Lahm: Für immer Sechser
Marrakesch - Franz Beckenbauer, Oliver Kahn und nun Philipp Lahm. Wird der Münchner am Samstag der dritte Bayern-Kapitän der Historie, der sich Klub-Weltmeister nennen darf? Der Kaiser stemmte die Trophäe 1976 in Belo Horizonte, der Titan 2001 in Tokio. Nun Lahm?
„Wir sind noch nicht am Ende, wir haben noch etwas vor“, sagte Lahm. Erst mit dem fünften Titel nach Meisterschaft, Champions League, DFB-Pokal und europäischem Supercup gibt sich der Kapitän zufrieden. Das Triple der vergangenen Saison gewann Lahm als Rechtsverteidiger, den Titel Ende August in Prag gegen Chelsea als defensiver Mittelfeldspieler, als Sechser.
So geht er auch am Samstag gegen Raja Casablanca in die Partie, für ihn verteidigt Rafinha hinten rechts.
Einmal noch war Lahm zurückrotiert, hatte im Champions-League-Heimspiel gegen Manchester City seine alte Stammposition übernommen, da Rafinha geschont wurde. Prompt setzte es ein 2:3, die Ordnung im Zentrum des Spiels stimmte nicht. Trainer Pep Guardiola zog seine Schlüsse, analysierte, und vier Tage später gegen den Hamburger SV waren alle wieder am alten Platz – 3:1.
Es scheint klar: Lahm bleibt mittig, ab nun für immer Sechser. Klares Indiz dafür: Der Vertrag mit Rafinha (28) wurde am Donnerstag bis 2017 verlängert, man plant mit ihm: rechts in der Viererkette. In den Gesprächen mit den Bayern-Bossen und Coach Guardiola war es Rafinha um eine klare Perspektive gegangen, er hatte eine Anfrage von Corinthians aus Sao Paulo. Doch nun unterschrieb er doch.
Weiterer Beleg für Lahms Verbleib in der Mitte: Jan Kirchhoff, defensiver Mittelfeldspieler, soll im Januar ausgeliehen werden, Nürnberg, Frankfurt und Schalke haben Interesse. „Für junge Spieler ist es wichtig, Spielpraxis zu sammeln“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, „auf seiner Position kommt im Januar Bastian Schweinsteiger zurück, es wird also noch schwieriger für ihn.“
Denn da wären noch als Sechser: Thiago, Peps Wunschspieler, Javi Martínez und eventuell Toni Kroos, künftig David Alaba. Daher ließ man auch Luiz Gustavo im August ziehen.
Lahm zeigt sich glücklich über die neue Welt, die sich ihm durch den Arbeitsplatzwechsel eröffnete. Nach zehn Jahren als Außenverteidiger sagte er im „Spiegel“: „Ich finde es spannend, aus meiner Routine herauszugehen. Es fordert mich geistig, im Zentrum zu spielen. Ich habe viel mehr Ballkontakte. Als Außenverteidiger habe ich jede denkbare Situation schon erlebt.“
Es geht um die Struktur des Spiels, um den Einfluss auf die Mitspieler. „Im Mittelfeld liegt der ganze Korridor vor mir“, sagte Lahm. Nun muss er nur noch Bundestrainer Joachim Löw von seinem Jobwechsel überzeugen.
Lahm sagt: „Ich möchte lediglich vor der WM wissen, für welche Position ich vorgesehen bin. Spätestens beim WM-Vorbereitungslehrgang im Mai.“ Wenn Sami Khedira nach seinem Kreuzbandriss nicht rechtzeitig fit wird, dürfte Löw die Entscheidung leicht fallen.