Lahm & Schweinsteiger: Die Raute im Chef-Herz
Bayerns Triple-Helden: Die Kapitäne stehen wie keine anderen Spieler für den FC Bayern. Die Bosse der Mannschaft haben mit dem Gewinn des Triples endlich ihre Krönung erleben dürfen
München -Die letzte gemeinsame Station der Triple-Helden des FC Bayern war am Sonntagabend die Rosenheimer Straße. Im „Upside East“ hatte man für Spieler, Trainer, Vorstand und Begleitung reserviert, um im 20. Stock nach all den Feierlichkeiten bei einem ruhigen Abendessen die Saison ausklingen zu lassen.
Jener Club war im Februar Ort einer wilden Faschingsparty (Motto „Monster und Bösewichte“), organisiert von Bastian Schweinsteiger. Der Vize-Kapitän ist die Abteilung Teamgeist des FC Bayern, der in dieser Saison ins Triple mündete. Es war Trainer Jupp Heynckes, hat die Goldene Generation, bis vor kurzem ein ewiges Versprechen, veredelt hat. Nun sind Philipp Lahm (29), Bastian Schweinsteiger (28), die Bald-Dreißiger, angekommen. Nach einem langen, gemeinsamen Weg, den sie auf gänzlich unterschiedliche Art bestritten haben. Man wird von Wembley 2013 sprechen, wenn man Lahm/Schweinsteiger in den Mund nimmt und nicht mehr von verlorenen Finals.
„Wir haben immer gesagt: Wenn wir eine goldene Generation sein wollen, müssen wir einen internationalen Titel holen“, betonte Lahm. „Die Zeit wäre ihnen beinahe weggelaufen“, sagte Heynckes, „diese Weltklasse-Spieler haben nun endlich auch ihren internationalen Titel, ihre Krönung.“ Sämtliche weitere Titel wären Bonus und Bestätigung für die Chefs des Teams. Werden sie auch Guardiolas Co-Trainer auf dem Platz?
Obwohl nicht die besten Kumpel, ergänzen sie sich perfekt. Die AZ zeigt die Unterschiede der Kapitäne, die die Bayern-Raute in ihren Chef-Herzen tragen.
IHRE HERKUNFT
Die Gier, der Hunger, mit dem beide bis zum heutigen Tag an ihren Erfolgen gearbeitet haben, stammt aus der Jugend. Seit 1995 ist Lahm (mit zweijähriger Unterbrechung in Stuttgart), seit 1998 Schweinsteiger im Verein. Der eine ist Münchner, der andere stammt gebürtig aus Kolbermoorer, mittlerweile Herzensmünchner. Im November 2002 bestritten sie gemeinsam ihr erstes Champions-League-Spiel, ein 3:3 gegen Lens.
IHRE ANFANGSZEITEN
Lahm spielte sich durch konstante, zuverlässige Leistung in den Vordergrund, als Außenverteidiger wechselte er ohne großes Aufhebens bei Bayern oder im Nationalteam die Seiten. Skandale? Aber nein! Kategorie Musterprofi. Dagegen trudelte Schweinsteiger als junger Wilder zwischen Erfolgen und Fettnäpfchen. Lackierte Fingernägel, auffälligst gesträhnte Frisuren, eine Poolparty an der Säbener mit der vermeintlichen Cousine – es war sein Förderer Uli Hoeneß, der ihn immer stets auf den Weg bringen und „Puderzucker aus dem Hintern“ blasen musste.
IHRE KANTEN
Schweinsteiger wehrte sich, Teils energisch, gegen Kritiker – ob gegen Ex-Stars, die TV-Experten wurden oder gegenüber den Medien. In der Kabine saß er Jahre lang neben Oliver Kahn, übernahm dessen Attitüde („Immer weiter!“) und trieb so die Mannschaft stetig an. Lahms Karriere verlief linear, von seinem Berater geformt, ein Stiftungsgründer, der nebenbei eine Karriere beendete – die von Nationalelf-Kapitän Michael Ballack. Während der WM in Südafrika 2010 vollzog er taktisch clever den Machtwechsel zu seinen Gunsten.
IHRE TEAMROLLE
Ihr Charakter zeigt sich auf dem Platz wie in der Kabine. Schweinsteiger, der Extrovertiertere, organisiert als zentraler Mittelfeldspieler den Spielaufbau, gibt den Rhythmus vor. Er integriert Neuankömmlinge wie Martínez und Dante, animiert die Fans, die ihn „Fußballgott“ rufen. Lahm ist der Sprecher der Mannschaft, immer wohl überlegt, niemals zu emotional.