich immer nur von mir sprechen, aber ich empfinde den Umgang immer als offen und kommunikativ. Der Trainer redet viel mit uns. Jeder weiß, was er zu tun hat und nur das zählt.
Nicht ganz einfach wenn man über 30 Spieler im Training hat. Auch dafür ist er verantwortlich.
Da ist extrem übertrieben. Wir arbeiten im Training immer in Gruppen. Da fällt nicht auf, ob wir 22 oder 25 sind. Wir haben auch verletzte oder angeschlagene Spieler. Wir turnen da nie mit 35 Leuten auf dem Platz.
Beim FC Bayern ist nach der Auftaktpleite in Gladbach mal wieder Feuer unterm Dach. Sie kennen solche Situationen, wenn die Bosse unruhig werden.
Das löst man ganz einfach: Die Jungs müssen wieder Gas geben und gewinnen. Bei Bayern ist immer mehr Alarm als anderswo, weil der Erfolgsdruck immer da ist.
In München regt sich wieder die Diskussion um echte Typen in der Mannschaft. Fehlen den Bayern Typen, wie es früher Kahn, Effenberg oder van Bommel waren?
Ich weiß nicht, ob die solche Typen brauchen. Schweini oder Philipp Lahm sind Weltklasse-Spieler und machen das auf ihre Art. Sie wissen, was zu tun ist und führen die Mannschaft in ihrem Stil. Ich weiß nicht, ob man nach jeder Niederlage nach den alten Typen schreien muss.
Apropos alte Typen. Sie sind schon 35. Wie lang wollen Sie noch weitermachen?
Ich fühle mich sehr gut. Ich habe keine konkrete Idee, wie es weitergeht. Klar ist, dass ich nicht mehr jahrelang spielen werde. Es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis ich meine Karriere beende.
Kommen Sie in Ihrem Alter Magaths berühmten „Hügel der Leiden“, den Berg am Trainingsgelände, denn noch hoch?
Natürlich packe ich den Hügel (lacht). Die Einheiten auf dem Hügel schaffe ich genauso wie alle anderen Konditionseinheiten. Das ist für mich auch mit 35 machbar.
Sie sind derzeit nicht mehr erste Wahl in Wolfsburg, also meist nur Reservist. Wollen Sie nochmal wechseln?
Ich muss mich überraschen lassen. Ich bin zur Zeit fit, habe keine Schmerzen, gebe einfach Gas. Aber ich bin auch schon 35 und da kann es ganz schnell gehen. Warten wir ab.
Und dann kehren Sie wieder nach München zurück?
Ja, auf jeden Fall. Nach meiner Karriere, werde ich wieder in München leben. Das ist eine tolle Stadt. Meine Kinder sind in München geboren, mein Haus steht in München und ich habe viele Freunde. Ich komme bald wieder zurück, das steht fest.