Lahm rät vom Schwulen-Outing ab
München - Es ist ein sensibles Thema, über das viele Hauptdarsteller im deutschen Fußball lieber nicht reden wollen: schwule Profis. Philipp Lahm macht eine Ausnahme, er gab einem Schwulen-Magazin ein Interview, mahnt Toleranz an. Dass er Kollegen aber nicht zum Outing rät, wie am Montag, dafür erntet er nun Kritik.
„Im Stadion geht es selten politisch korrekt zu. Fußball ist wie früher Gladiatorenkampf. Ich glaube nicht, dass die Gesellschaft schon so weit ist, schwule Profi-Fußballer als etwas Selbstverständliches zu akzeptieren, so wie es in anderen Bereichen bereits möglich ist”, sagte der Kapitän des FC Bayern und der Nationalmannschaft in der „Frankfurter Rundschau” und nannte die Politik als Beispiel: „Aber die müssen auch nicht Woche für Woche vor 60000 Zuschauern spielen – und dann womöglich auch noch schlecht.”
Eine Aussage, die Christine Lüders von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes enttäuschte: „Wir hätten uns gewünscht, dass Herr Lahm motiviert hätte, solche Tabus zu brechen und gesagt hätte: Outet Euch, wir als Team fangen euch auf. Das wäre ein Symbol gewesen.”
Das sieht Thomas Niederbühl anders. Der Homosexuelle sitzt für die Rosa Liste im Stadtrat und ist Chef der Münchner Aids-Hilfe. Er kennt Lahm, der sich auch für Aids-Hilfe engagiert. „Ich kann niemandem raten, sich einfach zu outen. Gerade das Fußballpublikum ist äußerst schwierig”, glaubt Niederbühl. Zwar würde auch er das Coming-Out eines Fußballers gutheißen, aber: „Das muss scheibchenweise passieren. Wenn einer den Anfang macht, ist das wunderbar. Aber die Äußerungen von Philipp Lahm sind kein Grund, verbal auf ihn einzuprügeln.”
Selbst in den USA sind Lahms Ansichten ein Thema: John Amaechi, der sich als erster NBA-Profi zur Homosexualität bekannt hat, sagte: „Was er begreifen muss, ist, dass es viele schwule Spieler gibt, die ihm in den Hintern getreten haben und werden. Wenn due Kapitän bist, hast die Verantwortung, deine Worte sorgfältig zu wählen.”
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