Krach vor dem Kracher: Hoeneß-Schelte gegen Tuchel sorgt für Unruhe vor Duell gegen Real

München - Thomas Müller versuchte, das Thema des Wochenendes irgendwie kleinzuhalten, doch diesmal war selbst der wortgewandte Bayern-Star machtlos. Und so erinnerte sich Müller an Oliver Kahn, den früheren Weltklassetorhüter und Vorstandsvorsitzenden der Münchner. "Ich habe eben schon einmal, etwas unflätig, Oli Kahn aus einem legendären Interview zitiert", sagte Müller bei Sky, als er auf den Zoff zwischen Ehrenpräsident Uli Hoeneß und Trainer Thomas Tuchel angesprochen wurde: "Ist mir scheißegal."
"Ich find's absolut haltlos": Tuchel mit deutlicher Kritik an Hoeneß
Was hätte Müller auch sagen können? Die Debatte, die Hoeneß mit seinen Aussagen bei einem Podiumsgespräch der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ausgelöst hatte, war da längst nicht mehr einzufangen – spätestens, nachdem sich Coach Tuchel vor der Partie gegen Eintracht Frankfurt (2:1) gegen die pikanten Hoeneß-Sätze zur Wehr gesetzt hatte.
"Da habe ich sehr wenig Verständnis für. Ich find's absolut haltlos", betonte Tuchel bei Sky: "Das ist so weit an der Realität vorbei, dass ich eigentlich gar nicht darauf reagiert hätte, wenn es nicht von Uli Hoeneß gekommen wäre." Tuchel wirkte angefasst – und man konnte ihn nur allzu gut verstehen. Am Dienstag (21 Uhr/Amazon und im AZ-Liveticker) steht in der Arena das immens wichtige Halbfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Real Madrid an, da hilft es nicht, wenn der Cheftrainer öffentlich abgewatscht wird.
FC Bayern: Tuchel sieht sich in "Trainer-Ehre" verletzt
Hoeneß war unter anderem mit dem Satz zitiert worden, Tuchel habe "eine andere Einstellung. Er meint nicht, dass er einen (Alphonso) Davies, (Aleksandar) Pavlovic oder (Jamal) Musiala verbessern kann. Wenn es nicht klappt, sollte man einen anderen kaufen." Ein heftiger Vorwurf an Tuchel. Er selbst hingegen vertrete die Meinung bei jüngeren Spielern, ergänzte Hoeneß, "man sollte hart an ihnen arbeiten und ihnen Selbstvertrauen geben". Das wollte, ja das konnte Tuchel nicht auf sich sitzen lassen.
Die Hoeneß-Aussagen würden ein "tiefstes Verständnis" als Trainer ankratzen, meinte Tuchel und zählte einige Namen junger Spieler auf, die er und sein Trainerteam gefördert hätten. In dieser Saison hat etwa Mittelfeldjuwel Pavlovic unter Tuchel den Durchbruch geschafft.Er sei daher "ein bisschen" in seiner "Trainer-Ehre" verletzt, ergänzte der Coach: "Wenn wir was nachgewiesen haben im Trainerteam in den letzten 15 Jahren", dann sei es, dass "junge Spieler immer einen Platz" im Training und im Spiel hätten.

Rangnick hat wohl Zweifel an Trainer-Job beim FC Bayern
Tuchel weiter: "Der volle Fokus liegt jetzt auf Dienstag. Es stehen zehn unglaublich wichtige Tage an. Es gibt keinen schlechteren Zeitpunkt für Nebenschauplätze." In der Tat: Auf den Krach vor dem Real-Kracher hätte man beim FC Bayern verzichten können. Sportvorstand Max Eberl verpasste es später, seinem scheidenden Trainer zur Seite zu springen: "Das sind zwei Männer, die in ihrem Leben Großartiges geleistet haben", sagte Eberl nur: "Da braucht man nichts machen, das sind zwei Männer, die werden sich zusammenraufen." Wirklich?
Was man nicht vergessen darf: Mit der Trainersuche gibt es ja noch eine andere Baustelle, die in der heißen Saisonphase fast täglich für Ablenkung sorgt. Wunschkandidat Ralf Rangnick, der österreichische Nationaltrainer, befindet sich weiter in der Überlegungsphase. Laut den "Salzburger Nachrichten" plagen Rangnick Zweifel, ob er das Bayern-Angebot annehmen solle. Die Partie gegen Real sei zunächst "das Entscheidende", sagte Eberl. Wer als neuer Trainer übernehmen werde, "wird man danach sehen. Es ist so, dass wir uns fixiert haben." Auf Rangnick. Ob’s klappt?