Kranke Kanoniere: das Versehrten-Duell

München - Am 4. April beim 2:2 gegen Hannover 96 stand Alex Meier noch 90 Minuten auf dem Platz, seit 9. April ist er krank geschrieben. Patellasehnenprobleme. Bedeutet: Saisonende. Auch wenn die Spielzeit erst am 23. Mai endet. Nicht nur die Verletzung ist ärgerlich für den Stürmer von Eintracht Frankfurt, sondern auch der Fakt, dass er wohl die für ihn einmalige Chance versäumt, einmal Bundesliga-Torschützenkönig zu werden, in einer Reihe zu stehen mit Legenden wie Uwe Seeler, Gerd Müller und Jupp Heynckes. Der letzte Torschützenkönig aus Frankfurt war Anthony Yeboah, 1994.
19 Tore in 26 Spielen: So gut war Meier noch nie. Und dann diese blöde Verletzung am 27. Spieltag! Da werden Arjen Robben, Robert Lewandowski & Co. sicher noch vorbei ziehen, dachte Meier. Pustekuchen: Seine ärgsten Verfolger um die Torjägerkanone sind ebenfalls malade, und so könnte Meier am Ende doch triumphieren. Mit so wenig Treffern wie seit 2002 nicht mehr, als Marcio Amoroso (BVB) und Martin Max (1860) 18 Treffer zur Torjägerkrone genügten. Oder rauscht noch einer an ihm vorbei?
Bayern-Star Arjen Robben (bislang 17 Ligatreffer) wird es definitiv nicht sein. Muskelbündelriss im Unterschenkel lautete die ernüchternde Diagnose nach seinem 16-Minuten-Comeback im Pokal-Drama gegen Borussia Dortmund. Saisonaus statt Champions League gegen den FC Barcelona. Thomas Müller meinte mitleidig: „Das ist Wahnsinn.“
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Auch Arbeitskollege Robert Lewandowski (16 Ligatreffer) wird in der Liga heuer wohl nicht mehr so oft vorstellig werden. Im Luftduell mit BVB-Torwart Mitch Langerak, der sich mittlerweile per SMS bei seinem ehemaligen Mitspieler entschuldigt hat, erlitt der Torjäger einen Bruch des Oberkiefers und des Nasenbeins, dazu eine Gehirnerschütterung. Halbfinaleinsatz gegen Barça stark gefährdet. „Es sind noch ein paar Tage bis zum Spiel im Camp Nou. Ich hoffe wirklich, dass ich spielen kann“, sagte Lewandowski. Will sagen: Die Königsklasse hat ganz klar Vorrang vor der Bundesliga. Bayern-Coach Pep Guardiola wird ihm so viel Ruhe wie möglich geben, also eher wenig bis gar keine Schichten in der Liga, so dass er seinen Torjägertitel aus dem Vorjahr (20 Treffer) wohl nicht verteidigen kann.
Und wer könnte Alex Meier noch gefährlich werden? Womöglich Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang. 14 Tore hat er bislang auf seinem Bundesliga-Konto, zudem drei in der Champions League und vier im DFB-Pokal, darunter den für Bayern so schmerzlichen Ausgleich zum 1:1 am Dienstag. Angesichts von Dortmunds jüngstem Lauf (drei Siege in Serie) ist dem Gabuner durchaus noch der ein oder andere Treffer zuzutrauen.
Mit 13 Saisontoren folgen der Bremer Franco di Santo, Wolfsburg-Torjäger Bas Dost und ein gewisser Thomas Müller. Der Elfmeterschütze Nummer eins des FC Bayern führt mit 13 Toren und 15 Assists gemeinsam mit dem Wolfsburger Spielmacher Kevin de Bruyne (10 Tore, 18 Assists) zwar die Scorer-Liste der Liga an, war auch schon mal WM-Torjäger, aber noch nie Torschützenkönig in der Liga. Und wer Müllers Ehrgeiz kennt, weiß, dass er sich gewaltig ins Zeug legen wird, damit die Torjägerkanone mal wieder ein Müller vom FC Bayern gewinnt. Ist auch schon wieder 37 Jahre her.
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