Krise in Bremen: „Der beste Trainer für Werder heißt Schaaf“

Bremen steckt vor dem Spiel gegen den FC Bayern mitten in der größten Sinnkrise der letzten Jahre, doch der Coach darf bleiben.
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Ist seine Zeit in Bremen abgelaufen? Werder-Coach Thomas Schaaf.
dpa Ist seine Zeit in Bremen abgelaufen? Werder-Coach Thomas Schaaf.

Bremen steckt vor dem Spiel gegen den FC Bayern mitten in der größten Sinnkrise der letzten Jahre, doch der Coach darf bleiben.

BREMEN Noch ist unklar, ob es sich bei den älteren, zornigen Männern, die sich Anfang der Woche zum Weserstadion aufgemacht hatten, um eine erste Keimzelle des Widerstandes handelte. Gegen zwei Institutionen der Stadt, die zu Werder Bremen gehören wie der Roland vors Rathaus. Besagte Protestler stellten ein braunes Pappschild auf: „Schaaf + Allofs raus!“ Auf der Rückseite: „Schönreden. Verkacken. Weiterrumpeln.“

Weder Cheftrainer Thomas Schaaf noch Vorstandschef Klaus Allofs, beide gemeinsam im Fast-Abstiegsjahr 1999 ins Amt gehievt, bekamen diese Form des Frustes zu Gesicht, weil irgendjemand das Stück Pappe ins Gebüsch schmiss, während die Bremer Baumeister hinter verschlossenen Türen ihren Profis mal wieder die Leviten lasen. Für die Zahl der Krisensitzungen reichen die Finger einer Hand nicht mehr. Werder beklagt die tiefste Sinnkrise der Ära Schaaf/Allofs. Und am Samstag kommt der FC Bayern.

Was früher das Schlagerspiel der Liga war, ist für die Norddeutschen nur noch Überlebenskampf. Und eine Art Schicksalsspiel. Jedenfalls ist bei der jüngsten Pressekonferenz, bei der sich Schaaf und Allofs einem Fragengewitter selten erlebter Schärfe ausgesetzt sahen, fast ausschließlich über düstere Szenarien wie Abstieg oder den Trainerrücktritt debattiert worden.

"Allofs: Wir sind überzeugt davon, wie er arbeitet.“

Kann es sein, dass sich nach einer weiteren kampflosen Niederlage ein Denkmal selbst demontiert? Schaafs Standardantwort: „Es geht nicht um mich." Allofs’ Standardreflex: „Ich weiß, dass das Thema brennend interessiert, aber der beste Trainer für Werder Bremen heißt Thomas Schaaf. Wir sind überzeugt davon, wie er arbeitet.“ Offiziell gibt dies auch der Aufsichtsrat zu Protokoll, doch es ist zu hören, dass der Zugang des oft misslaunigen Trainers zu Teilen des Teams gestört sein soll. Und verstrickt er sich nicht in Widersprüche? Einerseits behauptete Schaaf, dass „dieser Kader mit minimalen Änderungen Dritter geworden ist"; andererseits hat er für das Bayern-Spiel „keine große Erwartungshaltung“. Schon das Abrufen zuletzt verschütteter Elementartugenden würde ihm genügen.

Bei Allofs, der die Hoheit über alle sportlichen und wirtschaftlichen Angelegenheiten vereint, wird nicht nur die Personal-, sondern auch die Finanzpolitik hinterfragt. In sechs der vergangenen sieben Jahre hat der Klub den Rahm aus der Champions League abschöpfen dürfen, aber nur dank der Millionendeals Diego und Özil positive Bilanzen präsentiert. Zudem ist Werder zur Hälfte an einer Gesellschaft beteiligt, die einen fragwürdigen, sündteuren Stadionumbau finanziert.

Der Verfall des einstigen Vorzeigeklubs hat sich nicht über Nacht vollzogen. Nun wären alle schon froh, wenn der zweite Abstieg der Vereinsgeschichte abgewendet würde. Ansonsten würde es bei einer Protestpappe wohl nicht bleiben.

Frank Hellmann

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