Kurzarbeiter Martínez: "Er kann schon kicken"
Der 40-Millionen-Mann zeigt in seinem 17-minütigen Einsatz gegen Mainz, was in ihm steckt. Zeit, dass er ihn mal von Beginn an bringt – gegen Valencia?
MÜNCHEN Ein Controller könnte das jetzt sicher ausrechnen: 40 Millionen Euro hat der Mann gekostet, sein Vertrag läuft bis 30. Juni 2017 – wie teuer ist also eine Viertelstunde Arbeitszeit am Samstagnachmittag? Vermutlich handelt es sich um einen Dreisatz, doch da Sportreporter lausige Mathematiker sind, lassen wir das mit der Milchmädchenrechnung lieber.
Dass Javi Martinez ein hochkarätiger Kicker ist, sah am Samstag ab 17 Uhr selbst der Laie. Sicherheitshalber sagte Liga-total-Experte Thomas Berthold nochmal, was eh alle dachten: „Man sieht schon seine Qualitäten. Es wird Zeit, dass man ihn mal länger als nur eine Viertelstunde lang sieht.” Verstanden, Herr Heynckes? Länger als 15 Minuten, bitte sehr! Am Mittwochabend geht es doch sowieso gegen Martinez’ Landsleute vom FC Valencia. Doch Pokerface Heynckes ließ sich natürlich nichts über seine Start-Elf für die erste Champions-League-Partie entlocken, meinte nur genüsslich: „Lassen Sie sich überraschen.” Na toll.
Der exakt 17-minütige Kurzarbeiter-Auftritt des spanischen Welt- und Europameisters beim 3:1 gegen Mainz 05 genügte, um die Fans noch ein wenig gieriger auf den Neuen zu machen. Seine Daten: 2,2 Kilometer gelaufen, 27,3 km/h Höchstgeschwindigkeit, vier Sprints, ein Assist, null Fehler.
Seine Aktionen im Detail:
Minute 74.57: rein für Xherdan Shaqiri, Bastian Schweinsteiger rückt auf die Zehn, Toni Kroos auf den linken Flügel.
76.04: erste Flanke von rechts nach Schweinsteiger-Pass.
76.07: Ball zurückerobert, Pass zu Thomas Müller.
76.15: Doppelpass mit Schweinsteiger.
82.24: Dribbling über links samt Doppelpass mit Kroos, Ecke rausgeholt.
86.01: Balleroberung im Zentrum.
91.19: dribbelt rechts zwei Mann aus, Doppelpass mit Pizarro, nimmt den Kopf hoch, entdeckt Kroos am anderen Ende des Sechzehners, zirkelt die Flanke exakt auf des Kollegen Fuß.
91.53: Ankunft beim Torschützen zum 3:1, unterwegs aufgehalten von den Gratulanten Boateng und Gustavo. Danach: Feierabend, Jubeln vor der Südkurve, bescheidene Statements: „Bin ja erst seit kurzem hier. Hatte Glück, dass ich das Tor vorbereiten konnte. Muss noch warten, bis ich einen Stammplatz bekomme. Versuche immer zu helfen. Werde mich weiter anbieten. Muss noch viel im Fitnessbereich arbeiten. Das ist jetzt quasi meine Vorbereitung, die ich in Bilbao nicht hatte.”
Nicht ganz so bescheiden bewerteten die Kollegen seinen Auftritt. Torwart Manuel Neuer, der Martinez nach getaner Tat innig herzte, sagte: „Wir haben uns verbessert. Mit jedem Spieler, der reinkommt, gewinnen wir an Qualität.” Coach Heynckes lobte den Neuen gar in höchsten Tönen: „Nach seiner Hereinnahme haben wir wieder kontrollierter agiert. Er hat sehr gut nach vorne und sehr intelligent gespielt, mit wunderbaren Doppelpässen. Da hat man schon gesehen, dass er kicken kann. Das 3:1 hat er überragend vorbereitet.”
Vor der Partie hatte Heynckes den Bankplatz des teuersten Bundesliga-Transfers so erklärt: „Javier trainiert erst zwei Wochen mit der Mannschaft. Der Integrationsprozess muss noch abgestimmt werden. Er befindet sich noch in der Eingewöhnungsphase, muss sich erst an seine neuen Kollegen gewöhnen und an unsere Spielphilosophie. Und Luiz Gustavo hat zuletzt gut gespielt. Deshalb habe ich keinen Grund gesehen, zu wechseln.”
Schlecht hat Gustavo auch gegen Mainz nicht gespielt, doch die Anzeichen mehren sich, dass Javi Martinez gegen Valencia anfangen darf mit dem Zurückzahlen. Senor Fehlerlos sagte: „Ich fühle mich immer besser und werde auch immer besser.” Na, dann mal los!