Lahm: "Da kriege ich Gänsehaut"

Bayern-Kapitän Philipp Lahm trifft einen Fan, der aus dem Koma erwacht ist. Im AZ-Interview spricht er über diese Begegnung – und das Spiel bei Manchester United.
AZ: Herr Lahm, nach dem Hoffenheim-Spiel gab’s vor der Kabine ein Wiedersehen mit einem ganz besonderen Fan: Rolf Bettram, 27, dessen unglaubliche Geschichte sie seit ein paar Jahren begleiten.
PHILIPP LAHM: Rolf ist wirklich ein ganz besonderer Fan. Er lag 2009 nach einem Autounfall zehn Monate im Wachkoma, die Ärzte hatten ihn schon abgeschrieben. Die Mutter aber hatte so ein Gefühl, dass er alles hört, alles merkt. Sie hat ihm immer von unseren Spielen erzählt, ihm gesagt, dass wir nur gut spielen, wenn er an sich glaubt und wieder ins Leben zurück findet. Sie hat ihn nach Hause geholt, dort gepflegt, immer an ihn geglaubt – bis er tatsächlich aufgewacht ist.
Wie wurden Sie auf sein Schicksal aufmerksam?
Wir haben uns 2011 bei ’SternTV’ getroffen und ich habe ihn zu einem Spiel einladen. Jetzt war er bereit zu reisen, kann sogar schon wieder erste Schritte machen. Das ist unglaublich, da kriege ich eine Gänsehaut. Schade, dass er keinen Sieg von uns gesehen hat.
Kommen wir zum Sportlichen: Wie erklären Sie sich das 3:3 gegen Hoffenheim?
Wenn man unkonzentriert ist, spielt man auch mal 3:3. Wir wussten, dass es bei Hoffenheim gerne hin und her geht. Wir haben es nicht geschafft, länger am Ball zu bleiben. So war’s ein offener Schlagabtausch.
Wie sehr trifft den FC Bayern der Ausfall von Thiago?
Es schmerzt sehr, wenn ein so exzellenter Fußballer mehrere Wochen ausfällt. Er kann im Mittelfeld den Unterschied ausmachen.
Welche Aussagekraft hat das Spiel für Dienstag?
Überhaupt keine. Wir sind selbstkritisch, daran scheitert’s nicht. Aber wir wissen genau, wie wir gegen Manchester zu spielen haben. Das Selbstvertrauen ist sehr groß.
In der Liga schwach, in der Champions League im Viertelfinale: Ist Manchester unberechenbar?
Es ist garantiert kein Freilos, wie ich es schon gehört habe. Auch wenn sie in der Premier League nicht vorne dabei sind: Das ist Manchester United! Sie haben immer noch eine klasse Mannschaft. Sie wissen genau, wie man auftreten muss, die Spieler haben viel Erfahrung. Es wird ein hartes Stück Arbeit.
Ihre Zielsetzung?
Wir fahren hin, um zu gewinnen. Ganz klar.
Wichtigstes Spiel des Jahres?
Wir sind jetzt in den entscheidenden Wochen. Einen Titel haben wir jetzt eingefahren, zwei stehen noch aus. Und wir haben noch genügend Sprit im Tank.
An das Manchester-Spiel 2010 haben Sie sicher gute Erinnerungen.
Ja, weil wir eine Runde weiter gekommen sind, obwohl wir nach dem 0:3 schon weg vom Fenster waren. Aber am Dienstag wollen wir ein besseres Ergebnis als 2:3. Ich habe auch mal mit Stuttgart dort gespielt und ebenfalls nicht gewonnen. Es wird mal Zeit, im Old Trafford zu gewinnen.
Wen haben Sie fürs Finale auf der Rechnung?
Lasst uns erstmal vom Viertelfinale reden... Prinzipiell haben’s alle acht Viertelfinalisten drauf. Und das gab’s selten.
Ist es 2014 noch schwieriger, ins Endspiel zu kommen?
Es war immer schwer. 2012 hatten wir Real Madrid im Halbfinale, letzte Saison Juve, Barcelona, Dortmund, jetzt Manchester. Und es wird nicht leichter.