Labbadia: "Vielleicht gelingt es uns, Bayern weh zu tun"
AZ: Herr Labbadia, 1991 spielten Sie unter Jupp Heynckes bei Bayern. Wie war er als Trainer damals?
BRUNO LABBADIA: Er hatte mich geholt, ich kam gut mit ihm aus. Es gab einen großen Umbruch bei den Bayern, das war alles etwas schwierig.
Wie sehen Sie ihn heute?
Er hat eine beeindruckende Karriere hingelegt. Jetzt hat er all das, was vorher schon an Titeln und Erfolgen da war, noch getoppt. Er hat die Situation bei den Bayern, die zwei Jahre lang vom BVB gepiekst wurden, außergewöhnlich gut moderiert. Wenn das sein letztes Spiel als Trainer sein sollte, ist dieses Jahr ein unglaublich guter Abgang.
Ihnen als Final-Gegner muss das doch Angst machen?
Schauen Sie mal: Was hat Jürgen Klopp nach dem Champions League Finale gesagt? Das er gerne das Finale gewonnen hätte, aber mit dem guten Auftritt seiner Mannschaft gegen die Bayern zufrieden ist. Das sagt der Trainer der zweitbesten Mannschaft Europas. Damit hat er die aktuelle Dominanz der Bayern unterstrichen. Und vorher hat Barcelona in zwei Spielen sieben Tore gekriegt.
Also muss der VfB bibbern?
(lacht) Das haben Sie gesagt. Wir sehen die Vorzeichen ziemlich klar und realistisch, was nicht bedeutet, dass wir Angst haben. Wir gehen mit dem Bewusstsein ins Finale, genau zu wissen, gegen wen wir spielen. Nämlich die derzeit vielleicht beste Mannschaft der Welt.
Und?
Auch in diesem Spiel hast du eine Chance. Vielleicht gelingt es uns, Bayern weh zu tun. Dafür brauchen wir einen Sahnetag. Feststeht, dass wir dieses Spiel gewinnen wollen. Wir wollen den Pokal gewinnen, dieser Wunsch ist sehr groß.
Sind Sie ein Pokal-Fan?
Das bin ich. Ich fand schon immer Pokalspiele mit seinen direkten Entscheidungen unheimlich faszinierend. Oder die Duelle im Europapokal. Hin- und Rückspiel - Alles oder Nichts. Das hat mich schon als Spieler gepackt.
Und jetzt ausgerechnet gegen den FC Bayern!
Wenn man ein Finale erreicht, wünscht man sich natürlich ein Endspiel auf Augenhöhe.
Was am Samstag in Berlin wohl kaum der Fall ist?
Wir fahren trotzdem hin.
Wie vermitteln Sie ihrer Mannschaft dieses Duell?
Die Vorfreude bei mir und den Spielern ist groß und die Entschlossenheit alles zu geben, genauso. Wir glauben an unsere Chance.
Bevor Sie zu Bayern wechselten, standen Sie 1990 als Spieler mit Kaiserslautern im Finale, machten zwei Tore und gewannen 3:2. Sie können in der Kabine also erzählen, wie man ein Endspiel gewinnt.
Das habe ich mir als erstes geschworen als ich Trainer wurde: „Erzähle so wenig wie möglich von früher.” Was sollen die Spieler heute damit anfangen, wenn ich von 1990 erzähle? Ich bin lieber still, was das angeht. Aber die Begeisterung für etwas, die lässt sich transportieren.
Im Oktober 2012 sagten Sie, die Trainer seien nicht der Mülleimer für jedermann.
Manchmal muss auch mal raus, was in einem kocht. Es ging mir einfach darum, auf die Situation hinzuweisen. Der VfB Stuttgart ist ein klasse Verein, bei dem ich sehr gerne arbeite. Aber wir, Manager Fredi Bobic und ich, haben schon vor der Saison darauf hingewiesen, dass es schwierig werden könnte unter den Voraussetzungen in drei Wettbewerben.
Der Einzug ins Pokalfinale ist mit der Qualifikation für die Europa League verbunden. Ist die Saison damit gerettet?
Wir haben in der Bundesliga eine durchwachsene Saison gespielt. Da waren unsere Leistungen zu unkonstant und wir haben nicht den Fußball zeigen können, der mir vorschwebt. Aber wir waren die letzte deutsche Mannschaft in der Europa League und sind im Pokal bis ins Finale vorgestoßen. Wir wissen, was wir besser machen können und müssen – und das tun wir im Hinblick auf die kommende Saison.