Lahm: Klasse als Verschiebemasse
Bei Bayern verteidigt er rechts, bei Löw links: Langsam nervt Philipp Lahm das Wechselspiel.
FRANKFURT 48 Stunden reichen ihm. Dann hat Philipp Lahm sich darauf eingestellt und wieder die Seiten gewechselt. Ob rechts, ob links – der 25-Jährige ist der Verschiebeprofi Deutschlands. „Für mich spielt es keine Rolle, auf welcher Seite ich verteidige“, sagte Lahm nun, „für mich ist nur wichtig, dass ich zwei Tage vorher Bescheid weiß.“
In Mainz übte Lahm in den Trainingseinheiten und in den Testspielen gegen die Jugendauswahl auf der linken Abwehrseite. Bundestrainer Joachim Löw hat sich festgelegt: Im WM-Qualifikationsspiel am Samstag in Moskau gegen Russland (17 Uhr, ZDF live) ist Lahm ein Linker. Beim FC Bayern dagegen hat er seinen Stammplatz auf der rechten Seite. Die Aussage im „kicker" traf Lahm in der Umgebung Nationalelf, in München spricht er anders darüber. Er bevorzuge die rechte Seite. Lahm: „Trainer Louis van Gaal sieht mich ganz klar als Rechtsverteidiger, weil ich mit meinem rechten Fuß besser verteidigen kann. Aber auch als Rechtsverteidiger kann ich nach innen ziehen. Ich habe auf beiden Seiten das Niveau.“
Seine Stärke ist zugleich sein Problem. Bei Bayern muss er rechts ran, weil das Karriere-Ende von Willy Sagnol nicht kompensiert wurde, Leihspieler Massimo Oddo durchfiel und die Kandidaten Görlitz und Lell nicht (mehr) bundesligatauglich sind. Für die linke Abwehrseite hat van Gaal Braafheid und Pranjic verpflichtet.
In der Nationalelf schwächelte zuletzt Marcel Schäfer, beim 4:0 gegen Aserbaidschan wurde er zur Pause ausgewechselt, Andreas Beck kam für rechts hinten. Und Lahm? Er musste sich während der Halbzeit umstellen. Von rechts auf links.
Bei Bayern erging's ihm während des 0:1 in Hamburg genauso. Prompt sah er bei Petric’ Siegtreffer schlecht aus. Darauf hat er keine Lust mehr. „Es geht natürlich nicht, dass ich immer hin und her wechsle“, sagte er in „Sport-Bild", „das ist jedes Mal eine Umstellung in meinem Spiel.“ Nicht das letzte Mal. Doch van Gaal hat eine neue Idee. Er will Anatolij Timoschtschuk als Rechtsverteidiger testen, seinen Platz im defensiven Mittelfeld wird bald wieder Mark van Bommel einnehmen. Das hieße für Lahm: Er wird auch bei Bayern wieder ein Linker. Vorerst.
P. Strasser